SKINCARE: EINE BESONDERS TIEFE FALTE MIT TABU-FAKTOR

Wir alle besitzen tatsächlich eine besonders tiefe Falte am Körper, über die wir nicht sonderlich mitteilsam sind, nein, über die man meist verschämt schweigt. Die Gesäßfalte, auch Poritze genannt, mitsamt der Anal-Region. Blöd nur, wenn dort etwas im Argen liegt, es womöglich juckt. Zeit für ein paar offene Worte.

 

 

Ehrlich gesagt verstehe ich die Menschen manchmal nicht. Da gehört sowas wie die Gesäßfalte (oder auch so wenig poetisch als Analrinne, Afterfurche, oder Hinternspalte bezeichnet) samt ihrer anliegenden Regionen, zu unserem menschlichen Körper, und trotzdem tun wir so, als hätten uns Aliens diesen offenbar so ungeliebten Teil unseres Körpers einfach angehext.

Dabei hat dieser „Großraum“ unseres Körpers eh viel unter Vorurteilen zu leiden, nur weil wir damit meist auch die Verrichtung unseres „großen Geschäfts“, Hygiene, oder gar Sexualität verbinden.

Die Region ist allerdings tatsächlich nicht „ohne“, dafür sorgen schon allein die Mengen an Schweiß- und Duftdrüsen, die üppige Bakterienflora, sowie die mechanische Belastung (die Haut der Gesäßbacken reibt ja übereinander), und auch die persönliche (überbordende) Hygiene. Durchaus ein sehr sensibler und anfälliger Ort.

 

Leider nehmen wir die Reinigung und Hygiene in dieser empfindlichen Region oftmals zu genau. Nichts gegen Hygiene und Sauberkeit, aber steril rein geschrubbt ist einfach zu viel und endet manchmal in einem unangenehmen Analekzem, das für schlimmen Juckreiz sorgen kann.

Merke: Nicht der ungewaschene Popo ist häufig der Auslöser für unangenehmen Juckreiz, sondern eher das Gegenteil. Zu harsche Reinigung (Seifenreste am Po sind Übeltäter!), Parfümierung (man kann dort eh schlecht für uns moderne Menschen unangenehme Düfte dauerhaft übertünchen), Desinfektion und/oder zu starkes Schrubben sorgen für eine Störung der Hautflora, der Schutzbarriere, und zu Mikroverletzungen. Ähnlich wie wir das von der Gesichtshaut kennen, ist nun ein Einfallstor für „böse Gesellen“ geschaffen worden.

Deodorant auf den Po (und in die Poritze) oder in den Genitalbereich ist auch so eine Sache. Den typischen Eigenduft kann man hier nicht dauerhaft überdecken, dazu produzieren die Drüsen der Haut besonders dort unermüdlich den typischen „Film“ auf der Haut, der eben auch „duftet“. Dem sollte man sich weitestgehend fügen (ausser bei krankhaften Veränderungen natürlich), sonst hantiert man irgendwann mit einer langwierigen Schädigung der Hautbarriere und ihren Folgen.

Eine nicht überbordende Hautreinigung mit hautneutralen oder leicht sauren Duschgels ist immer noch die beste Idee, der Haut nicht zu arg zuzusetzen. Ich selbst schwöre da ja mittlerweile am ganzen Körper auf unparfümierte Intimwaschlotionen, auch wenn es sich noch so seltsam anhören mag. Aufkleber von der Flasche abziehen, oder umfüllen! Schon wird man nicht mehr daran erinnert. 😉

Zum Beispiel die hier, aber es gibt auch gute von Rossmann, oder der spanischen Marke Barbaria (Jabón Íntimo), deren Flasche mit Pumpspender auch noch recht schick und neutral ausschaut.

 

Ist es erst einmal zu einem juckenden Analekzem gekommen, kann es zu einem blöden Teufelskreis kommen, denn das Jucken assoziieren wir wieder mit Unsauberkeit. Wir waschen mehr und intensiver, was das Ekzem nur weiter befeuert.

 

Doch Obacht: Nur weil die übergroße Hygiene eine der Hauptauslöser für Juckreiz in der Po-Region (nein, nicht die in Italien) sein kann, darf man andere Ursachen nicht vergessen. Neurodermitis, Schuppenflechte, Fisteln, Hämorrhoiden oder gar eine Wurmerkrankung sollte man zum Beispiel in Betracht ziehen. Da bekommt die Frage beim Arzt „Na, was wurmt Sie denn heute?“ doch gleich einen ganz anderen Anstrich.

