LIFESTYLE: WAS ICH IM AUSLAND BEREITS JETZT VERMISSE…

Nun lebe ich schon knapp zwei Monate auf Gran Canaria, und so langsam kristallisiert sich heraus, was ich bereits jetzt vermisse. Hier einmal eine erste kleine Aufzählung.

 

 

Jeder Mensch, der seine Heimat verlässt und im Ausland lebt, wird so einige Dinge vermissen. Dabei ist es meist total unerheblich, ob es sich um gute, sinnvolle, gesunde, oder wie auch immer gelagerte nutzvolle Sachen handelt, was man vermisst, kann man sich nicht wirklich aussuchen, man hat es nun mal sein Leben lang um sich gehabt.

Auch bin ich erstaunt, wie schnell es gehen kann, dass man etwas vermisst, dass man zuvor noch für selbstverständlich und kaum erwähnenswert hielt.

Ein paar meiner persönlichen Dinge, die ich vermisse, wollte ich euch heute einmal erzählen.

Da wäre zum Beispiel, und ich hatte es bereits erwähnt, der Drogeriemarkt von nebenan. In Deutschland sind so gut wie sämtliche Gebiete mit wenigstens einem Rossmann, oder dm oder Müller ausgestattet. Hier gibt es sowas nicht, und dementsprechend ist auch die Lage: Das Preisniveau ist sehr hoch, und die Auswahl eher klein. Eigenmarken gibt es zwar, die sind aber eher langweilig bis kaum erwähnenswert.

Die Auswahl in den deutschen Drogeriemärkten ist quasi unglaublich, wenn man von hiesigen Maßstäben ausgeht, und würde sich einmal ein kompletter dm-Markt hierhin auf die Insel „verirren“, so wäre das die totale Goldgrube. Bislang mit jedem Menschen, den ich hier gesprochen habe, bin ich überein gekommen, dass deutsche Drogeriemärkte viel zu wenig geschätzt werden im eigenen Land. Fehlen sie, so wie hier, dann tatsächlich schmerzlich, und auch das tiefe Loch im Portemonnaie müsste dann nicht sein.

 

Dann vermisse ich allgemeingültige Verkehrsregeln.

Ja klar, auch in Deutschland gibt es Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung, aber das sind eher Lächerlichkeiten. Hier geht es auf den Straßen rabiat zu, dass es manchmal echt gefährlich werden kann. Die spanischen Verkehrsgesetze sind in den Augen vieler Einheimischer wohl höchstens lockere Vorschläge, die man einhalten kann, wenn man mal Lust hat, aber nicht muss.

Besonders gruselig ist es in zweispurigen Kreisverkehren (die, die ich letztens noch so gelobt hatte), in denen permanent der äussere Fahrer einfach weiter im Kreis fährt, während der innere Fahrer aus dem Kreis hinausfährt. Himmel!

Oder Zebrastreifen: Die werden bis zum Anschlag zugeparkt, sodass man die Fußgänger, die bereit sind die Straße zu betreten, ert im letzten Moment sehen kann. Höchst gefährlich, denn die allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 bzw. 30 hält hier auch so gut wie niemand ein. Ehrlich gesagt fühlt man sich da ziemlich unsicher.

 

Mit Lebensmitteln ist es so eine Sache, auf der einen Seite haben die Spanier (und auch die Canarios) ihre eigenen Spezialitäten, aber das war es dann auch schon. Insgesamt ist der Lebensmittelmarkt deutlich abgespeckter als bei uns in Deutschland.

Da vermisse ich dann zum Beispiel ganz schnöde Schokoschaumküsse. Zum Glück gibt es hier ja Lidl, der ab und an typisch deutsche Lebensmittel im Programm hat. Und eben vorgestern waren es Schaumküsse. leider nicht die „dicken“, die wir kennen, sondern ein Abklatsch mit hauchdünner Fettglasur statt Schokolade, aber es hat trotzdem gemundet.

Über den Sinn und Unsinn unendlich großer Lebensmittelabteilungen lässt sich ganz klar streiten, aber insgesamt bin ich doch ein wenig verwundert, wie hemmungslos wir Deutsche uns der Völlerei hinzugeben scheinen, wohingegen auf Gran Canaria gerade einmal Tomate Frito, Gofio und Oliven ganze Regalreihen füllen können, der Rest ist ziemlich überschaubar.

