Alle möchten alt werden, aber keiner will es sein. Dabei werden wir nun mal älter, der körperliche Verfall setzt früher ein als wir gemeinhin denken. Doch was ist, wenn man sich der Tatsache stellt? Mit ganz viel Feel-Good-Power dagegen anlächeln, oder dem Realismus den Vorzug geben? Ein Beitrag über narzisstische Krisen und Abschiede…
Nein, das hier wird keiner dieser Feel-Good Artikel nach Art von „Wir sind die jungen Alten und haben mehr Spaß als die Jungen es jemals haben werden“
Ich bin 49 Jahre alt, und im nächsten Jahr steht die 50 an. Toll. Ich fühle mich aber höchstens wie 30. OK, es gibt diese Tage, da quält man sich mit krachenden Knochen aus dem Bett. Und es gibt diese Tage, an denen man am Tag zuvor zu tief in ein großes Glas Wodka geschaut hat. Oder in mehrere. Diese Tage sind schrecklich. Schrecklicher als früher, man fühlt sich elendig und sieht auch genauso aus. Ich besitze eine Lesebrille und ich habe demnächst eine Darmspiegelung zur Vorsorge. Und ja, es gibt diesen Tag, an dem man einen Sitzplatz in irgendeinem Wartebereich angeboten bekommt. Spätestens hier ist der Ofen aus: Huch, wann bin ich alt geworden?
Entrüstet habe ich die Spam-Mails gelöscht, in denen mir ein Test für Hörgeräte angeboten wurde, oder die günstige Installation eines Treppenlifts, auch in Raten zahlbar. Nein, wie kommen die denn auf SOWAS? Doch irgendwann schaut man in den Spiegel, und dann sieht man ihn, den Verfall.
Ein Knitterfältchen mehr hier, etwas hängende Haut dort. Etwas mehr Speck hier und etwas zu wenig Unterpolsterung dort. Verflucht. Verflucht? Ja, denn ab sofort kann man mit Cremes, Sport und modernen Klamotten inklusive Haarschnitt nur noch nachhelfen, aber nicht mehr vermeiden. Irgendwann muss man sich der Tatsache stellen, dass man im hellem Tageslicht nach der Zahl aussieht, die im Paß steht.
Dabei ist das immer noch Jammern auf hohem Niveau. Wir sind heutzutage durchschnittlich deutlich fitter und gesünder als früher! Lebensabschnitte dehnen sich aus, es wird Platz für zusätzliche Entwicklungsprozesse. Im letzten Lebensabschnitt wird heute noch gelernt, verreist, geliebt…
Bei all den tollen Dingen, über die wir uns im Alter gerne definieren möchten, bleibt aber etwas auf der Strecke: Wo bleiben Verfall und Krankheit? Wo ist die Altersarmut in all den scheinenden Modellen? Defizite werden geschönt, man versucht Normen von Schönheit, Vitalität und Fitness aufrecht zu erhalten. Aufkeimende Gefühle der Sinn- und Wertlosigkeit finden keinen Platz im Feel-Good Universum der „neuen Alten“.
Wenn mich der Krebs heimsucht, wenn ich nicht mehr laufen kann, wenn meine Augen versagen, wenn mein Partner vor mir geht, wenn ich einsam bin, wenn meine Rente nicht zum Leben und nicht mal zum Sterben reicht…wie motiviere ich mich dazu mein Alter zu lieben und zu leben?
Diese Krisen sind immer vor allem auf Verluste bezogen: Verlust der sozialen Anerkennung im Beruf, nachlassende Leistungsfähigkeit, Vereinsamung, krankheitsbedingte Einschränkungen, nachlassende sexuelle Potenz und/oder Anziehungskraft, usw. Die Selbstzweifel, in einer Gesellschaft der Jungen und Vitalen, sie sind fast unvermeidlich.
Zum Glück hat die Natur da ein wenig vorgesorgt: Für die meisten Menschen verlieren äußere narzisstische Attribute wie Schönheit, beruflicher Einfluss, materielle Güter an Bedeutung je älter wir werden.
Was kann diese Krise mildern? Hier ist ein Gedanke sehr interessant: Man sollte sich schon frühzeitig verabschieden. Die gesunde Portion Realismus ist nie falsch, denn wir können das Altern nicht aufhalten. Selbst hinauszögern ist komisch, denn wer sich gegen die Welle stemmt, wird spätestens bei der nächst größeren umgeworfen.
