SKINCARE: HÜBSCH VERPACKTE SELBSTVERSTÄNDLICHKEITEN

Als jemand, der schöne Dinge zu schätzen weiß, kann ich verstehen, wenn Kosmetikfirmen ihre Produkte mit hübschen Beschreibungen aufmöbeln. Meist handelt es sich dabei aber bloß um Selbstverständlichkeiten, wie zum Beispiel beim beliebten Aufdruck „Dermatologisch bestätigt“ oder gar „Klinisch getestet“. Einfach nur Werbung ist das – fein verpackt.

 

Wir Konsumentinnen und Konsumenten lieben Produkte mit „Weißkittel-Appeal“.  Ärztlicher- oder wissenschaftlicher Hintergrund? Das muss ja gut sein! Kosmetik aus der Apotheke? Auch das muss eine ganz besondere Qualität bieten, oder besonders wirksam sein.

Einem Versprechen schenken wir ganz besonders gern unsere Aufmerksamkeit: Testsiegeln. Die Stiftung Warentest hat uns über Jahrzehnte eingebläut, dass der wissenschaftliche Blick auf Produkte wie zB. Gartenstühle, Mückenabwehrsprays, bis hin zu Hämorrhoidenzäpfchen wichtig sei.

Und wenn dann noch ein „Klinisch getestet“ oder „Dermatologisch bestätigt“ auf der Verpackung prangt, steht dem Kauf eines solchen Produktes doch nichts mehr im Weg, oder?

 

Dabei sind die beiden eben erwähnten Produktattribute nichts als eine Selbstverständlichkeit. Wenn man es im oben beschriebenen Kontext sieht, kann man es auch schlicht und einfach als Werbung bezeichnen. Jedes Kosmetikprodukt, das bei uns auf den Markt möchte, muss nämlich zwingend eine „klinische Prüfung“ oder meinetwegen auch eine „dermatologische Testung“ durchlaufen.

Die Europäischen Union regelt durch die Verordnung für Werbung auf Kosmetika solche Aussagen. Diese Verordnung soll uns Verbrauchende (grins) hauptsächlich vor irreführender Werbung schützen. Über die Qualität, oder wie Hersteller ihre Produkte testen, sagt sie allerdings nur sehr wenig aus.

Um es mal grob zu sagen: Im Grunde reicht es aus, wenn bei irgendwelchen Tests mit ein paar ProbandInnen eine dermatologische Fachkraft anwesend war. Die EU-Verordnung macht nämlich so gut wie keine Vorgaben zu den Ergebnissen oder welche Tests durchzuführen sind.

Anders als bei Wirksamkeitsnachweisen in der Medizin, bei denen es klare Vorgaben für die Durchführung einer Studie gibt, dürfen Kosmetikhersteller ihre Untersuchungsmethoden weitgehend selbst bestimmen. „Dermatologisch getestet“ oder „hypoallergen“ sind also Werbeversprechen, Claims, oder Behauptungen der Hersteller. Laut EU müssen diese lediglich „der Wahrheit entsprechen“ und „belegbar“ sein (siehe Beschreibung der Testung oben).

Übrigens: Auch wenn die klinische Studie mit einer Handvoll ProbandInnen negativ ausfiel, also meinetwegen einige KandidatInnen mit nässenden Ekzemen auf dem Rücken herumlaufen mussten, so kann der Hersteller hinterher trotzdem mit „klinisch getestet“ werben. 🙂 Das Ergebnis bleibt für immer sein Geheimnis.

Blöd nur, wenn man eine ernstere Hautkrankheit hat und angewiesen ist auf Aussagen über die problemlose Verträglichkeit eines Produktes.

In diesem Fall empfiehlt es sich (mit Einschränkungen natürlich) auf folgende Siegel und Labels zu achten:

  • Label des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB)
  • ECARF-Siegel der Europäischen Stiftung für Allergie­forschung (www.ecarf-siegel.org)

Einfach in guter Hoffnung auf Naturkosmetik zu setzen ist in diesem Fall keine gute Idee, denn auch dort gibt es genügend Produkte, die Reiz- und Allergiepotenzial besitzen. Die Assoziation Natur = gute Verträglichkeit für hyperempfindliche Haut ist trügerisch – leider.

Das im Hinterkopf, sollte man aber dennoch wissen, dass es auch Firmen gibt, die über die geforderten Mindestanforderungen hinaus testen lassen, die ihre Aussagen zu ihren Produkten genau nehmen, und die nicht nur pure Werbeblasen in die Umwelt entlassen. Nur die zu finden, ist eine ziemliche Anstrengung für uns Konsumentinnen und Konsumenten.

 

 

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(Fotos: Konsumkaiser, Pixabay  Fachl. Information über PTA-Forum/Pharmazeutische Zeitung, Ökotest94861_1.  Keinerlei Sponsoring)

 

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8 Gedanken zu “SKINCARE: HÜBSCH VERPACKTE SELBSTVERSTÄNDLICHKEITEN

  1. Guten Morgen,

    „Label des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB)“ waaaas ? Da hat Herr To gestern aber andere Erfahrungen gemacht. Oder ich hab was falsch interpretiert. Ich gebe auf die Siegel gar nichts mehr. Sich alleine damit zu befassen, ist schon eine Zumutung.

