KK INTERN: KEINE ZEIT FÜR NIX MEHR!

Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit verfliegt, wenn man ein neues Leben im Ausland lebt. So schnell, dass man neben der Arbeit kaum noch zu anderen Dingen kommt – zumindest scheinbar.

 

 

Ja, ich wusste es, und ich habe mich da auch keinen Illusionen hingegeben: Ich bin hier auf Gran Canaria nicht um Urlaub zu machen, sondern um zu leben und zu arbeiten.

Und ehrlich gesagt finde ich es so auch immer noch total klasse, denn nur so stellt sich ein authentisches Gefühl des ausgewandert sein ein. Wäre ich hier als Privatier, der gelangweilt die Zeit im angenehmen Klima verbringen möchte, würde mir dringend etwas fehlen. Das geht soweit, dass ich mir für mich ein solches Leben gar nicht vorstellen könnte.

Aber das neue Leben kommt mit einem Preis: Man arbeitet hier für deutlich weniger Geld. Gut, das kann ich problemlos verkraften, denn dafür bekomme ich eine Menge Lebensqualität. Schon immer war mein Credo, dass ich lieber weniger Geld verdiene, dafür aber mehr qualitativ hochwertige Freizeit haben darf.

Nun ist dieser Punkt allerdings ein wenig in Schieflage geraten, denn hier arbeitet man für weniger Geld definitiv härter als in Deutschland.

Ich will das jetzt nicht mit Knochenjobs zB. in der Pflege vergleichen, da jammere ich nun sicherlich auf (zu) hohem Niveau, aber dennoch, man muss es betonen: Wer auswandern möchte, sollte sich auf ein Leben mit mehr härterer Arbeit einrichten. Zumindest hier in Spanien.

Einmal wäre da natürlich die Sprachbarriere. Wer nicht mit perfekten Spanischkenntnissen hierher kommt, wird mit den Kollegen über früh oder spät garantiert einmal kollidieren. Und auch unterschwellig ist man permanent angestrengt, weil man sich ja deutlich stärker konzentrieren muss, als bei der Muttersprache.

Über einen 8 Stunden dauernden Arbeitstag kann alleine das schon ganz schön schlauchen. Dafür hat man dann allerdings meist auch den Intensivsprachkurs inklusive, denn nirgends sonst lernt man eine Fremdsprache so schnell wie in der totalen Praxis, sprich an einem Arbeitsplatz mit Kollegen- und Kundenkontakt.

Hinzu kommt aber immer auch, dass man „der Neue“ ist und sich stets behaupten muss, und was noch schwerer wiegt: Man ist der neue DEUTSCHE. Ja, Deutsche sind in der Welt angesehen für ihre Korrektheit und Effizienz, auch hier in Spanien, aber daran muss man sich auch ständig messen lassen. Und ja, die spanischen Kolleginnen und Kollegen sind sehr wettbewerbsorientiert. Natürlich möchte man sich nicht die Butter vom Brot (von einem Deutschen) nehmen lassen.

Überhaupt wird man hier oftmals ungläubig gefragt, warum man denn ausgerechnet nach Spanien ausgewandert sei. Man tut gut daran zu betonen, dass das Klima und die bestechende Freundlichkeit der Menschen ausschlaggebend war, denn ökonomische Gründe können es für Spanier nicht sein, da ist man in Deutschland weit besser dran (und das stimmt so auch).

Also hat man neben der Sprache und dem etwas unerwarteten Konkurrenzdruck ein ordentliches Paket zu tragen, was das Einleben nicht gerade leichter macht. Um so wichtiger ist es, dass man sich dann gerade Freiräume schafft, in denen man schöne, einzigartige Erlebnisse schafft.

Zum Beispiel versuchen wir stets an unseren zwei freien Tagen in der Woche (manchmal fällt aber auch einer davon weg, Murren gilt nicht) Dinge zu unternehmen, die einfach wie Urlaub daherkommen. Also zum Beispiel Zeit am Strand zu verbringen, schön Essen zu gehen, und so weiter.

Das funktioniert in der Planung ganz gut, in der Praxis kann das aber schon mal gänzlich anders aussehen: Da bleibt man auch schon mal völlig geplättet einfach nur zu Hause, kocht sich was Leckeres und schläft dann ausgiebigst. Als ich das letztens bei meiner Magen-Darm-Geschichte gemacht habe, fiel mir erst einmal auf, wie dermaßen ich einen so „faulen“ Tag gebraucht habe.

Gran Canaria ist keine Schönheit, wenn es um die Bausünden der Vergangenheit geht, aber die Insel bietet eine unglaublich atemberaubende Natur. Die möchte man natürlich auch entdecken, aber was fehlt ist die Zeit, denn am Strand ist man in ein paar Minuten. In die Pampa kann es aber dauern, dann diese zu erkunden, und dazu auch noch mit Mietwagen über rappelige Serpentinenstraßen, das erfordert Planung, Ausdauer und Konzentration.

Alles Dinge, die ich momentan nach 5-6 Tagen Arbeit noch nicht aufbringen kann. Der Regenartionstag muss voll ausgekostet werden mit süßen Nichtigkeiten, sodass man sich am darauffolgenden Arbeitstag wieder fit fühlt.

