SKINCARE: BAKUCHIOL – EIN STILLER SUPERSTAR DER HAUTPFLEGE

Über Fruchtsäuren und Retinol redet die ganze Welt, aber es gibt auch noch ein paar andere Wirkstoffe in der Hautpflege, die nicht so bekannt sind, die aber trotzdem tolle Ergebnisse liefern können. Zu den derzeit noch unterschätzten Stoffen zählt Bakuchiol. Ein pflanzlicher Retinol-Ersatz, den man tatsächlich ernst nehmen sollte.

 

Retinol als Goldstandard in der Anti-Aging Pflege

Reden wir vom guten alten Retinol, dann unterhalten wir uns über einen Wirkstoff, der seine offensichtliche Wirksamkeit bereits seit langer Zeit und in vielen akkuraten Studien bewiesen hat. Retinol kann nicht zaubern, aber wer es verträgt, hat damit ein prima Anti-Aging Werkzeug zur Hand.

Leider sieht es mit der Verträglichkeit nicht ganz so gut aus. Empfindliche Haut muss sich zwingend einschleichen, aber auch robuste Hauttypen klagen mitunter unter der typischen „Retinoltrockenheit“ der Haut, kleiner Abschuppungen oder einfach nur ein Ziehen und unangenehmes Gefühl auf der Haut. All diese Nebenwirkungen sind nicht zu unterschätzen, denn Hautpflege soll Freude bereiten, und nicht für unangenehme Gefühle sorgen. Zumal das kontraproduktiv wäre, da bei dieser Wirkstoffklasse all der mögliche (sichtbare) Erfolg an der regelmäßigen und langfristigen Anwendung hängt.

 

Alternativen

Da wundert es kaum, dass es selbsternannte Retinol-Alternativen wie Sand am Meer gibt. Entweder wird der Ausgangsstoff so kombiniert und verestert, dass ein weniger potentes Stöffchen dabei heraus kommt, welches natürlich auch weniger Nebenwirkungen aufweisen kann. Das geht hin bis zur beinahe völligen Wirkungslosigkeit, die von Massenmarktfirmen natürlich gewünscht wird, denn nichts ist schlimmer, als Kunden mit unguten Hauterscheinungen. Im Massenmarkt muss aber eben die Masse befriedigt werden, also geht man auf Nummer sicher und nutz nur sehr „entschärfte“ Varianten der einst so potenten Wirkstoffe.

Man kann sich aber auch an Neuentwicklungen halten, deren Studienlage allerdings meist sehr zu wünschen übrig lässt. Im Gegensatz zum klassischen Retinol gibt es zu den angeblich ebenso potenten, aber weniger reizenden Stoffen kaum verlässliche Informationen, und so muss man sich oftmals auf die mehr oder minder kreativen Angaben der Hersteller verlassen.

Seit geraumer Zeit ist Bakuchiol ein Wirkstoff, von dem man immer öfter hört. Bakuchiol gilt als pflanzlicher Retinolersatz. Und eine bestimmte Klientel wird ja geradezu ehrfürchtig, wenn sie nur das Wort „pflanzlich“ hört, vergisst dabei aber meist, dass mit die potentesten Gifte pflanzlichen Ursprungs sind. „Pflanzlich“ und „Natur“ bedeutet nicht automatisch elfengleiche Harmlosigkeit. Und das ist auch gut so, denn das Zeugs soll gefälligst wirken – und was gut wirkt, hat nun mal meist auch Nebenwirkungen.

 

 

Was ist Bakuchiol?

Bakuchiol wird aus den Samen der Babchi-Pflanze (Psoralea corylifolia / D: Herzklee) gewonnen. Diese Pflanze kommt im Ayurveda und in der traditionellen Chinesischen Medizin bereits seit sehr langer Zeit als natürliches Heilmittel gegen zahlreiche (Haut-)probleme zum Einsatz.

Anscheinend braucht man sich in die Behandlung mit Bakuchiol nicht einschleichen, auch empfindlichere Hauttypen nicht. Bakuchiol soll die Haut nicht austrocknen und nicht für die gefürchtete Schüppchenbildung sorgen. Es soll hochgradig antioxidativ, und dazu auch noch antibakteriell und anti-entzündlich wirken. Es vermindert die Faltentiefe (besonders bei Photoaging) angeblich und sorgt womöglich für einen ausgeglicheneren Hautton. Dabei soll Bakuchiol aber deutlich verträglicher für die Haut sein als übliche Produkte mit Retinol, und selbst in der Schwangerschaft und Stillzeit soll man den Wirkstoff problemlos anwenden können. (Achtung! Vorsichtshalber zu solchen Aussagen immer die behandelnden Fachleute befragen!)

 

Firmen wie Omorovicza, REN, Bioderma, Oskia, The Inkey List, Indeed Labs, Rodial, usw. arbeiten mittlerweile mit dem Stoff, und glaubt man vielen Kundenstimmen und den üblichen Influencern, ist das DER Hit, wenn es um derzeitige Anti-Aging Produkte geht. Einige weitere Firmen stehen bereits mit hoffnungsvollen neuen Produkten in den Startlöchern.

