Trends und Hypes, davon gibt es in der ambitionierten Hautpflege mehr als genug. Doch was sind meine persönlichen Tipps fürs kommende Jahr, und worauf kann ich getrost verzichten? Eine subjektive Einschätzung.
Einen Blick in die Glaskugel wage ich nicht, brauche ich auch nicht, denn es geht heute um meine persönliche Meinung zu Skincare-Trends, die wir in 2022 noch größer erleben werden, und welche wohl in Vergessenheit geraten werden.
1. DIY (Do It Yourself) ↓
Die Information setzt sich langsam immer weiter durch: DIY, also selbstgerührte Kosmetik, ist gerade bei Gesichtspflege nicht immer die beste Idee. Auch wenn man dem Nachhaltigkeitsgedanken anhängt, und gerne auf natürliche Inhaltsstoffe setzen möchte, so wird immer mehr Menschen klar, dass die Produktion von Kosmetikprodukten (meist) in professionelle Hände gehört, wenn man denn einen gewissen, höheren Anspruch an seine Pflege hat.
Und wer nicht beinahe täglich frisch anrühren möchte, wird auch mit der Haltbarkeit der selbst gemachten Produkte keine Freude haben.
Sicherlich kann man sich kleinere Cremchen selbst machen, aber allein wenn es z.B. um Sonnenschutz geht, rate ich persönlich heftigst von einer Eigenproduktion ab. Die Zusammensetzung und Komposition einer guten und vor allem verlässlich wirksamen Sonnencreme ist wahrlich kein Kinderspiel.
2. Niacinamid (Wirkstoff) ↑
Ich selbst bin kein wirklicher Freund dieses Wirkstoffs, allerdings liegt das an persönlichen Gründen, nicht weil er nicht wirksam in der Hautpflege wäre.
Es gibt mittlerweile viele Belege für die Wirksamkeit, sodass Niacinamid mittlerweile als Wirkstoff-Superstar gehandelt wird, ähnlich wie Hyaluron oder Retinol.
Ganz so weit würde ich persönlich nicht gehen, aber das ist eben auch eine Frage der Vorlieben.
Klar ist, dass 2022 noch eine große Reihe weiterer Kosmetikfirmen auf den Nia-Zug aufspringen werden. dabei beobachte ich etwas mit Sorge, wie die Einsatzkonzentrationen dieses Wirkstoffs in ungebremste Höhen schnellt.
Höhepunkt: Niacinamid-Pulver zum selbst in eine beliebige Creme rühren. Von der unberechenbaren Galenik mal ganz abgesehen, sollte der Wirkstoff nicht bis ins unendliche dosiert werden. Zweistellige Bereiche halte ich meist für nicht mehr zielführend.
Doch im Wettbewerb der Kosmetik-Brands schauen Konsumenten meist viel zu oft auf Mengen und Konzentrationen, weil man ja für sein Geld auch etwas geboten bekommen möchte. Verständlich.
Doch: Wichtiger als die Höhe der Wirkstoffkonzentration ist oftmals die elegante Rezeptur und Zusammensetzung! Intelligent kombinierte Stoffe verstärken sich gegenseitig, haben also synergistische Effekte, und die werden von den Datenblatt-Junkies natürlich schlicht übersehen. Kein Wunder, denn die weise Komposition von Kosmetikprodukten ist eine eigene Welt.
Also, Hallo Niacinamid, aber mit Bedacht anwenden.
3. Intelligente Formulierungen statt Minimalismus oder Opulenz ↓↑
Wir kennen alle die schier unübersichtliche Schar der neuen Skincarebrands mit Single-Wirkstoff-Produkten. Die scheinen auf den ersten Blick günstig, kombiniert man sie aber (hoffentlich weise und richtig) kosten die vielen Fläschchen im Bad mindestens genauso viel wie ein gut konzipiertes Pflegeprodukt, das mehrere Dinge vereinen kann.
All diese Brands schiessen derzeit aus dem Boden wie Fußpilz in einem Schulschwimmbad. Allein, die Anwesenheit dieser Firmen hat das Bewusstsein der Leute für Hautpflegewirkstoffe geschärft. Man kennt plötzlich Stoffe wie z.B. Retinol, Hyaluron, Niacinamid oder Squalan. Das ist eine erfreuliche Entwicklung.