 

So, noch ein Wort zum Verständnis. Eine gute und gesunde Intimhygiene ist richtig und wichtig. Nicht waschen ist keine Lösung, sondern bedarfsgerecht und intelligent zu waschen ist die Devise. Niemand soll stinken, niemand soll ungewaschen durch die Straßen laufen müssen. Aber wie immer im Leben kommt es auf das gesunde (und zu mir und meiner Situation passende) Mittelmaß an.

Das zu erkennen und zu beurteilen nimmt uns mal wieder keiner ab, auch wenn ich mit dieser Nachricht garantiert mindestens die Hälfte der Leserinnen und Leser enttäusche, die nur auf ein Patentrezept zum Abschreiben gewartet haben.

Wichtig ist auch die Selbstbeobachtung. Nur weil der Popo nicht in unserem Blickwinkel liegt, sollten wir ihn trotzdem im Auge behalten, sozusagen. Jegliche Veränderung dort, sei es Juckreiz, Brennen, Abschuppungen, Schmerzen, Verdickungen, Blutungen, Empfindungsstörungen oder Nässen sollten nicht verdrängt werden. Beobachten und Melden, dem Po gegenüber die Petze spielen, das ist erwünscht!

Lieber einmal die Ärztin oder den Arzt drauf schauen lassen, so viel Fürsorge hat diese gefühlt so weit von uns entfernte Region doch verdient. Und falsche Scham ist unangebracht, die untersuchende Person hat nämlich auch einen Popo und damit all die Sorgen (und Freuden), die diese Sektion unseres Körpers so mitbringt. 🙂

 

 

 

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(Fotos: Pixabay.  Dieser Text dient nur der allgemeinen, laienhaften Information und ersetzt keine Untersuchung und Heilung durch eine Fachperson, eine Ärztin oder Arzt. Bei Problemen oder Fragen unbedingt eine Fachperson des Vertrauens aufsuchen!)


19 Gedanken zu “SKINCARE: EINE BESONDERS TIEFE FALTE MIT TABU-FAKTOR

  1. Lieber KK, das ist wieder mal ein klasse Beitrag: offen, direkt, alles ansprechend – auch Sexualität, danke! Seit dem Du die Jessa Intimwaschlotion empfohlen hast, steht sie bei uns ohne Etikett 😉 in der Dusche und wird regelmäßig genutzt. Nur unter den Achseln brauchen wir noch etwas Stärkeres: Seife.
    Bitte weiter so! LG

  2. Guten Morgen,

    als chronisch Darmkranke muss ich tatsächlich regelmäßig über diese Region und meine Probleme sprechen. Und ich bin echt froh, dass ich Ärzte gefunden habe, bei denen es auch menschlich so gut passt, dass es sich normal anfühlt. Lieber einmal zu oft angesprochen als dass sich irgendwas verschlechtert aus falscher Scham. Intimwaschlotion von dm und Rossmann benutz ich auch👍
    Danke für die offenen Worte und hoffentlich hilft das einigen

    LG Christine

  3. Lieber Mr KK! Herzlichst gelacht. 😂 Danke für den so offenen Beitrag. Viele leiden an Erkrankungen, die es scheinbar peinlich sind, aus- bzw angesprochen zu werden. Dazu gehören auch zB Hämorrhoiden. Und das, obwohl natürlich und menschlich… So unterhaltsam und ja, natürlich und ‚isch doch woahr‘ und – GROSSARTIG! Michael Niavarani könnte es nicht besser erklären/beschreiben… Alles Liebe und bleiben’s gesund! Susanne

  4. Sowas hat doch auf einem Blog nichts zu suchen!!!!! Ich finde das ekelhaft, dass war das letze mal, hier gelesen zu haben!!!

  5. Lieber KK,
    ich danke Dir für die offenen Worte! Das Thema ist immer noch sehr schambesetzt und ich finde es klasse, dass Du es auf so nette Weise aufgreifst. Bei uns in der Apotheke wurde von den Kunden bei einem solchen oder ähnlichen Anliegen auch meist nur herumgedruckst ( möglichst noch hinter vorgehaltener Hand) ! Das Gleiche gilt für Pilzerkrankungen , Hämorrhoiden, sexuelle Dysfunktion usw. Niemand sollte das Gefühl haben, sich schämen zu müssen!!!
    Es ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.
    Liebe Grüße

  6. Ach was, Etikett dranlassen! Ich würde mich freuen, wenn ich im Bad eines Mannes oder einer Frau Intimlotion sehe, es zeigt mir, dass er/sie sich pflegt und/oder dafür sorgt, dass ich mich pflegen kann. Ist doch super.
    An der Häßlichkeit der Verpackung ändert es leider nichts…… vielleicht doch lieber umfüllen in einen schicken Flüssigseifenspender…..

