LIFESTYLE: DANKE, MIR GEHTS SUPER!

Momentan stellt uns die Frage „Na, wie gehts Dir?“ vor eine große Herausforderung. Es teilt sich scheinbar in die Fraktion, die selbst bei strahlendem Sonnenschein und gerade gewonnenem 6er im Lotto nur schlimme Dinge über sich zu berichten hat. Und diejenigen, die andere nicht mit ihren persönlichen Befindlichkeiten belasten möchten. „Gut gehts, aber klar doch!“ Wohin tendierst Du?

 

 

Ja, man kann in wirklich allen Dingen und Gegebenheiten etwas Schlechtes sehen. Dazu muss man nicht zu depressiven Verstimmungen neigen, es reicht eine düstere Gewitterwolke über dem Kopf, die sich manchmal nicht verscheuchen lässt. Oder man ist eben so. Punkt.

Deutlich interessanter (und in meinen Augen tragischer) ist das Verhalten besonders höflicher Mitmenschen, die ihre Gefühlswelt nur wiederwillig offenbaren. Nein, irgendwelchen Menschen auf der Straße muss ich nun wirklich nicht auf die Nase binden, dass mich die derzeitige Situation belastet. Es ist nur richtig, wenn man hier im Vorbeigehen einen Daumen nach oben signalisiert und Zähne beim Lachen zeigt.

 

Aber was ist, wenn man sogar vor sich selbst, seinen ureigensten Gefühlen, davonläuft? Oder wenn sich niemand findet, dem man einmal tatsächlich reinen Wein einschenken kann, was die Gemütslage betrifft? Steigende Infektionszahlen, Zukunftsängste, Jobverlust, Isolation: Corona stellt uns vor mannigfaltige Herausforderungen.

Dagegen steht der Druck, ja nicht als Jammerliese wahrgenommen zu werden. Um mich herum demonstrieren ja auch alle eine schier unheimliche Gelassenheit. Spritzig, voller Esprit und gut gelaunt zeigen sich die üblichen Verdächtigen auf den Social Media Accounts. „Ich will Euch ablenken von Corona, deswegen zeige ich euch meine bunte Werbewelt, ein meeega Mehrwert für Euch!“ 

In komischen Zeiten wie diesen, scheint ein ungeschriebenes Gesetz dafür zu sorgen, dass offensiv zur Schau gestellte gute Laune das psychische Durchhaltevermögen bis zur (schrecklich weit entfernt wirkenden) Erlösung erleichtern soll. Komisch, bei mir wirkt das nicht.

 

 

 

Doch was macht das mit mir, wenn ich ständig daran erinnert werde, den Kopf stur oben zu halten, dass die Mundwinkel aufwärts zeigen müssen, und ich dynamisch-stramm meinen Weg gehe, als gäbe es dieses bedrohliche Hintergrundrauschen nicht, das sich Pandemie nennt. Muss ich ständig durch eine Halt-Durch-Attitüde meine Solidarität zeigen?

Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Gerade jetzt finde ich es essentiell, dass man auch mal verzweifelt sein darf. Raus mit dem Druck, in Worte fassen, was gerade Angst erzeugt, was uns schaudern, und was uns in der Nacht nicht schlafen lässt. Es wird ja nicht morgen oder übermorgen vorbei sein.

Man kann auch durchaus mal wütend sein, muss sich nicht dafür schämen, denn seien wir ehrlich, so eine beschissene Situation wollten wir uns nicht einmal vorstellen. Egal wie weitgehend die Auswirkungen sind, Corona streift unser aller Leben. Diese Gefühle regelmäßig zu artikulieren (und bestenfalls auch zu teilen) (zB. per Telefon, Videochat, draußen beim Spaziergang) halte ich für sehr wichtig.

Ich selbst schöpfe immer wieder Kraft aus dem Gespräch mit seelenverwandten Menschen, die mitfühlen können. Wer das nicht hat, sollte sich nicht scheuen wirklich mal die Telefonseelsorge anzurufen, man muss sich nicht dafür schämen!