Doch auf den anderen Seite kanibalisieren sich die vielen Firmen selbst und werden bald zahlreich ins Land der Vergessenheit wandern. Firmen wie „The Ordinary“ können höchstwahrscheinlich einen festen Platz behalten, weil sie unter dem Dach eines Weltkonzerns sicher geschützt wachsen können, TO gehört nämlich mittlerweile zu Estée Lauder.
Dagegen stehen dann (und das ist eigentlich lustig) auf der anderen Seite Firmen, die entgegen dem Minimalismus eine gewisse Opulenz in Sachen Hautpflege propagieren.
Da wären wir dann nämlich nochmals bei Lauder (oder auch Paulas Choice, also besonders gerne US-Firmen), die zwar relativ gute Pflegeprodukte konzipieren, die auch tolle Ansätze mitbringen (z.B. kein unguter Alkohol, keine Duftstoffe, Wirkstoffe mit bewiesener Wirksamkeit, usw.), die allerdings in ein einziges Pflegeprodukt so dermaßen viele Wirkstoffe kombinieren, dass eine sensible Haut höchstwahrscheinlich gleich aufgibt.
„Viel“ bedeutet nämlich nicht zwingend „besser“. Wie ich schon schrieb: Der Trend geht meiner Meinung nach deutlich hin zu intelligent kombinierten Wirkstoffen in Hautpflege, die die haut nicht überfordern, sondern unterstützen und optimieren. Die Schrotschuss-Taktik wird sich überleben, das bedeutet aber auch, dass man sich individueller um Hautpflege kümmern muss.
Doch die Grundsteine sind gelegt, immer mehr Frauen und Männer haben grundlegende Kenntnisse in Hautpflege, sie lassen sich nicht so schnell von Werbeversprechen einlullen, und das Interesse an weiteren Informationen ist groß. Das lässt hoffen.
4. Nochmal ein Comeback von Retinol ↑
Der Anti-Aging-Wirkstoff wurde vor einigen Jahrzehnten von der Kosmetikfirma Lancaster groß gemacht. Davor waren Retinoide bereits in der Aknetherapie erfolgreich. In „schnöden“ Pflegeprodukten wurde Retinol dann bekannter und bekannter, bis eine Pausenphase einsetzte.
Wahrscheinlich waren die „Nebenwirkungen“ des Wirkstoffs zu zahlreich, die Kosmetikindustrie fürchtet sowas natürlich sehr, und somit geriet der Stoff zwar nicht in Vergessenheit, war aber einige Zeit lang in OTC-Produkten eher bedeutungslos.
Wohl auch seit Paulas Choice erlebt Retinol in seiner eher verträglicheren Form, sowie durch zahlreiche Derivate und Verkapselungstechnologien eine Renaissance.
Auch verschreibungspflichtige Retinoide gewinnen wieder an Bedeutung, denn die Berichte dazu mehren sich in der Öffentlichkeit, und sowas möchte man ja nicht verpassen. Zum Glück sind diese Produkte aber nicht so einfach erhältlich, sodass sich wohl keine große Zahl an Menschen daran die „Finger verbrennen“ wird, denn der Ursprungsstoff ist mit Bedacht und Vorsicht zu genießen.
Aufgrund der hohen Rate an Erwähnungen von Retinol wird aber die Nachfrage steigen, und mehr Produkte werden aus dem Boden schießen, auch im Drogeriebereich. Und da werden besonders die verträglicheren, und offenbar wohl auch recht wirksamen aber sanfteren, Derivate (wie zB. Hydroxypinacolon) eine große Rolle spielen.
Ähnlich sehe ich übrigens den Einsatz von Peptiden. Denen widme ich aber keinen eigenen Punkt, da hier die Studienlage noch längst nicht mit der zu Retinoiden zu vergleichen ist. Aber wir werden sicherlich 2022 noch viel von den Eiweißkombinationen hören.
5. Üppigste Pflegerituale ↓
Die (mindestens) 10 Schritte der koreanischen Pflegerituale, oder double bis triple Cleansing sehe ich persönlich kritisch.
was da eigentlich tagein-tagaus passieren kann: Eine Überforderung der Haut, die im Endeffekt in einer gestörten Barrierefunktion der Haut endet. Und das bedeutet, unsere Haut reagiert zunehmend sensibel, agiert auffällig, wir „fühlen uns nicht mehr wohl in unserer Haut“.
Ich kann ja verstehen, dass man hart arbeiten muss, wenn man z.B. wasserfestes Make-up entfernen möchte, doch die Hautreinigung ist kein romantisches Ritual, sondern Stress für die Haut. Daher ist die Empfehlung vielleicht doch (hier und da) auf wasserfestes Make-up zu verzichten zumindest mal zu überdenken.