Vieles verliert an Bedeutung, ich muss das nicht künstlich hochhalten. Neues kann den Platz einnehmen. Veränderung ist nicht schlimm, Stillstand kann es sehr wohl sein. In der zweiten Lebenshälfte den Veränderungsprozess zu initiieren bringt uns dazu Bewertungsmaßstäbe zu korrigieren. Die Wege Anerkennung zu erlangen, können sich ändern. Das Leben wird neu überdacht und geplant, denn Krankheit und weniger Geld gehören zu den wichtigeren Themen im Alter. Gesundheit, Reisen und Unbeschwertheit kann man nicht erwarten, höchstens erhoffen.
Ehrgeizige Erfolgsziele werden mit Gelassenheit relativiert, an die Realitäten angepasst, die Persönlichkeitsentwicklung ist nun stärker den je. Wir werden authentischer und wahrhaftiger im Alter. Die Falten, die schwindende Agilität, die nachlassende sexuelle Anziehungskraft sind nicht weltbewegend, wenn man sich früh genug über den Abschied klar geworden ist.
Wer im Alter seine Falten stolz wie Jahresringe zählt, trotz Gebrechlichkeit seine Beweglichkeit nach seinen Möglichkeiten beibehält und auch Sexualität genießen möchte und kann, wird sich glücklich schätzen können. Wenn diese Anpassungsflexibilität misslingt, sind eher Erstarrungsprozesse zu erwarten. Diese kennen wir von alten verbitterten Menschen, die sich nur noch von Undankbarkeit und Ignoranz umgeben sehen: „Ihr wartet doch nur auf mein Erbe“
Wäre das nicht schade, so diese Welt irgendwann verlassen zu müssen? Nein, ich will mir nicht einreden, dass alles toll wird. Keine Ahnung, ob meine Hüftgelenke die nächsten Austauschoperationen überstehen. Ich weiß noch nicht, ob ich als alter Mann arm sein werde. Die Highlights der Karibik bereisen und ein weiteres Studium beginnen? Wäre schön, aber ein Anrecht habe ich darauf nicht. Deshalb lasse ich mir die Laune nicht vermiesen, denn ich denke darüber nach. Wer sich der Realität stellt, kann keine schlimmen Überraschungen erleben. Und das Alter einfach wegzulächeln hat bislang noch keiner geschafft.
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(Fotos: Pixabay Keinerlei Sponsoring)
Ich bin 49 Jahre alt, und im nächsten Jahr steht die 50 an. Ich glaube an Wiedergeburt.
Eine bedeutende Erkenntnis der letzten Dekade: Wir sind nicht unser Körper – wir h a b e n einen. Geschenkt bekommen. Damit unsere Seele hier all die Erfahrungen machen kann, die sie zu machen wünscht. In einer Welt, in der nur das Gesunde zählt und das, was funktioniert, habe ich meinem Körper schnell übel genommen, wenn er aus der Reihe tanzte. Ich war wütend auf ihn, wenn er nicht tat, was ich von ihm verlangte. Ich hasse Krankheit. Wie ungerecht und arrogant das ist, ihn als Feind zu betrachten!
Fast 50 Jahre hat er Tag und Nacht sein B e s t e s gegeben für mich! Und mir ermöglicht, all das zu tun, all das zu fühlen, all das zu lernen. Einem Menschen, den wir lieben, würden wir unsere Liebe nicht entziehen, weil er alt geworden ist, nicht mehr so ansehnlich, langsamer, schwächer. Wir würden die verbleibenden Tage auskosten, nachsichtig sein und dankbar. Einem Menschen, den wir llieben…
Sterbebegleiter berichten, dass viele in ihren letzten Lebensstunden noch mal gewaltige Entwicklungsstufen erklimmen. Es bleibt spannend bis zur letzten Sekunde 😉
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Hermann Hesse
Liebe Thorlane,
in einem Yogabuch habe ich mal den Satz gelesen : in der Vorstellung seines Schöpfers ist der Körper der Tempel der Seele.
Das fand ich unglaublich schön – zeigt es doch, wir dürfen/sollen uns um beides kümmern, um die innere Schönheit wie auch den Körper. Und man braucht weder religiös noch spirituell zu sein, um die Einfachheit dieser Aussage zu erfassen, das finde ich das tolle.