    Viele Grüße

    1. Naja, das liegt daran, dass all diese Gesellschaften ihre eigenen Bedürfnisse (also der jeweiligen Hauterkrankung/Hautproblem) in den Vordergrund stellen, und es kein Label für allgemein gut verträgliche Produkte gibt.
      Das wiederum ist aussichtslos, denn man kann ja so gut wie gegen fast alles eine unerwünschte Reaktion zeigen. Beim unguten Alkohol kommt hinzu, dass dieser immer noch nicht weitreichend als „schlecht“ angesehen wird.
      In Naturkosmetik wird er fast schon gefeiert, als „natürlicher Konservierer“, und er hat ja auch Vorteile. Ausserdem macht die Dosis meist das Gift, und wenig Alk ist nicht so schlimm wie ganz weit vorne. Aber dazu gibt es eben noch keine Richtlinien, meist nur Erfahrungswerte.
      Wer aber sein ureigenstes Hautproblem hat (zB. Rosacea, Allergien, usw.) schaut dann besser auch beim zuständigen Bund nach Infos und nicht bei der Gesellschaft für ein anderes Hautleiden, weil die untereinander eben andere Standards ansetzen.
      Und wenn man es ganz genau nimmt, hilft mal wieder nur das gute alte Ausprobieren. Hach ja…
      Liebe Grüße
      KK

      1. Stimmt, ich meinte Labels im allgemeinen.
        Wenn man nur an die Labels bei Fleisch denkt, wer blickt denn da noch durch und vor allem auch noch hin?
        Viele Grüße

    2. Hallo ChristianeBVB, hallo Konsumkaiser und hallo alle anderen,

      Du hast das richtig interpretiert, ich habe mich gestern darüber aufgeregt dass auf dem After Shave Balsam von DM der sich dazu noch „ultra sensitive“ nennt das „DAAB“-Siegel drauf ist, obwohl an zweiter Stelle der Inhaltsstoffe „Alcohol denat.“ steht. „Alcohol denat“ ist ja bekanntlich in vielen Kosmetikprodukten enthalten, hat aber meiner Meinung nach in einem „ultra sensitive“-Produkt überhaupt nichts zu suchen. Ich erspar mir jetzt DM anzuschreiben. Ich nutze das Produkt ab sofort nicht mehr und gebe dem Lidl-Produkt den Vorzug.

      Produkte mit Siegel, egal welches, verkaufen sich einfach besser. Ich bring dazu immer folgendes Beispiel. Meine Eltern hatten früher wenn sie Zahncreme benötigten nur die Auswahl zwischen dieser und jener Marke. Mehr gab es nicht. Wenn man jetzt in eine Drogerie oder einen Supermarkt geht steht man vor einem 4 Meter langem Zahncreme-Regal. Zu welcher Zahncreme greift man jetzt? Zu Zahncremes auf denen ein Siegel oder dergleichen prangt greift man sicherlich schneller als zu einer ohne Siegel. So ein Siegel schafft beim Kunden Vertrauen, das wissen doch die Hersteller ganz genau und pflastern Ihre Produkte zu mit Siegeln und Werbeversprechen.

      LG Herr TO.

  2. Wer empfindliche Haut, Ekzeme und Allergien hat, weiss, dass solche Labels nur bedingt hilfreich sind. Die Auflistung der Inhaltsstoffe zählt und da gibt’s noch viel Aufholbedarf. Es gibt immer noch z.T. grosse Namen, die es nicht für nötig halten, die Inhaltsstoffe auf der Webseite aufzulisten. Andere präsentieren nur die ‚guten‘ Inhaltsstoffe mit hübschen Bildchen und das Link zur gesamten Liste muss man mit Sperberaugen suchen. Auch immer wieder hübsch: Inhaltsstoffe unter einem Kleber, so dass frau bei einem Kauf vor Ort zuerst noch mal Tante Google bemühen darf.

    1. Ja, das finde ich mittlerweile auch unterirdisch. Wenn eine Firma ihre INCIs verschweigt, nehme ich das auch meist echt übel. Das ist nicht zeitgemäß!
      Liebe Grüße
      KK

  3. Hallo, naja die wissen schon, warum sie ihre Aussagen unter einem Schildchen verstecken😇😬.

    Ich ärgere mich immer darüber dass bei den Balea Matt ultrasensitiv in jedem Mittel Alkohol drin ist. Und die haben alle dieses DAAB Güte Siegel. Genauso wie bei den Naturkosmetik Artikeln steckt immer unguter Alkohol drin. Das verstehe wer will🤷‍♀️

    1. Der Alkohol in der Naturkosmetik kommt daher, dass gerade in diesem Bereich die gängigen Konservierungsmittel (Stichwort Parabene) abgelehnt werden. Es gibt Alternativen, aber Alkohol ist einfach günstig.

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