Mehr als zehn Schichten Pflegeprodukte auf die Haut zu geben ist ähnlich stressend, denn auch wenn man sich da eine Menge Streicheleinheiten gönnt, so muss die Kombination all der Inhaltsstoffe nicht immer zielführend sein, selbst wenn man sich aus nur einer einzige Skincare-Pflegeserie bedient. Harmoniert das wirklich alles zusammen? Brauche ich das alles wirklich?
Und wenn es zu Unverträglichkeiten kommt? Wie identifiziere ich dann den „Schuldigen“, bei der Vielzahl der Inhaltsstoffe?
Lieber nochmals zurück zu Punkt 3. 😉
6. Die Hautbarriere stärkende Produkte ↑
Gefühlt werden die Hauttypen um mich herum immer sensibler. Das mag auch am Interesse an Hautpflegeprodukten liegen. Wir probieren heute deutlich mehr aus, als noch vor einigen Jahrzehnten. Nicht immer bekommt das unserer Haut gut.
Ceramide sind ja z.B. schon recht lange in Hautpflegeproukten zu finden, und doch nimmt man sie erst seit geraumer Zeit als wichtige Inhaltsstoffe wahr.
Auch die Baustoffe der Barriere, wie z.B. Phospholipide werden immer bekannter. Dazu gesellen sich bestimmte Stoffe, wie z.B. reichhaltigere Öle (kommt 2022 bestimmt ganz groß: Kaktusfeigenkernöl), aber auch Pre- und Präbiotika, sowie Fragmente davon.
Eine gute Idee, die schon deutlich früher Verbreitung hätte finden müssen, denn nur eine intakte Haut kann auch gut aussehen. Ansonsten doktert man immer nur an den „Symptomen“ herum, ohne das eigentliche Problem zu lösen.
Der Schlüssel zu gut aussehender und gesunder Haut liegt also u.a. auch bei unserer stark unterschätzten Hautbarriere.
7. Seren für die Kopfhaut
Ja, komisch, die Kopfhaut vergisst man irgendwie schnell. Ist ja auch Haut, braucht auch eine gewisse Pflege, und nicht immer reichen Shampoo und Spülung bis dorthin. Dabei ist eine gesunde Kopfhaut ja auch Nährboden und somit essentiell für gesund aussehendes Haar.
Die verschiedenartigsten Seren werden wir wohl 2022 kennenlernen. Angefangen von den altbekannten Schuppen-Bekämpfern, über einfach nur Wohlfühllotionen (weg mit dem Alkohol auf dem Kopf!), bis hin zu stärkenden und multifunktionalen Seren, die der Kopfhaut gut tun, und gleichzeitig z.B. das Haar „verdicken“.
8. Wet, Wet, Wet ↑
Zuletzt noch ein ganz anderer Tipp…
…von meiner lieben Freundin Pepsi, Make-up-Artistin aus New York. Sie setzt 2022 ganz auf den „Wet-Look“. Egal ob Haare, Lippen, usw. alles muss nass glänzen. Richtig nass!
Hmm, ich habe da in einer Ecke noch irgendwo eine uralte Tube Wet-Gel rumliegen. Das fühlt sich irgendwie so nach 80er-Jahre an. Himmel, es kommt aber auch alles wieder zurück.
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(Fotos: Pixabay. Keinerlei Sponsoring)
Lieber KK,
Ich gebe Dir recht. Kosmetik selber machen davon halte ich auch nichts, auch wenn das oft im Internet angepriesen wird wie einfach und leicht dies geht. Da strolche ich doch lieber durchs Internet oder durch die Drogerien und lass mich überraschen was es von den diversen Firmen Neues gibt. Was „Catrice“ da geritten hat so ein Niacinamid-Pulver auf den Markt zu bringen weiß ich auch nicht. Ich werde es mir jedenfalls nicht kaufen.
Nix selber rührende Grüße von Herr TO.
Guten Morgen,
Catrice hat jetzt auch so ein Pulver ? Habe ich noch gar nicht gesehen. Ich habe ja keinerlei Ahnung wieso, aber Immer wenn ich an der Marke vorbeigehe denke ich an Herrn ……………….
Ich war so dämlich mir das Pulver in HH im Alsterhaus mitzunehmen. Musste es einfach haben. Nun steht es unbenutzt rum. Entweder ich verschenke es oder mische mal ab und zu was in die Bodylotion. Schaun wir mal.
