*KONSUMKAISER*

Heute schaue ich mir noch einmal zwei weitere Herrendüfte von Hugo und Yves Rocher an, die man sicherlich als „Mainstream Extreme“ bezeichnen kann. Und die schwimmen tatsächlich sehr auf der eher unscheinbaren Mittelwelle. Aber das muss ja nicht schlecht sein…

 

 

 

Eigentlich bin ich ja froh, dass es eine Renaissance der frischen und weniger süßen Herrendüfte gibt. Düfte sind zwar Geschmacksache, und über Geschmack lässt sich nun mal schwer streiten, aber die buchstäblich atemberaubenden süßlichen Stinkbomben, die sich mit neonfarbener Penetranz beinahe an jeder Straßenecke in meine Nase gebohrt haben, hätten alleine schon Applaus für eine Maskenpflicht bei mir ausgelöst.

Aber da man solche Düfte aus Egoismus ja nicht einfach verbieten lassen kann, muss man auf den Wandel der Duftmoden hoffen. Und nun ist sie da, die Wachablösung. Immer mehr frische, aquatische und würzig-markante Düfte erobern wieder den Markt, und mir fällt ein halber Mount Everest vom Herzen.

HUGO „Now“ kommt rein optisch schon ziemlich kühl und frisch daher. Der gefrostete Flakon erinnert (typisch Hugo Boss) an eine Feldflasche. Allerdings stört der Drehverschluss aus hartem Billigplastik etwas den Gesamteindruck. Der Inhalt ist aber Gletscherwasser-Blau, das wirkt schon beim ersten Anblick erfrischend. Ich, als Liebhaber solcher Düfte, kann gar nicht anders, als sofort das Probeschnuppern einzuleiten.

Mein erster Eindruck: Das kennt man schon lange und tausendfach. Und tatsächlich verändert sich der Duft auch nicht großartig auf meiner Haut. Er bleibt frisch und tut keinem weh. Kaum auffällig, einer dieser typischen Deo- oder Duschgeldüfte, mit denen mann kaum etwas falsch machen kann. Ausser, er drück gleich zehn Mal den Sprühknopf und dieselt sich von Kopf bis Fuß damit ein. Die Fliegen an den Wänden dürften diese Attacke keinesfalls überleben, denn der Duft beinhaltet auch eine gewisse „Schärfe“, die in der Nase kratzt und ein klein wenig „gewöhnlich“ wirkt.

VORSICHT beim Aufsprühen auf ein blütenweißes Hemd! Das EDT ist ganz leicht eingefärbt, und sprüht man konzentriert auf weißen Stoff, hat man sofort einen zartblauen Fleck am Kragen.

Die Frische ist aber wirklich schön, und der Duft wirkt auf mich tatsächlich erfrischend, und das diesmal ganz ohne zu viel von der typischen Erfrischungszitrone, die man laut meiner Beschreibung hätte erwarten können. Nett, diese zitrische Zurückhaltung, aber eben auch nicht neu. Junge Leute werden es toll finden, ältere kennen das bereits und lächeln müde.

Was mich aber magisch anzieht, ist die Minznote, die nach einiger Zeit dann doch etwas stärker zum Tragen kommt, und meine Erfrischung noch steigert. Mehr als nett.

Der Duft hält bei mir ca. 5 Stunden, danach ist er noch weitere drei Stunden zu erahnen. Nicht schlecht für einen sommerlichen Frischeduft.

Hugo Boss ist ja eher so die Marke für Männer, die sich zwar modisch kleiden möchten, aber eben nicht auffallen wollen. Die für ihre Kleidung Geld in die Hand nehmen, aber eben kein vermögen. So ähnlich ist HUGO Now. Nett, aber auch unauffällig, und das muss nicht schlecht sein. Ich würde es mit der klassisch weißen Unterhose von Calvin Klein vergleichen. Ein Klassiker, ganz ohne Streifen und Pünktchen, aber man weiß was man hat.

Kopfnote	Kardamom, Zitronenschale
Herznote	Minze, Lavendel, Aquozone
Basisnote	haitianisches Vetiver

Ab 75 ml Eau de Toilette Spray ca. € 34,50 (zB. Notino) / € 64,00 UVP (zB. Douglas)

 

 

 

Yves Rocher geht mit „Bois de Sauge“ den nicht ganz so leichten und fluffigen Weg. Salbei und Holz stellen sich bereits im Namen vor, und so erinnert der Duft auch sogleich sehr an einen schönen Wald, der in Saft und Kraft steht. Würzig dazu, aber auch mit der entsprechenden Frische. Wer morgens schon einmal in aller Frühe einen Waldspaziergang gemacht hat, wird wissen, wie belebend das wirken kann. Ähnlich duftet Bois de Sauge von Yves Rocher.

Im Gegensatz zum Duft von Hugo hat man gleich beim ersten Schnuppern das Gefühl, dass da noch eine Menge kommt. Der Duft wirkt auf Anhieb erstaunlich vielschichtig, das traut man Yves Rocher eigentlich gar nicht zu.

Ganz ansehnlich ist mMn auch der Flakon, der in Jägergrün natürlich direkt an Natur und Wald erinnert, und der Verschluss aus einem kantigen Stück Holz macht den Eindruck dann perfekt. Sieht recht gut aus, wieder ist man in diesem Moment ein wenig von Yves Rocher überrascht.

Nach einigen Stunden erinnert Bois de Sauge kaum noch an Wald, sondern eher an würzige und äusserst aromatische Kräuter, danach hatte ich noch weitere drei Stunden Freude an dem Duft, bevor er recht schnell verblasst. Für meinen Geschmack ist das ein sehr männlicher Duft, ohne dabei zu synthetisch oder erschlagend zu wirken. Kraftvoll ist er, aber durch die Vielschichtigkeit keinesfalls langweilig.

Wie ich finde, ist das eher ein Duft für den Abend, fürs Büro oder Sport wäre er verschenkt. Ich denke auch, dass er eher erwachsene Männer anspricht als Jungs, dafür ist er zu komplex und markant. Die Assoziation mit Wald und Natur gefällt mir derzeit sehr gut, eine schöne Alternative zu Aqua und Zitrone, weil es eben trotzdem eine Frische vermittelt, wie von einem lebendigen Waldbach.

Kopfnote	Muskatellersalbei
Herznote	Guajakholz
Basisnote	Patchouli

 

Ab 50 ml Eau de Toilette Spray ca. € 39,90 (über Yves Rocher)

 

 

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(Fotos: Konsumkaiser   Alle Produkte wurden selbst gekauft, keinerlei Sponsoring)