LIFESTYLE GLOSSE: EINE NEUE SEUCHE – ADVENTSKALENDER

Was früher nett und bescheiden für die lieben Kleinen gedacht war, um die „unendlich lange Zeit“ bis Weihnachten buchstäblich zu versüßen, artet heutzutage aus zu einer Schlacht aus Plastik, Pappe und manchmal schrecklich unnützen Kinkerlitzchen. Es erschlägt einen fast. Was ist dran (und drin) am Adventskalender 2.0?

Wer hat sie als Kind nicht geliebt, die kleinen, dünnen Pappschachteln, mit einer Formschiene aus Plastik, die 23 kleine und ein größeres Stückchen Schokolade enthielt. Mit ganz viel Phantasie, konnte man sich sogar die kleinen Figürchen vorstellen, die die kleinen Schokoladentropfen so darstellen sollten. Und besonders das dicke Stück für den Heiligen Abend war bei mir meist schon ab dem 5. Dezember auf Nimmerwiedersehen verschwunden…ähem.

So bescheiden und harmlos diese kleinen Wartehilfen für ungeduldige Kinder auch waren, so breit und aufgemotzt kommen die neuen Brecher daher! Man denkt, es handele sich eher um einen Notarztkoffer, oder ein Werkzeugset für Betonbauer.  Meist nicht für Kinder sind sie, sondern für extrem konsumfreudige Erwachsene, die schon alles haben.

Die Betonung liegt auf „die schon ALLES haben“, denn was diese Kalender alle gemeinsam haben: Es liegt nicht wirklich was Neues drin. Meist irgendwelche Pröbchen und Kleinteile, die die Firmen kaum noch los werden. Nicht die Zweit- oder Dritt-, nein, es ist die finale „Letztverwertung“, die in Glitzerfolie getarnte Resterampe, inklusive Plastik-, und Papierverschwendung en masse. Da rege sich noch mal jemand über Mikroplastik in Kosmetik auf, während er/sie mit dem SUV den riesigen Lifestylekalender abholt!

Wer sich heute einen Adventskalender kauft (oder schenken lässt), muss sich erst einmal entscheiden: Ein Themengebiet gilt es zu benennen, denn fade Schokolade ist out! Heute finden wir in den kleinen Türchen Parfümproben, Nagelacke, Anti-Falten Cremes, Fitnessnahrung, und neuerdings nun auch noch Downloadcodes, elektronische Bastelsets für einen Handgelenkscomputer und/oder Vibratoren, Liebeskugeln und Doppeldildos. Da ist wirklich für JEDEN noch so abwegigen Geschmack etwas dabei. Gerade zum Advent sind wir ja alle so unique!

Entsprechend sehen dann auch die fast schon unmanierlich riesigen Kalender aus, die derzeit alle Drogerie- und Supermärkte verstopfen. Von wegen freudige Zeit der Erwartung, von wegen Weihnachten, eher alles Lifestyle und edler Tand. Auf manchen Kalendern prangen sogar lüstern dreinschauende Frauen und Männer, die auch auf einer Packung strapsiger Wäsche oder einer besonders edlen Kondomschachtel geil gut ausgesehen hätten. Ach je!

Und was kommt eigentlich noch? Demnächst wird die Themenwelt der Kalender dann ausgeweitet auf „die 24 schönsten Klorollen“,  „24 Stinkkäsevariationen für den verwöhnten Gaumen“, und „24 verschieden bunte Ritalinpillen für renitente Teenager“?

Nein, früher war nicht alles besser. Aber auf einem Adventskalender war eine Krippe oder ein Nikolausi mit Rentieren aufgedruckt. Der Inhalt bestand immer aus sehr kleinen und bescheidenen Mengen billigster Vollmilchschokolade, und der Preis lag im einstelligen Bereich. Punkt. Und trotzdem, es war zauberhaft für uns Kinder…

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(Foto: Konsumkaiser   Keinerlei Sponsoring)


20 Gedanken zu “LIFESTYLE GLOSSE: EINE NEUE SEUCHE – ADVENTSKALENDER

  1. Guten Morgen:o) Du sprichst mir aus der Seele. Letztes Jahr hat mich meine Tochter dazu gebracht, einen Douglas Adventskalender zu kaufen. Es war so enttäuschend, dass das eine einmalige Aktion war. Was eigentlich witztig ist, dass die influencer beim Spoilern ihrer zugesandten Kalender (bes. lookfantactic) kaum ihre Enttäuschung verbergen konnten *gg*

  2. Gerade hab ich bei dm noch die Adventskalender für den Hund und die Katze entdeckt. Seitdem gehen mir die Bilder von Haustieren, die verzweifelt versuchen mit ihren Pfoten die Türchen aufzumachen, nicht aus dem Kopf.😉