Wo wir gerade beim Thema sind, ich vermisse schmerzlich eine frische Rindsroulade aus der Oberschale mit Spätzle. Auch hier war Lidl letztens behilflich. Für Etwas über 2 Euro gab es kleine Pakete mit Spätzle, habe sie aber noch nicht probiert. Die Schwaben mögen mir verzeihen, aber ich ziehe die getrocknete Variante dem Selbermachen vor.

Was aber leider gar nicht so gut ist, ist das Fleisch, das mir weiterhin Rätsel aufgibt. Und da ich eigentlich nur noch ganz selten mal ein gutes Stück Bio-Fleisch gegessen habe, und das hier nun zum Glücksspiel wird, lasse ich es wohl nun lieber ganz sein. Obwohl, eine Option habe ich noch nicht ausprobiert. Im Supermarkt „Mercadona“ soll es vorzügliches Fleisch geben.

 

Nach einem langen Tag mit babylonischem Sprachgewirr (ich spreche hier tagsüber so selten Deutsch wie noch nie), vermisse ich dann lange Quasselabende, an denen man sich mal ausgiebig auf Deutsch unterhalten kann. Ja, die Muttersprache ist dann doch immer noch etwas anders.

Vielleicht wird sich das einmal ändern, doch im Moment fühle ich mich nach einem langen Tag mit Spanisch, Französisch, Englisch und ein paar Brocken Niederländisch irgendwie komisch. Ich will nicht sagen dumm, aber wenn man am Abend dann wieder in der Muttersprache parliert, ist es wie entfesselt zu sein. Es tut einfach gut, ohne groß nachzudenken sagen zu können, was man eben sagen will. Man fühlt sich verstanden, man spielt mit Nuancen, bis hin zum Gefühl der Inspiration bei einem fruchtbaren Gespräch. Dieses Niveau erreiche ich in den meisten Fremdsprachen leider noch nicht, und ja, es fehlt mir wahnsinnig!

 

Die Liste wird mit Sicherheit noch erweitert… 😉

 

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(Fotos: Konsumkaiser. Keinerlei Sponsoring)


11 Gedanken zu “LIFESTYLE: WAS ICH IM AUSLAND BEREITS JETZT VERMISSE…

  1. Lieber KK, Danke dass Du uns teilhaben lässt am Auswandern und auch die Dinge mit uns teilst, die weniger schön sind. Wie heißt doch der bekannte Spruch „Erst wenn Du in der Fremde bist, weißt Du wie schön die Heimat ist.“
    Ich kann Dich bezüglich der Spätzle beruhigen. Wir Schwaben machen die auch nicht immer selbst. Wir haben oft keine Zeit dazu denn wir müssen ja „Schaffe, schaffe, Häusle baue“.

    Grüße aus BW von Herr TO.

  2. Guten Morgen, lieber KK,
    ich bin zwar einen Tag zu spät, aber dafür frisch aus dem Urlaub zurück. Dort haben wir ein Pärchen kennengelernt, welches vor bereits 30 Jahren aus der Ukraine nach Deutschland ausgewandert ist. Da kamen wir auf dieses Thema auch. Beide sagten, sie seien nach all den Jahren immer noch fasziniert von der Fülle in deutschen Supermärkten etc., was ich sehr süß fand. Er meinte dann noch, er sei sehr stolz, jetzt „deutsch“ zu sein.
    Man muss tatsächlich mal „von außen reinschauen“, wenn auch durch die Augen eines anderen, um Perspektive zu gewinnen!
    Ich habe damals in England am meisten Duplos, Knäckebrot und gutes Vollkornbrot, sowie weißen Spargel vermisst. Drogerien gibt’s ja reichlich, das war eher kein Problem, aber so hat jeder seins.
    Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude an Deiner neuen Heimat, alleine das Klima würde es für mich vermutlich schon rausreißen, nachdem ich hier mit dem 30-Grad-Temperatursturz klarkommen muss, so nach dem Urlaub! ;o)
    Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
    Melanie