So, ich muss in`s Bergwerk. Mal sehen was die Woche bringt. Noch ein bis zwei Krankmeldungen und wir können wegen Handlungsunfähigkeit schließen. Ich bin dann die letzte und mache das Licht aus.
dunkle Grüße Christiane
Bei WET-Look bin ich raus, bei 10 Schichten war ich noch nie dabei. Ich vereinfache immer mehr, nach vielen Tests setze ich für meine nicht mehr junge, aber dank jahrzehntelanger Pflege (seit ich 16 war) recht annehmbare Haut auf gute Wirkstoff-Seren und reizarme Cremes. Und Retinol, natürlich, ganz wichtig. Kaum Nia (hab eh trockene Haut, wird dann knittrig), keine Säuren, höchstens Enzyme.
Positive Effekte bei Ölen hatte ich bisher kaum, aber kürzlich habe ich (wird ja Winter) das neue Kaktusfeigenkernöl von Jislaine mitgenommen. Und bin zu meiner eigenen Überraschung begeistert! Samtweiche Haut, zieht (mit Feuchtigkeit) gut ein, aber vor allem: wie weichzeichnete Fältchen, sogar unter den Augen!! Und am Hals! Da du es als Trend im nächsten Jahr vermutest, bin ich da wohl nicht allein 😉.
Noch ein Tipp für eiskalte Wintertage: Wonderbalm von „The Glow“. Nicht für jeden, weil ätherische Öle enthalten sind. Nicht preiswert, aber extrem ergiebig und multifunktional. Und ich liebe den Duft nach frischem Lavendel, wie Sommer im Winter.
Hallo KK,
der Beitrag ist Dir richtig gut gelungen 🙂 Du triffst genau die derzeitigen Trends und fasst es gut zusammen.
Mit Nia werde ich auch nicht wirklich warm, besonders die Hochprozenter sind da wirkliche Trigger für meine Haut. Alles über 5 % kann schon fiese Hautreaktionen bei mir hervorrufen. Und die 3 Tropfen von einem 20 % Nia Serum, mal ehrlich, das reicht ja für eine Nase….was soll sowas?
Auch Pkt. 5 unterstreiche ich so eins zu eins. Bei mir macht diese Vielstufenpflege nicht nur der Haut Stress, sondern auch mir. Davon möchte ich zukünftig wirklich wegkommen und für mich zu einer reduzierteren Hautpflege finden. Dieser übervolle Badezimmerschrank, wo man sich schon kleine Klebepunkte zum MHD auf die Flaschen kleben muss, damit man überhaupt im Auge behalten kann, was man bis spätestens zum…aufbrauchen muss. Darauf habe ich keine Lust mehr und dies hat auch nichts mehr mit selfcare /-love zu tun. Zumindest für mich.
Auf die Kopfhautseren bin ich gespannt, ob und was Du da vorstellen wirst, auch wenn ich für mich wohl nichts mehr an meiner Kopfhaut- und Haarpflege verändern werde.
Seit ich nur noch ein Shampoo nehme (Ducray extramild) und sonst nicht mehr viel mit anderen Produkten rum experimentiere, ist meine Kopfhaut total unauffällig. Nichts juckt mehr, ist gerötet oder hat gar fiese Pickel. Und das gefühlt schon ein Jahr lang.
Und by the way: der Algorithmus hier zu den „ähnlichen älteren Beiträgen zum Thema“ ist wie ein Adventskalender 😉 Schön, dann auch mal in ältere Beiträge reinzulesen.
Viele Grüße und allen hier eine gute Woche
Eileen
Ich habe dieses Jahr zwei Produkte getestet, die angeblich speziell für empfindliche Haut bestimmt sind. Bei beiden begann schon nach kurzer Anwendungszeit die Haut auf den Wangen zu kribbeln und brennen. Beiden gemeinsam: Niacinamid. Das Zeug mag ja toll sein, aber hat meiner Meinung nach nichts in Produkten zu suchen, die für einen Hauttyp bestimmt sind, der sich schon mal per Ekzem „bedankt“, wenn ihm was nichts passt. Kam umgehend auf meine schwarze Liste.
Zum Thema Ceramide kann ich den Barrier Booster von Colibri empfehlen..ist ein cremeartiges Serum zu dem ich immer greife, sobald das Hautbild unruhiger wird..