Ich rede hier auf dem Blog nun wirklich nicht von tiefen existentiellen Krisen, sondern von Verstimmungen, die aufgrund der Corona-Situation bei uns allen mal auftauchen können, aber manchmal bedarf es auch professioneller Hilfe, und die zu bekommen ist in diesen Zeiten nicht gerade einfacher geworden. Dahinter stehen Schicksale, Leben, Existenzen, Beziehungen, Krisen, Gewalt, Überforderung, Verdrängung…

Eine kleine Infobox ist unten zu finden.

 

Vermeidungsstrategien halte ich für falsch. Nie wieder Nachrichten schauen, damit man nicht daran erinnert wird, was um einen herum los ist? Den News-Konsum allerdings etwas einzuschränken finde ich ok.

Ablenkung auf Teufel komm raus ist auch keine Antwort, ähnlich wie Alkohol, der die unangenehm nah kommenden Gefühle betäuben soll.

Ich finde es richtig, wenn wir uns auch mal gegenseitig zeigen, dass wir alle gar nicht so ultra-souverän durch diese Zeit tänzeln, sondern dass alles auch mit Ängsten, Druck und Ärger zu tun hat. Egal ob resilient oder fragil, die Pandemie sollte nicht dazu führen, dass unsere Gefühle hinter einer coolen oder kitschig-fröhlichen Fassade erfrieren.

Nee, heute gehts mir mal nicht gut. Aber morgen ist auch wieder ein neuer Tag.

 

Eine kleine Infobox dazu, falls die gegenwärtige Situation zu belastend wird:

  • zum Hausarzt gehen oder ihn anrufen,
  • Kontakt mit einer Klinik mit psychiatrischer Abteilung aufnehmen,
  • Kontakt mit dem ärztlichen (psychiatrischen) Bereitschaftsdienst (bundesweite Tel.: 116 117) aufnehmen,
  • oder sich an ein Hilfs- bzw. Beratungsangebot für akute Krisensituationen wenden

Deutschland

  • Telefonseelsorge
    www.telefonseelsorge.de
    anonyme, kostenlose Beratung zu jeder Tages- und
    Nachtzeit unter den bundesweiten Telefonnummern 0800 – 1110111 oder 0800 – 1110222
  • Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“ www.nummergegenkummer.de
    kostenlose Beratung von Mo. bis Fr. 15.00 bis 19.00 Uhr unter der bundesweiten Telefonnummer: 0800 – 111 0 333
  • in jeder deutschen Stadt gibt es Psychologische Beratungsstellen, Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensfragen, Psychosoziale Beratungsstellen, Sozialpsychiatrische Dienste. Diese Einrichtungen stehen jedoch nicht rund um die Uhr zur Verfügung und es müssen ggf. Beratungstermine vereinbart werden – sie sind bei akuten Krisen nur bedingt hilfreich.

Österreich

  • Telefonseelsorge
    www.telefonseelsorge.at
    anonyme, kostenlose Beratung zu jeder Tages- und Nachtzeit innerhalb jedes Bundeslandes unter der Telefonnummer 142
  • Die Psychiatrische Soforthilfe
    http://www.psd-wien.at/psd/52.html
    telefonisch, ambulant, mobil: Beratung zu jeder Tages- und Nachtzeit unter der Telefonnummer 01- 31330

Schweiz

  • Telefonseelsorge „Die Dargebotene Hand“www.143.ch anonyme, kostenlose Beratung zu jeder Tages- und Nachtzeit unter der Telefonnummer 143

     

 

 

(Fotos: Pixabay.    Keinerlei Sponsoring. Dieser Artikel dienst nicht zur medizinischen Diagnose, Behandlung oder Einschätzung, sondern ist nur ein laienhafter Anreiz zum Nachdenken. Bei Fragen oder Problemen, bitte Fachleute um Hilfe bitten. Siehe auch Infobox oben.)