Leider gibt es dazu aber auch viel Wildwuchs im Internet, und man bekommt oft den Slogan „die natürliche Alternative zu dem schädlichen Retinol-Chemiezeugs“ zu lesen, was natürlich purer tendenziöser Quatsch ist.

Auf der anderen Seite muss man auch lange nach wirklich validen Studien zu Bakuchiol suchen, denn so viel ist damit von unabhängigen Wissenschaftlern noch nicht hantiert worden. Leider.

Und auch ist der Vergleich mit Retinol nicht augenscheinlich, denn Bakuchiol hat nun chemisch gesehen so gar nichts mit der Vitamin A Familie zu tun. Trotzdem agieren Vitamin A Säure und Bakuchiol auf Ebene der Hautzellen auf sehr ähnliche Art und Weise.

Man sollte bei Produkten mit Bakuchiol auf Konzentrationen zwischen 0,5 bis 2% des Wirkstoffs achten, damit man von einer Wirksamkeit auf die Haut ausgehen kann.

 

Hier findet ihr (bei Interesse) die derzeit aktuellsten Ergebnisse dazu (Q: INCIDecoder, Beautypedia):

  • Pharmacological Research, March 2019, pages 208-213
  • Chaudhuri, R. K., and K. Bojanowski. „Bakuchiol: a retinol‐like functional compound revealed by gene expression profiling and clinically proven to have anti‐aging effects.“ International journal of cosmetic science 36.3 (2014): 221-230.

  • Chaudhuri, Ratan K. „Bakuchiol: A Retinol-Like Functional Compound, Modulating Multiple Retinol and Non-Retinol Targets.“ Cosmeceuticals and Active Cosmetics, 3rd edn, Francis & Taylor, Boca Raton (2015): 1-18.

  • Chaudhuri, Ratan K., and Francois Marchio. „Bakuchiol in the management of acne-affected skin.“ Cosmetics and Toiletries 126.7 (2011): 502.

  • Ratan K. Chaudhuri, PhD, Sytheon Ltd., „Bakuchiol to Stabilize Retinol and Polyunsaturated Lipids“, Cosmetics and Toiletries (2015)

  • Dhaliwal, S., et al. „Prospective, randomized, double‐blind assessment of topical bakuchiol and retinol for facial photoaging.“ British Journal of Dermatology (2018). KLICK!

  • Wikipedia (Übersetzung)

 

 

Wer mich fragt:

Ein sehr vielversprechender Wirkstoff, der auf dem besten Weg ist, einen festen Platz im Königreich der wirksamen Stöffchen zu ergattern. Retinol, Säuren, Peptide und Co. können sich also auf Zuwachs freuen. Ich werde es definitiv ausprobieren und habe dazu erst einmal ein paar „einfachere“ Produkte von Revolution und The Inkey List geordert. Ich werde berichten!

 

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(Fotos: Pixabay, Konsumkaiser    Keinerlei Sponsoring)


21 Gedanken zu “SKINCARE: BAKUCHIOL – EIN STILLER SUPERSTAR DER HAUTPFLEGE

  1. Guten Morgen! Ich nutze schon eine Weile das Öl von Ren, kann aber nicht wirklich etwas positives erkennen! Mal schauen, was noch so kommt! Ist das Öl von Instytutum nicht auch mit diesem Inhaltsstoff versehen? Liebe Grüße u eine angenehme Woche!

  2. Guten Morgen, lieber Konsumkaiser,
    ich verwende Bakuchiol (Bybi, Bakuchiol Booster 1%) jetzt seit ca. drei Monaten und bin zufrieden. Retinol verwende ich zwar auch noch, aber wesentlich reduzierter. Ich bilde mir ein, daß es bei mir etwas etwas besser wirkt als Retinol, aber man muß vorsichtig sein, das ist ein sehr subjektives Empfinden. Die entzündungshemmende Wirkung kann ich jedoch bestätigen. Wenn meine Rosacea sich auch nur ansatzweise meldet, Bakuchiol und Hydrospray drauf, und Ruhe ist in der Kiste. Bin gespannt auf Deinen Bericht …
    Liebe Grüße
    Maria

          1. @Ombia: ich hab nicht mehr gefunden, in welchem Kommentar Du nach Vitamin B12 gefragt hattest… hüstel.
            Also, oral 1000µg einmal am Tag über den Zeitraum von vier Wochen zweimal im Jahr finde ich schon mal gut. Nur damit wir uns verstehen: ich substituiere bei PatientInnen, die einen massiven Mangel haben, auch mit der Spritze. Aber ich glaube, bei Dir reden wir über die Empfehlung, den Spiegel zu optimieren, oder ? ich würde immer raten, eine Serumkontrolle machen zu lassen, ganz oft wird behauptet, es liegt ein Mangel vor, der sich dann aber nicht bestätigt. Kostet nicht die Welt und gibt Klarheit.

            1. Vielen lieben Dank Roland. Vitamin D Spiegel habe ich kostenlos über die Krankenkasse bestimmen lassen, geht das mit Vitamin B12 nicht? Quasi nächstes Mal in einem Rutsch?