Wenn ich Patienten habe, die mit sich nur Schindluder treiben, dann frage ich sie machmal, ob ich eine Rückmeldung geben darf, wie das auf mich wirkt. Und nur wenn die Antwort ja ist, dann sage ich obigen Satz und schiebe die Frage nach „und wie gehen Sie mit dem Tempel Ihrer Seele um?“. Manchmal bekomme ich natürlich einen hohlen Blick als Antwort aber ich habe es durchaus schon erlebt, dass mein Gegenüber sich dadurch sehr erschüttert gezeigt hat und es der Beginn war eines besseren Umgangs mit sich selbst. Die einfachen Wahrheiten sind manchmal die tiefgehensten, finde ich!
Lieber Roland,
Deine Art, zunächst die Erlaubnis für die Äußerung einer unbequemen Wahrheit einzuholen, erscheint mir sehr respektvoll. Aus meiner Erfahrung müssen wir jedoch ganz besonders hören, was wir nicht hören wollen… 😉 Spiritualität hat für mich gar nichts Versponnenes. Spirituell zu sein bedeutet für mich, zu erkennen, dass ich mehr bin als dieser Verbund aus Fleisch und Knochen mit einem Hirn drin, und der Wunsch, diese anderen Dimensionen zu erforschen. Irgendwoher habe ich den Gedanken, dass der Körper nicht die Seele trägt, sondern die Seele den Körper. Das erscheint mir stimmig, wenn ich an viele Leben glaube und an eine Seele, die sich selbst mit immer neuen Facetten erfährt. Der Körper, den sie (gerade) trägt, hilft ihr dabei.
Was ist denn nun, wenn ich meinen Tempel wirklich gut behandle und trotzdem an ihm leide?
Dieses Leiden… wozu soll das gut sein. Wozu soll es überhaupt sein.
Und hier möchte ich eine mikroskopisch kleine Schrift, die kaum zu lesen ist, denn ich fürchte mich davor, diesen Gedanken in mir und der Welt laut werden zu lassen: Durch Leid habe ich am meisten und am tiefsten gelernt.
Ich will das nicht! Nicht so. Ja, wenn ich sterbe, will ich wirklich viel über das Leben wissen! Aber um diesen Preis?! Kann das nicht anders gehen.
Ich bleibe dran, an diesem rätselhaften Amalgam Leid-Erkenntnis-Klugheit. Und berichte über etwaige Trennungserfolge. Bitte.
Wow, spannendes Thema, das viele Gefühle, Erwartungen und Erfahrungen einschließt!
Ich tue mich offen gesagt nicht ganz leicht mit dem Älterwerden, was zugegebenermaßen auch die äußere Fassade mit einschließt, mehr aber, dass man mit zunehmendem Alter von der Gesellschaft/im Beruf auch anders, weniger?, wahrgenommen wird – ganz egal, ob/wie leistungsfähig und jung man sich selbst auch noch empfindet. „Man ist so alt, wie man sich fühlt“ stimmt meiner Meinung nach nur bedingt, dies mag aber vielleicht eher Frauen betreffen, die auch heute noch mehr über ihr Erscheinungsbild bewertet werden als Männer.
Und ja, ich frage mich seit wenigen Jahren (ich bin übrigens 57), wie viele Jahre meinem Partner und mir wohl noch bleiben, ob wir diese gesund erleben werden (mein Mann war die letzten Jahre zweimal lebensbedrohend erkrankt, und ich habe meine Schwester sowie engste Weggefährten im Alter zwischen 48 und 54 Jahren verloren) und auch, ob wir diese finanziell ausreichend überstehen.
Dass mir die Live-Version von Depeche Mode’s „Enjoy the Silence“ 2001 in Paris besser gefällt als die von Jänner 2018 in Berlin, oder auch „Come to my Aid“ des jungen Mick Hucknall 1992 in Hamburg besser als spätere (die Herrschaften sind alle in meiner Altersklasse ;-)), oder ich bei manchen Gartengewächsen nicht mehr die allerkleinsten pflanze, sind nicht ganz ernstgemeinte Details am Rande :-).
Weise Worte. Ich bin 63 Jahre alt und kann Dir als erstes mal glaubhaft versichern, dass heutzutage kein Mensch mehr in der Bahn aufsteht und Dir seinen Platz anbietet. Das ist völlig aus der Mode gekommen.