    1. Liebe Manu,

      dieser Kommentar hat mich doch nun wirklich auflachen lassen – DANKE!
      …auch für den Film im Kopf ;-)…

  3. Du hast absolut recht. Es ist nicht zu fassen, was da alles reingepackt wird. Scheußliche, billige Artikel, das Ganze ist völlig überteuert. Einmal und nie wieder😡

  4. Was gibt es dazu noch zu sagen?
    Es ist tatsächlich eine grassierende Adventskalender-Grippe… auch wenn ich mich sehr gefreut habe, als mir meine Mutter vor Jahren einen selbstgebastelten Kalender geschickt hat und ich ihr dieses Jahr einen schicken werde… selbstgebastelt natürlich 🙂

  5. Als Teetrinkerin bekomme ich jedes Jahr von meinem Freund einen Teeadventskalender. Der kostet keinen 5 Euro und ich freue mich sehr darüber, jeden Abend bis zum 24ten einen Tasse „Überraschungs-„Tee zu trinken.

    Meine Mutter hat es im letzten Jahr gut gemeint und mir einen Kalender von Dr Hauschka für 50 Euro gekauft (sie wollte mich nach 20 Jahren mal wieder mit einem Kalender überraschen und weil ich mich doch so für Hauptpflege interessiere…). Ich habe bis heute ein schlechtes Gewissen, weil ich viele der Produkte aufgrund ihrer Zusammensetzung (Alkohol, ätherische Öle…) bei meiner empfindlichen Haut so gar nicht benutzen kann. Generell war da aber kein „Schrott“ drin, sondern man hat für sein Geld wirklich etwas bekommen…wenn man die Produkte von Hauschka benutzt und verträgt.

  6. Als nicht grad begnadete Bastlerin finde ich manche Adventkalender zum Selbst-Befüllen nett, entweder als kleine Stoffbeutelchen, oder gestapelte oder aneinandergereihte Mini-Holzschachteln, die manchmal an Häuschensilhouetten erinnern, o.ä. Mit liebevoll ausgewählten Kleinigkeiten für den/die Beschenkte(n) hat das trotzdem eine persönliche Note, die hoffentlich Freude bereitet oder wenigstens zeigt, dass sich der Überbringer zumindest Gedanken gemacht hat 🙂 …

  7. Es ist immer wieder herrlich deinen Blog zu lesen. Ich musste mehrmals herzlich lachen. Du hast vollkommen recht. Es nimmt Überhand mit den Adventskalendern und es ist mir immer wieder ein Rätsel welche Art von Menschen so etwas kaufen.Wenn es hochwertige Produkte sind, ist es ok. und da freut sich der Beschenkte. Aber 24 x Billigkram, hauptsache der Kalender ist voll. Nein Danke!!!LG.und allen einen schönen Sonntag, Gabi

  8. Du hast so recht! Ich bin jedes Jahr wieder fasziniert über den Plunder im Drogeriemarkt und die vielen Bloggerberichte über den aufregenden Inhalt hinter den Türchen. Nach oben hin sind preislich keine Grenzen gesetzt (Jo Malone, L’Occitane, Rituals usw.) – und ab geht die wilde Fahrt durch den Advent!
    Hier kommt der Adventskalendertee ins Haus, der ist auch ein nettes Mitbringsel. Gern entgegengenommen werden auch die kleinen Kalenderlein von Niederegger oder Lindt.
    Mein Extra-Tipp für die kalte Jahreszeit:
    https://www.buerobedarf-haempel.de/roth-rentner-adventskalender-zum-fruehstueck-bestueckt?gclid=CjwKCAjwx7DeBRBJEiwA9MeX_I7I1Nw4Wpas48nRk5UI8Hzh8c2OklLqHW6fLIBOq3HpaYpTjr0J5xoCXboQAvD_BwE
    Weil wir es uns wert sind… 🙂

  9. Ich bin voll im Adventskalenderfieber. Seit Jahren hatte ich keinen mehr, dieses Jahr sind es schon drei. Ikea, C&A und der Teeadventskalender von dm. Und ich freue mich auch schon drauf.
    Wenn ich über Geld nicht ganz so nachdenken müsste, würde ich mir auch mal einen von Rituals oder Bodyshop zulegen. Für mich sind die genannten Beispiele aber auch keine Ramschkalender. Man erhält entweder Gutscheinkarten, die beinahe so viel Wert sind wie der Kalender, mit etwas Glück sogar deutlich mehr, oder eben eine bunte Mischung durchs gesamte Sortiment. Ampullen von Barbor sind auch noch ein gutes Beispiel.
    Aber natürlich sind diese Schrottkalender, bei denen man Proben kauft, die es sonst gratis gibt, oder wirkliche Billigstprodukte bekommt, die weitaus häufiger anzutreffenden. Wer die kauft, frage ich mich schon seit Jahren.