              „Aber ich glaube, bei Dir reden wir über die Empfehlung, den Spiegel zu optimieren, oder “

              Ja, genau.

              Danke für den Hinweis, ich schaue ob meine Ärztin den Bluttest machen will, danach kann ich immer noch NEMs nehmen, dann nach Deiner Empfehlung 4 Wochen lang.

              1. Eigentlich ist Vitamin B12 leichter als Kassenleistung zu bekommen als Vitamin D.
                Spreche sie doch einfach darauf ab, wenn sie Vitamin D bestimmt, dann hat sie sicher auch nichts gegen eine Vitamin B12 Abnahme. Idealerweise mit Vitamin D, ist ein Serumröhrchen.

    1. Hallo Maria,

      und diese etwas bessere Wirkung — woran genau machst Du die fest? Auch wenn das sehr subjektiv ist, egal.

      1. Hallo Thorlane,
        meine Haut bzw. meine Falten – speziell die ‚Dackelfalten‘ – sind ein klein wenig weicher und nicht mehr ganz so hart.
        Fakt ist: Retinol alleine hat bei mir nur eine sehr geringe Wirkung, aber im Wechsel mit dem Bakuchiol meine ich das erste Mal eine kleine Verbesserung zu sehen.
        Jede Haut reagiert halt anders …
        Liebe Grüße
        Maria

  3. Zur der Datenlage bezüglich Wirkstoffen in Kosmetik hier ein interessanter Link:
    https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-262018/jungbrunnen-aus-der-tube/

    „Keine placebokontrollierten Studien, aber immerhin einen Wirksamkeitsnachweis in Studien mit objektivier­baren Methoden gibt es für Vitamin E, Phytohormone, Bakuchiol “

    – also zumindest mal deutliche Hinweise, dass an diesem Wirkstoff echt was dran sein könnte, aber man wird wohl abwarten müssen, ob es weitere Bestätigungen gibt.

    Retinol ist nach wie vor der Goldstandard mit -zighunderten Publikationen und Studien und wird sicherlich bis auf weiteres auch Goldstandard bleiben. In jahrzehntelanger Forschung gibt es bisher keine vergleichbare effektive Substanz. Da ändern jetzt auch nicht die gehypten fast schon hysterischen Beschreibungen bezüglich des Bakuchiol in den Hochglanzmagazinen noch nichts daran. Es bleibt sicherlich spannend, ob da längerfristig was nachkommt.

    @Maria: da die Wirkung auf zellulärer Ebene von Bakuchiol dem Retinol entsprechen soll, ist es für mich wohl eher eine Auswirkung der kosmetischen Formulierung.. Retinol hat auf tiefe Falten, die mimisch sind, leider genau so wenig Einfluss wie alle anderen Substanzen. Die Frage wäre ja auch noch, mit welcher Retinol-Konzentration hast Du gearbeitet und wie lange ? Retinol braucht Monate bis zu einem gewünschten Effekt, ich werfe mich weg, wenn ich bei Reviews z.B. zu The Ordinary 1%Retinol in Squalan lese „in drei Tagen war die Haut viel besser“. Ja klar, liegt aber dann nicht am Retinol, sondern am Squalan. Aber egal, was letztendlich den Effekt verursacht, erstmal toll, dass Du eine Verbesserung bemerkst!

    Viele Grüße
    Roland

        1. Vielen Dank! Bei Dir vertraue ich, dass Du nicht seriöse Links schneller erkennst als ich.
          Hört sich gut an:
          – Stimulation der Kollagensynthese und der Hyaluronsäuresynthese, eine deutlicher Erhöhung der Hautdicke nachweisbar, verringerten UV-bedingte Hautschäden, antientzündliche Wirkung, Reduktion der Falten im Gesicht sowie zur Verbesserung der Trockenheit und Rauhigkeit der Haut

          1. Diese Wirkungen sind zumindest wohl relativ gut nachgewiesen für weibliche Anwenderinnen insbesondere nach dem Wechsel.
            Bei Männern rate ich prinzipiell von Phytohormonen ab:-)

  4. Judith Williams hat diesen Wirkstoff auch in Ihrer relativ neuen Retinolserie. Ich habe davon das Retinol in Öl, ein Traum. Ich habe eine Wüstenhaut und vertrage es sehr gut. Das Retinol in Squalan 1% von TO habe ich auch, da ist das Spannungsgefühl größer. Also ausprobieren !

    1. Huh, die Serie von JW habe ich mir angesehen. Klar verträgt man das gut, denn es ist ja nur Retinyl Palmitat enthalten, und eben das Bakuchiol. Dafür aber jede Menge Duftstoffe. Das zählt ja für viele als Welnesseffekt, kann ich verstehen. Für mich wäre das nichts.
      Liebe Grüße!
      KK

      1. Ja, das stimmt. JW ist für Überparfümierung bekannt. Die Cremes benutze ich nicht, aber dieses Serum ist Klasse und ich nehme keine Parfümierung war. Je nach Laune trage ich noch eine Retinol Kapsel von Elizabeth Arden drunter auf.
        Ebenfalls viele Grüße !
        Christiane

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