    1. Das frage ich mich auch oft , warum packen die das nicht in eine schöne Wohlfühl Verpackung. Das kann nicht so schwer sein.
      Liebe Firmen wenn ihr mitliesst, ran an den Speck 😃

      1. Isabel und Annabella: Ich mache nächste Woche mal einen Bericht zum Waschgel von Barberia, das ist zwar keine Schönheit, aber „vorzeigbar“. Und es ist ein großer Pumpspender, das ist praktisch und ergiebig.
        Liebe Grüße
        KK

  7. Lieber KK
    grosses Lob von mir, ich finde es super dass du auch über dieses „Thema “ so informativ und lustig schreibst,
    jeder Mensch hat einen Po, und manchmal macht er halt auch Probleme,
    darüber zu reden ist wichtig und richtig und hat nichts ekelhaftes
    mach weiter so
    Liebe Grüsse an alle

    1. Ja, mit Wasser kommt man schon ziemlich weit „da unten“.
      Ansonsten wichtiger und guter Beitrag. Schlimm, wenn erwachsene Menschen bei bestimmten Themen reflexartig so gschämig-albrig werden.

  8. Lieber Konsumkaiser,
    toll, dass Du auch solche „Tabu-Themen“ ansprichst. Leider bin ich durch meinen Sohn quasi unfreiwillig zur Po-Expertin geworden. Er ist schon dreimal wegen einer sogenannten Steißbeinfistel operiert worden. Beim ersten Mal war er erst 15 Jahre. Da bohren sich wohl die Haare in das Fettgewebe…. Jedesmal mit offener Wundheilung, was ungefähr 9 Monate dauerte. Ich hatte davor noch nie im Leben davon gehört! Gott sei Dank hat sich mein Sohn immer vertrauensvoll an mich gewendet! Mit der Erfahrung von heute würde ich allerdings nicht mehr so radikal vorgehen lassen, es gibt eine viel sanftere Methode der Fistel mit Laser beizukommen. Ist vielleicht nicht schlecht, wenn man schonmal davon gehört hat! Ganz liebe Grüße, mach weiter so!!

  9. Lieber KK,
    Schön, dass dir hier nichts Menschliches fremd ist. Schwieriges Thema, aber du kannst selbst darüber unterhaltsam schreiben!
    Merci

    LG
    Julia

  10. Lieber KK,
    danke für den informativen Beitrag.
    Ich mag Deinen Blog so gerne, weil Du über so vielfältige Themen schreibst.

    Ich benutze auch o.a. Intimlotion – in einem neutralen Pumpspender. Die Originalflasche ist leider nicht gerade die hübscheste 🙂

  11. Ein wichtiges Thema, mit dem man zwar das Partygespräch sprengen kann, aber nichtsdestotrotz relevant. Es gibt allerdings nicht nur jene, die es mit der Hygiene übertreiben aka Reize setzen, sondern auch welche, die es damit untertreiben (die sind dann meist schnell weg 🤣).

    An meine Haut lasse ich nur Wasser und Jessa. Ein Bidet ist übrigens etwas ganz wundervolles!

  12. Ach, fast ganz vergessen: hübsches Bild auf der Startseite, und auch noch gleich mit der berühmten Caravaggio-Anspielung (bacchino malato). Ein kultureller Volltreffer! ❤️

  13. Seit Deiner ersten Empfehlung habe ich die Rossmann Lotion mit dem rosa Deckel im Bad. Auch bei der Version geht das Etikett wunderbar leicht ab. Es gäbe ja auch den gelben Deckel für meine Ü50 Zielgruppe, aber Milchsäure klingt für mich zwischen den Beinen sinnvoller als Urea.

    In Berlin habe ich immer geböllert, was das Zeug hält, auch im letzten Jahr noch. Hier in Nordfriesland – mit einem Reetdach über dem Kopf – reicht es plötzlich auch, wenn nur Champagnerkorken knallen.

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