Aber damit kann ich gut leben. Ich kann überraschenderweise generell ganz gut mit meinem fortschreitenden Alter leben. Ich muss mir – und anderen – nichts mehr beweisen und die körperlichen Makel (ein jeder hat ja andere „Problemzonen“), die mich mit Mitte/Ende 40 total gestört haben, werden heute von mir gnädig übersehen. Man wird überhaupt gnädiger mit sich selbst. Am besten gefällt mir, dass mich dieser radikale Selbstoptimierungswahn verlassen hat, dem die meisten von uns in der Mitte des Lebens unterliegen: besser, schöner, schlanker usw.
Ich erlebe zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich mich einfach so lieben kann wie ich bin.
Über die Sinnhaftigkeit nachzudenken bleibt mir seit der Geburt meiner beiden Enkelinnen nicht allzuviel Zeit, die beiden sind der leibhaftige Sinn, zumindest für mich. Natürlich habe ich auch Angst vor Krankheit, dem Verlust des Partners, Pflegebedürftigkeit und damit einhergehendem Verlust der Selbstbestimmung, und ich weiß heute noch nicht, wie es mir dann geht, wenn der worst case eintritt.
Meine Erkenntnis aus dem Reifungsprozess ist eine ganz simple: Nur die Liebe zählt, sie ist das, was uns mit anderen Menschen verbindet und auch das, was übrigbleibt.
Das sind ermutigende Aussichten… :))
Liebe Irene, Deinen abschließenden Satz finde ich wunderschön und unterschreibe ihn zu 100 Prozent (selbst wenn diese Erkenntnis in manchen bad oder worst case-Phasen vereinzelt ins Wanken geraten mag) :-)! GLG Ursula
Danke, das hast du wunderbar beschrieben!
@Thorlane: Ja, sind es tatsächlich. Ich hätte vor 15 Jahren nie gedacht, dass ich beim Blick in den Spiegel die Gelassenheit empfinde, die ich heute habe. Allerdings sind mir bisher auch im Familien- und Freundeskreis die ganz harten Einschnitte, wie Ursula sie erleben mußte, erspart geblieben, wofür ich sehr dankbar bin.
Auch dass alternde Männer von der Gesellschaft nicht einem so gnadenlosen Maßstab unterliegen wie Frauen, ist leider nur allzu wahr. Was das betrifft, ist meine persönliche Situation recht komfortabel, ich arbeite noch, muss aber nicht zum Familieneinkommen beitragen (wäre bei meinem lächerlichen Gehalt auch unmöglich).
Was ich allerdings tun kann und auch tue ist, jüngere Frauen, meine Schwiegertochter z.B., zu unterstützen und auch zu ermutigen, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern und auch mal an sich selbst zu denken, denn wenn die Kinder klein sind, bleibt man sonst gerne mal auf der Strecke.
Jünger sein möchte ich eigentlich nur aus einem Grund: ich könnte dann – wahrscheinlich – noch ein bißchen länger auf dieser Welt bleiben, das wäre schön.
Du kommst wieder, versprochen… 🙂
Ich erwarte immer, dass ältere Menschen klüger sind als jüngere. Und freue mich sehr, von Lebenserfahrung profitieren zu dürfen. Danke also!
Alle haben Kommentare geschrieben, in denen soviel Wahrheit & Weisheit steckt.
Und Irene hat Recht: am Ende bleibt nur die Liebe und damit verbunden die Erinnerung: nur sie macht uns unsterblich !
Zugegeben, ich schaue Richtung Alter nicht wirklich sorglos.
Man informiert mich ja andauernd, dass ich von der Rente nicht wirklich leben kann – ich stolpere über den Namen „Rentenversicherung“ – man versichert mir ja rein gar nichts, Krankheiten sind auch häufiger mit zunehmendem Alter und wer will schon runzelig aussehen. Verhindern lässt es sich nicht, egal was ich davon halte.
Ich sehe auch in meiner Generation viele verbitterte Menschen die sich aufgegeben haben. Mit Ende dreißig, Anfang vierzig. Abgegeben mit miserablen Job die sie unglücklich machen, in schlechten Beziehungen, körperlich krank – selbst angefuttert – und frage mich was machen sie mit 65, wenn schon jetzt das Leben nur noch schlimm ist…
Ich habe nicht mehr die Mail Adresse, möchte mich aber hier für die wunderschöne Adventskarte bedanken über die ich mich sehr freue. 🙂
Sehr gerne, liebe Ombia!