  10. Ich stimme Dir voll zu.
    Was ich aber noch viel viel viel schlimmer finde als die Adventskalenderschwemme sind die unzähligen Unoxing-Videos dazu. Tatsächlich, da kaufen Youtuber haufenweise Adventskalender um dann nacheinander alle auszupacken.
    ???????

  11. Ja, das ist wohl wahr, mir geht dieser Konsum, insbesondere Adventskalender, mächtig auf den Zeiger…..ich mache nur noch selber welche, gibt so schöne Alternativen
    Happy day
    Dooris

  12. „Und besonders das dicke Stück für den Heiligen Abend war bei mir meist schon ab dem 5. Dezember auf Nimmerwiedersehen verschwunden…ähem.“

    Das könnte O-Ton von mir sein… ähem 😉

    In meiner Kindheit (bin seit diesem Jahr 50+) war der Adventskalender noch etwas Besonderes, auf das ich mich immer gefreut habe. Leider habe ich schon damals Schokolade viel zu sehr geliebt. Da ein vorzeitiges Öffnen der Türchen selbstredend seitens der Eltern strengstens verboten war, habe ich diese immer heimlich und super vorsichtig geöffnet, das Schokolädchen rausgeholt und die Türchen anschließend wieder so verschlossen, dass nichts zu sehen war (dachte ich).

    Kein Vergleich zu all den überflüssigen Scheußlicheiten, die einem mittlerweile überall aufgedrängt werden. Und es gibt kein Entkommmen: Unsere Personalleitung hält es für eine nette Idee, alljährlich Adventskalender an die komplette Belegschaft zu verteilen. So laufen denn immer Ende November die Vorgesetzen mit großen Kartons unter dem Arm die Großraumbüros ab und verteilen mit dem Firmenlogo individualisierte Adventskalender. Letztes Jahr gabs so eine Art Keksdose aus Blech mit 24 einzeln verpackten (Müll! 😡) Schogetten. Naja, die waren sogar noch ganz lecker. Huch, mir fällt gerade auf: Bald ist es wieder soweit. Gnade …

  13. Selber machen, selber machen!
    Wie wärs mit „24 Dinge, die ich an Dir mag“ oder einem 24-tlg. gezeichneten Comic… :-))
    Kostet natürlich Zeit und Mühe. D a s ist Liebe.

  14. Ich verschenke immer Bier-Adventskalender. Die kommen in der Familie immer gut an, bei den Damen indes weniger. 😜

  15. Und für mich ist nach wie vor die größte Freude ein normaler, einfacher Adventskalender. Mit Nikolaus, Rentieren, Christkind… drauf, mit 24 Stückchen Schoki drinnen und im einstelligen Bereich. Jawollja 🙂

  16. Absolute Zustimmung. Ich habe als Kind sogar mit dem einfachen Schoko-Adventskalender gebastelt (Wachs in die geöffneten Türchen geträufelt und aus den Wachs-Figürchen kleine Anhänger gemacht und war zufrieden.
    Manchmal bastele ich auch selbst einen zum verschenken.

    Die Kosmetik-oder Pflegekalender sind nix für mich, da ich vieles nicht benutzen (Haarkuren, Bodylotion,…) Von den Müllbergen mal ganz abgesehen.. und ich würde auch nie für einen gekauften Adventskalender mehr als 10€ ausgeben.

  17. Ich liebe Weihnachten und die Vorweihnachtszeit wirklich über alles. Da gehört ein Adventskalender einfach dazu. Den meiner Kinder (mittlerweile 12 und 18 Jahre alt) bestücke ich schon immer selbst und beide legen ihr Taschengeld zusammen und kaufen mir einen aus meinem Lieblingsschokoladenladen. Weil ich mir das Jahr über Schokolade meist verkneife dann dürfen es wenigstens 24 Kleinigkeiten sein. Wenn ich selbst fülle ist das meist auch teurer als gekauft aber definitiv weniger Verpackung und ganz viel Liebe.
    Liebe Grüße
    Sandra

  18. Ich liebe Adventskalender! Trotzdem, wenn ich mir einen kaufe, überlege ich schon, das ich fast alle Teile auch brauchen kann, bis Dezember habe ich dann wieder halbwegs vergessen was drin ist ☺
    Teeadventskalender liebe ich auch! Einen süßen Kalender machen mein Freund und ich uns gegenseitig selbst, die guten Schokoadventskalender finde ich im Verhältnis immer zu teuer. Zudem sammle ich schöne Papieradventskalender. Ich liebe es, die Adventskalender überall im Haus zu verteilen.
    Diese Schokokalender zum rausdrücken fand ich übrigens schon immer ziemlich eklig, das gabs immer bei der Oma früher, mehr als ein Stück haben meine Schwester und ich nie runter gekriegt.
    LG Ronjana

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