Es geht ja nicht nur um die Arbeit an sich, sondern als Rädchen im Tourismus verkauft man den Menschen auch ein schönes Urlaubsgefühl, und das geht eben nur durch echte Zuwendung. Man kann sich hier nur abheben, indem man den Menschen zuhört, sich um sie kümmert, sie wie ein guter Gastgeber herzlich aufnimmt.

Das bedeutet aber auch, dass man ein Stückchen von sich selbst preisgibt. Am Ende spürt man das, denn die entweichende „Energie“ wird nicht von allen Menschen auch gleichermaßen zurückgegeben. Doch was zählt, ist der hoffentlich zufriedene Mensch, der mit einem Lächeln zurück nach Deutschland fährt.

Im Zeitalter von Massentourismus ist dieser Gedanke natürlich geradezu gewagt, aber wie gesagt, nur so kann sich ein Tourismusunternehmen, wie ein Hotel (das nun wirklich kein Riese ist) von dieser Masse abheben. Und auch wenn ich mich manchmal etwas gehetzt fühle und kaum noch Zeit für eine meiner Lieblingsbeschäftigungen finde (natürlich Shopping), so bin ich doch stolz darauf, an den Urlaubsträumen der Menschen basteln zu dürfen, und stolz auf mich, dass ich diese Wandlung auch mit fast Mitte 50 mehr oder minder problemlos umsetzen kann, und sie mich erfüllt.

Wenn man dann am Ende des ein oder anderen Urlaubs gesagt bekommt, wie einzigartig schön der Aufenthalt war, und dass man auch daran Anteil hatte, dann bekommt man eine große Portion Glücksgefühl zurück, und die hält manchmal ein bisschen länger als ein freier Tag.

 

.

 

 

(Fotos: Konsumkaiser. Keinerlei Sponsoring)


6 Gedanken zu “KK INTERN: KEINE ZEIT FÜR NIX MEHR!

  1. Lieber kk, danke für den Bericht. Du bist ein guter Mensch!
    Hier bei uns war es gestern auch schön. Es war warm und sonnig. Und man kann Büschen, Bäumen und Blumen beim Blühen und Knospenaufgehen zusehen. Es ist einfach herrlich. Die Welt kann so schön sein. LG nach Gran Can.

  2. Lieber KK,
    hast Du denn wenigstens in irgendeiner Form Jahresurlaub, oder sowas in der Art? Das Du in der Hauptsaison keinen hast, ist schon klar. Das Foto sieht aus wie eine Kitschpostkarte. Wie Postkarten aus Bayern auch, nur das es tatsächlich so aussieht. Da wohnen wo andere Urlaub machen, hat schon was. Ich mache das inzwischen zum zweiten Mal, gearbeitet wird trotzdem.
    Du wirst ja noch so ca. knappe 15 Jahre bis zum Ruhestand vor Dir haben, immer vorausgesetzt die Gesundheit macht mit. Ich wünsche Dir nur das Beste!

    Ganz herzliche Grüße
    Christiane

    QVC sendet heute portofrei & bei Channel21 hat RiccardaM. exorbitant große Pötte zu exorbitant kleinen Preisen.

  3. Guten Morgen,
    schön wieder Deinen Bericht zu lesen.
    Soooo viel Neues auf einmal!!!
    Da gibt es wohl noch keine Routine geben,
    die es ja manchmal / oft , einfacher macht.
    Ich bewundere dich dafür sehr.
    Bin weiter gespannt auf Deine Berichte.
    lg
    sylvia

  4. Lieber KK!
    Ich verstehe dich sehr gut. Du hast nicht nur einen körperlich anstrengenden Arbeitstag, sondern auch einen doppelt geistigen. „Gäste“ möchten von sich erzählen, erwarten volle Anteilnahme von dir, daneben musst du dich auf deine eigentliche Arbeit konzentrieren, hast im Hinterkopf, was noch alles im Hintergrund auf dich wartet. Das geht an die Nerven. Das switchen der Sprachen strengt auch an und erfordert eine Flexibilität, die gar nicht leicht zu bewältigen ist. Chapeau!
    Ich wünsche dir, dass sehr bald eine für dich angenehme Routine eintritt. Liebe Grüße nach Spanien schicke ich dir!

  5. Lieber KK,
    das hört sich so an, wie ich mich damals immer auf den internationalen Messen gefühlt habe. Den ganzen Tag voll im „Rampensau-Modus“, Augen und Ohren überall, wechselnde Themen, wechselnde Sprachen und immer „im Scheinwerferlicht“. Nur, dass bei mir die Messe nach ca. einer Woche dann vorbei war und bei Dir geht’s immer munter weiter. Ich habe es damals geliebt, aber heute vermisse ich es nicht mehr, das war super anstrengend. Das geht an die Substanz, egal wie sehr man sich drauf vorbereitet und einstellt.
    Gut, dass Du das ganz pragmatisch siehst, damit lässt sich viel Schaden vermeiden.
    Und auf Deine neue Heimat bin ich nach wie vor ein wenig neidisch. So immer im milden Klima und mit viel Sonne, das wäre für mich auch was.
    Guten Start in die neue Woche für alle und viele liebe Grüße
    Melanie

Kommentare gern gesehen! (Keine Anmeldung nötig)

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..