Carmen
Hatte auch Probleme mit dem Aelterwerden, graue Haare, Fältchen usw. und dann kam der Krebs, und das alles wurde bedeutungslos. Jetzt trage ich meine kurzen graue Haare mit Stolz, ich bin froh, dass ich vielleicht alt werden kann. Habe jetzt andere Prioritäten und die Zeit ist viel wertvoller geworden, Mein Leben ist jetzt besser und ich sehe dem Alter sehr gelassen entgegen. Liebe noch immer mich zu pflegen aber ich tue das für mich, um mich wohlzufühlen.
Liebe Grüsse,
Danke für diesen kleinen Einblick. Ich glaube dir sofort, dass sich die Prioritäten verändern, wenn es ums „Eingemachte geht“
Liebe Grüße, KK
Ich bin bei dem Thema völlig zerrissen, weil ich ein wenig außerhalb des normalen Generationenwechsels lebe und liebe 😉
Ich bin 56, und unsere sehr sehr lang ersehnten Kinder sind 9 und 6. Also bin ich einerseits eine Mama von noch ziemlich kleinen Kindern, die somit mitten im Leben steht, und andererseits eine mittelalte Frau (wie meine Kinder es ausdrücken ;-)), die sich mit allen oben erwähnten „Erscheinungen“ auseinandersetzen muss. Manchmal fühl ich mich noch ganz schön jung, und manchmal wie ein Wrack 😉 Die Energie, gegen alles o.g. anzukämpfen (mit viel Pflege, viel Sport, viel Erholung, etc.), fehlt mir oft, geht unter in Hausaufgaben, Spielen, Kindergarten- und Schulveranstaltungen und nicht zuletzt im Halbtagsjob. Aber manchmal glaub ich, dass genau das mich auch fit hält, zumindest seelisch. Wenn ich mit meinen Kindern glücklich bin, mich aus ganzem Herzen freuen kann, hab ich weniger Falten, hab ich den Eindruck 🙂 *)
Die fiese Autoimmunerkrankung, die ich (höchst wahrscheinlich) habe, ist messbar, beeinträchtigt mich aber grad nicht. Und ich vermeide es oft feige, mich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass es in absehbarer Zeit böse ausgehen könnte (was es nicht unbedingt muss). Das aber nur am Rande…
*) was nicht bedeutet, dass ich nicht alle Tipps und Empfehlungen hier aufsauge, und meine Haut – wenn ich nichts falsch mache – seit langem nicht besser aussah!
Da sagst du was! Ich denke auch, dass solch ein aktiver Lebensstil länger jung hält, egal wie man das für sich definiert.
Und Kinder bringen ja nun mal meist Freude, und das ist, neben Liebe, Lebensquell Nummer eins. Toller Einblick, Danke!
Liebe Grüße, KK
@ Thorlane: Ich danke Dir für Deinen wundervollen Beitrag, der mir so tief aus der Seele spricht… Unser Körper ist das Gefäß unserer unsterblichen Seele, ein Gefäß, das wir wertschätzend behandeln und hüten sollen – aber nichts, dass das, was uns wirklich ausmacht, darstellt.
Ich bin letzte Woche 64 Jahre alt geworden – und hätte nie von mir gedacht, dass ich so wenig Probleme mit zunehmenden Fältchen, grauen Haaren und dem, was ich meine „Weisheitshaare“ 😉 nenne, habe…
Natürlich pflege ich mich, liebe dekorative Kosmetik und exklusive Düfte – aber das ist nicht die Hauptsache für mich.
Die Hauptsache ist das, was Irene so schön beschrieben hat: Der Sinn unseres Lebens ist, Liebe in die Welt zu bringen. Nur das zählt.
Und was wir in diesem Leben nicht schaffen, müssen wir halt im nächsten erledigen…😇
Mein Leben hat bis jetzt sehr viele Höhen und Tiefen gehabt und ich lebe es seit meiner von mir initiierten Scheidung allein – aber bin nicht einsam.
Meine große Liebe und ich können aus Gründen, die hier zu erklären zu weit führen würde, nicht zusammen leben. Dennoch sind und bleiben wir miteinander verbunden.