  3. Lieber KK,
    ich hatte gleich so eine Idee das eine Insel in jeder Hinsicht halt irgendwie „begrenzt“ ist. Auf Dauer wäre das für mich nichts, aber jeder tickt ja Gott sei dank anders. Vielleicht hast Du die Möglichkeit wenigstens so ein bis zweimal im Jahr nach Deutschland „abzuhauen“ und bei Freunden zu wohnen. Hast Du nicht noch Verwandschaft in der NL ? Fliegst nur mit den Klamotten, die Du trägst, hin und mit vollem Koffer zurück. Das mache ich ja ähnlich wenn ich in den Norden fliege und freue mir jedesmal ein Bein ab. Dann bin ich aber auch wieder froh, wenn ich wieder nach Hause kann. Früher kam ich aus der Stadt und Städte liebe ich nach wie vor. Aber inzwischen gehen mir die total überfüllten und immer mehr verwahrlosten Städte auf die Nerven. Alles ist nur noch voll, voll, voll. Abgesehen davon was da für Gestalten unterwegs sind. Das gibt es hier gott sei Dank nicht. Hat halt alles seine Vor- und Nachteile.
    Ab und zu mal abhauen zu können hat schon was. Das ist für mich wie Urlaub.
    Du wirst noch eine Weile brauchen, geschätzt ein bis zwei Jahre. Sicher kommt auch Freude auf wenn endlich Deine Mutter kommt! Auf Berichte mit Deiner Mutter freue ich mich schon riesig!! Wird schon. Dafür kannst Du heute an den Strand und hier ist es nasskalt und stürmisch.
    Eine Kröte muss man schlucken.
    Schöne Grüße in den Süden.
    Liebe Grüße Christiane

  4. Guten Morgääähn, ich habe in den Jahren, als ich in den USA gelebt habe besonders die Butterbretzel und Brot vermisst. Bei der Bretzel wurde ich nicht fündig, jedoch hatte ich einen russischen Laden entdeckt, der ca. 40 km entfernt war (aber in den USA sind das keine Langstrecken), den ich regelmäßig aufsuchte – dort fand ich dann auch noch andere Sachen aus Europa. Was mir auch gefehlt hatte, war das schnöde Gemüse-Bouillon-Pulver – das habe ich mir aus D dann zuschicken lassen, da ich es häufig gebraucht habe. Ansonsten hat mir hier nichts anderes gefehlt – Spätzle habe ich selber gemacht – geht mit dem richtigen Werkzeug beinahe schneller als die Spätzle aus der Tüte 🙂
    Genossen habe ich dort das unkomplizierte und das Einkaufen um Mitternacht – und das in voller Schlafanzug-Montur bzw. Plüschschlappen (hat keinen interessiert).
    So gibt es vieles dass man erst nach einer gewissen Abwesenheit in der Region vermisst – Vice Versa.
    Ich bin mittlerweile jedoch wieder soweit D gänzlich den Rücken zu kehren. In 4-5 Jahren werden wir uns auf Kreta niederlassen – je älter ich werde, desto mehr werden mir Dinge wichtig, die mir in jüngeren Jahren nicht als Entscheidungskriterium eingefallen sind. Wie die Anzahl der Sonnenstunden, der Geruch des Meeres und hauptsächlich der zwischenmenschliche Umgang innerhalb der Gesellschaft (und anderes). Ich persönlich freue mich sehr auf die kommende Zeit.
    Dir alles Gute – und ja, der Kreisverkehr würde mich auch wahnsinnig machen.

  5. Kommt mir irgendwie total bekannt vor!

    In Hongkong gab es Tage, an denen ich wie eine Süchtige nach Schokoriegeln und McDonalds lechzte und gierte – also nach etwas, das ich sonst nicht einmal ignoriere, aber natürlich als Kind und Jugendliche liebte.
    Denn nach all dem, ich muss es betonen und meine es wirklich ernst, wirklich vorzüglichen, ganz hervorragenden, super guten chinesischen Essen brauchte ich dringend etwas für mich gefühlt Normales, und wenn es noch so verwerflich war. Wie eine richtig Süchtige frönte ich der Leidenschaft natürlich im Verborgenen, denn man will ja niemanden, der es gut meint und gut macht, konsternieren. Das kommt gar nicht gut an, verständlich.

    In den USA und Kanada hatte es mich zufälligerweise immer wieder irgendwie in die Nähe von Mennoniten verschlagen, die zufälligerweise die Farmers Markets bestückten – und somit gab es kein Problem mehr mit den ewigen Buns. Die Auswahl ist toll, und schon damals war Organic Food das Einzige, das man essen konnte, ohne auf die Dauer zuzunehmen, hier besonders das Fleisch.
    Allerdings war ich unglaublich scharf auf die guten, frisch gemachten Donuts von Dunkin‘ Donuts (es gab sie im 12er-Pack!), zuweilen gefüllt mit Vanille-Sahne-Creme, und Torten machten sie auch, so konnte man am Geburtstag gleich das Institut beglücken. Deren Filiale in Berlin (ewig her) hatte ich aus lauter Nostalgie mal konsultiert: bah, kein Vergleich, reine Kalorienaufnahme ganz ohne Genuss.
    Was ich sehr vermisst habe, war die Menge der vielen guten Restaurants, wie es sie in Europa gibt; dort waren es nur wenige, und dann kamen sie als ‚gehoben‘ daher; ansonsten das Steak-Pizza-Pub-Einerlei.
    In New York natürlich das Gegenteil – ein Deli hat mich quasi an den Rand der Verarmung gebracht, aber die hatten auch Dinge, von denen ich in D träumte, die ich aber nur im Urlaub im europäischen Ausland bekam.

    Oh, ich habe nur vom Essen gesprochen?

    Alles Liebe nach Gran Canaria!

    1. Guten Appetit! 😉
      Ich musste mich auch zügeln. Zum Thema Essen in Spanien könnte man wohl Bände schreiben. Hier auf GC wird es wohl nur zu einem Bändchen langen. 🤣
      Liebe Grüße
      KK

  6. Hallo,
    Solange „nur“ Rouladen, Spätzle und dm vermisst werden, kann man dem sicherlich mit Heimatbesuchen abhelfen.
    Das Klima jedoch, das Meer, die Sonne, reifes und schmackhaftes Gemüse, sind Sachen, die man nicht mal eben ändern kann.
    Da kommt jetzt so langsam die Realität des Alltags im „neuen Leben“ an. Ich halte das für völlig normal im Prozess des Einlebens.
    Danke für die Einblicke-ich finde es sehr interessant!

    LG
    Karla

  7. Hallo kk.

    ich kann beronders nachvollziehen, dass dir die Muttersprache fehlt. Selbst wenn man gut Fremdsprache kann, denkt man ja lange weiterhin in Deutsch. Ich war ja längere Zeit in Südfrankreich, sprach nachher wunderbar Französisch, dachte auch Französisch, fand die französische Küche toll, auch den Klang der französischen Sprache. In meinem Hinterkopf sass aber immer noch das Deutsche. Ich hatte auch Sehnsucht nach all den Kulturevents in D (Oper, Theater, Konzert). Das gab’s da gar nicht. Dafür ständig gutes Wetter, die ewige Sonne, unkomplizierte und oberflächliche Bekanntschaften, das Fehlen der Jahreszeiten. Kein richtiger Herbst oder Frühling – das hat mir doch gefehlt. Ich persönlich kann auch gar nicht nachvollziehen, dass die Leute ständig pralle Sonne haben wollen. Aber natürlich jeder nach sin Möch.

  8. Ich Liebe die Einsamkeit und brauche keine Geschäfte unbedingt.
    2 mal im Monat fahren wir in die nächste Stadt einkaufen .
    Ich koche noch sehr viel selbst ein , alles was angebaut werden kann.
    Mein Traumland ist schon immer Kanada gewesen und dann mitten im Wald und Selbstversorger sein.

  9. Lieber KK,

    es gibt selbst in Österreich Dinge, die mir aus Norddeutschland fehlen, wie z.B. knusprige Brötchen (und nicht lätscherte, wabbelige Semmeln) oder ein gescheites, körniges Schwarzbrot (kein undefinierbares Graubrot).

    Drogerie-Artikel (insbesondere vom DM) sind um einiges teurer als in Deutschland. Von der Geschäftsleitung des DM, die ich wegen dieser Preisdifferenzen mal angeschrieben hatte bekam ich zur Antwort, dass DM Österreich kleinere Mengen als DM Deutschland einkauft…

    Aber das sind alles Kleinigkeiten, mit denen ich leben kann. Dafür gibt es hier grenzgeniale Mehlspeisen und die weltbesten Schnitzel- und Tafelspitz-Gerichte. Die Krönung ist aber, dass ich hier über 6 Jahre früher in Rente gehen kann als in Deutschland UND die Pension (wie sie hier genannt wird) 14 x gezahlt wird 🙂 Das ist doch ‚was, oder?

    Ich wünsche Dir weiterhin gute Eingewöhnung und wenn Dich mal der Schokoschaumkuss-Entzug ganz arg erwischen sollte, lass es mich wissen – dann schicke ich Dir eine Ladung Schwedenbomben frisch aus dem Werksverkauf. Simply the best!
    Claudia 🙂

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