Ich erkenne Tag für Tag mehr, welche Freiheit das Alter(n) einem schenkt: Selbstbestimmung, nicht mehr jeden Trend mitmachen zu müssen, klare Grenzziehungen im Hinblick darauf, was und wer mir guttut und was und wer nicht…
Die (rückblickenden) Erkenntnisse, warum bestimmte, auch leidvolle, Schritte in meinem Leben für meine innere Entwicklung notwendig waren und wie alles miteinander verbunden ist.
Und zum Schluss: Die größte Freiheit von allen: Zu wissen, dass ich jederzeit abberufen werden kann ohne Reue, in meinem Leben irgendetwas verpasst zu haben und ohne Angst davor, auf die andere Seite zu gehen (auch wenn ich mir das möglichst ohne langes Siechtum und Schmerzen wünsche).
Wenn meine Zeilen heute etwas melancholisch klingen, dann hat das auch damit zu tun, dass jemand Gleichaltriges aus meinem Bekanntenkreis sehr überraschend nach einem plötzlichen Herzstillstand gestorben ist.
Das lenkt zwangsläufig noch einmal den Blick auf die wesentlichen Dinge im Leben…
Und so gilt nächstes Jahr dann auch für Dich, lieber KK, was ich einem guten Freund einmal zum Geburtstag dichtete 😉:
So sind sie nun erworben,
in Ehren, redlich und nicht immer ohne Kampf
die 5 Jahrzehnte Deines Lebens.
Und ist deswegen heut ein andrer Morgen?
Ein andrer Blick?
Mehr oder weniger Sorgen?
Sie kam ganz leis‘,
die fünf,
und nicht mit Donnerhall,
gesellt sich Dir zur Seite,
auf dass als Freundin sie Dich nun begleite.
Und wie ein jedes der Jahrzehnte
trug bei zu dem
der Du heut bist,
so wird auch dieses Dich gestalten
der Mensch entwickelt sich, so lang er ist.
Einen schönen Abend allen hier und viele Grüße!
Lieber KK,
diesem einem Satz stimme ich voll und ganz zu;
„Liebe zählt, sie ist das, was uns mit anderen Menschen verbindet und auch das, was übrigbleibt“;
ich bin 57 Jahre alt und war in jüngeren Jahren der Ansicht, dass Menschen mit zu nehmenden Alter auch Reife und Weisheit erlangen, heute weiß ich, dass das leider sehr oft nicht der Fall ist, die Erfahrung lehrte es mich, dass viele Menschen einfach nur alt an Jahren werden….
Umso mehr freut es mich, bei Dir und in den Kommentaren zu lesen dass es auch noch andere gibt,
dieser Austausch ist eine große Freude und Goldes wert!
liebe Grüße an alle
Gabriele
Lieber KK,
jedesmal, wenn ich bei einem Deiner Nicht-Kosmetik-Artikel denke „so, den kann er jetzt aber nicht mehr toppen“ haust Du mit Garantie noch einen raus… danke für die tollen Zeilen! Und die klugen und schönen Kommentare, unter die ich jedesmal schreiben könnte „ja genau!“.
Ich bin ein Jahr jünger, die 50 steht erst in zwei Jahren vor der Tür und kenne diese Wahrnehmung und Gedanken von sich selbst und der Welt sehr gut.
Ich habe das große Privileg, ein bisher eher unbeschwertes Leben genießen zu dürfen im Hinblick auf private Sorgen oder finanzielle Sicherheit, war gesundheitlich bis vor zwei Jahren immer völlig unbelastet (noch nie im Krankenhaus gewesen, noch niemals operiert oder genäht.. keine Unfälle, nix… fast schon spooky), bin eingebettet in ein Umfeld von Menschen, die mir viel bedeuten und hoffentlich auch andersrum. In meiner Arbeit begegne ich natürlich auch ganz vielen Menschen, die eine ganz andere Lebensgeschichte haben und vor allem auch mit schweren Erkrankungen zu kämpfen haben – und das Ringen um das Leben, um das eigene Selbst, das Glück, das rührt mich jedesmal an.
Und mich rührt sehr an, wie persönlich hier so viele von sich und ihrem Leben berichten und Dich und alle anderen teilhaben lassen.
Einen schönen Abend allen!
Vielen Dank, ich war auch sprachlos über die vielen erhellenden Kommentare. Ich hoffe, dass wir alle niemals einsame Menschen sein werden, wenn wir so viel zu sagen, und zu teilen haben.
Liebe Grüße, KK