19 Gedanken zu “LIFESTYLE: DANKE, MIR GEHTS SUPER!

  1. Guten Morgen lieber KK,
    vielen Dank für diesen Beitrag, der den Gästen dieses Blogs vielleicht helfen kann, die Angst auch einmal zuzulassen und doch zuversichtlich zu bleiben. Jeder Tag beginnt seit Wochen mit den neuen Fallzahlen. Gestern habe ich zum ersten Mal die Angst von anderen gespürt als mehrere Leute sich lautstark über mangelnden Abstand eines Kunden im Supermarkt beschwert haben. Das war bisher nie ein Thema. Ich wünsche mir jetzt nur noch den absoluten Lockdown, sofort und ohne Ausnahme. Das Zaudern der Politiker, das ständige Reingrätschen wenn ein Vorschlag gemacht wird, das Geschrei nach Ausnahmen, das alles ist unerträglich in dieser Situation.

    Ich wünsche allen Gästen und dem Gastgeber einen schönen Adventssonntag, passt auf euch auf.

  2. Lieber KK,

    Danke für diese Worte und vor allem Deine Recherche zu Hilfsangeboten. Ich erlebe derzeitig schon viele psychische Probleme in der Praxis durch Isolation oder Angst. Vieles werden wir erst im Verlauf erkennen. Es ist wichtig, sich hin und wieder der echten Gefühle klar zu werden und diese auch auszusprechen, sonst wird der Druck im Kessel zu groß.

    Ich wünsche Dir und allen anderen, die derzeitig so sehr betroffen sind, weiterhin viel Kraft und Durchhaltevermögen. Leider kann niemand sagen, bis wann!

    Einen schönen dritten Advent 🕯🕯🕯

    Liebe Grüße
    Karen

  3. ich habe einen zusatz für deinem kasten. es gibt ein HEIMWEGTELEFON.
    für frauen und männer. bist du abends alleine unterwegs, hast ein schlechtes gefühl oder angst, dann rufst du an und sie begleiten dich nach hause. egal ob arbeitsweg, gassirunde (auch partyheimkehrer oder nach restaurantbesuchen in normalen zeiten) – ruf einfach an, mit flatrate ist es kostenlos.

    und wenn du ehrenamtlich dort mitarbeiten willst, bist du auch willkommen.

    telefon: 030 120 74 182

    zum anderen thema:
    meine befindlichkeiten und gefühle teile ich nur im realen leben. der netzauftritt bleibt bei mir immer schön oberflächlich. so halte ich es, seit ich mein gesicht ins netz stelle.

    so behalte ich mein privates ich – fremde leute geht es nichts an.

    anfangs las ich mal blogs mit seelenstriptease oder welche von weltproblemwälzern – aber die drehten sich im grunde auch nur um sich selbst und langweilten mich schnell.

    auch mit den ganzen einschränkungen und veränderungen und meinem leben, trotz verbannung nach nordfriesland und täglichem kontakt mit kuhscheisse und kälberschnodder interessiere ich mich weiter für taschen und beauty- und fashiontrends. da bin ich bei instagram einfach gut aufgehoben.

      1. Was ich gerade ziemlich anmaßend finde: meine Situation ist gerade schwierig und noch schwieriger geworden. Dazu dieses krasse Jahr. Und dann muss man sich von Fremden und Außenstehenden „Experten“ auch noch bewerten und be-/verurteilen lassen weil die denken, wegen ein paar Mails oder kurzen Telefonaten kennen sie einen und hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen. Ich finde das alles ziemlich anmaßend und könnte gerade nur noch schreien. Weil wenn ich eines nicht abkann, dann wenn meine Grenzen nicht akzeptiert und ich nicht ernstgenommen werde.
        Liebe Grüße

        1. Ich denke, auch da ist ehrliche Kommunikation der Schlüssel. Und wer das nich versteht und abkann, wenn ich auch freundschaftlich Grenzen definiere, der ist dann eben auch nicht mein Freund, sondern ein Bekannter, und da erwarte ich eh nichts.
          Aber ich kann nur von meiner Warte aus sprechen.
          Liebe Grüße
          KK

          1. Vielleicht sollte ich mir das zum Vorbild nehmen und bei Fremden und Bekannten gelassener werden. Ich habe in den letzten 2 Jahren gelernt noch besser auf mich aufzupassen, und auch Nein zu sagen. Scheinbar noch nicht bestimmt genug für manche Mitmenschen, wobei ich jetzt auch oft das Wort Egoismus höre. Es nervt einfach gerade.
            Liebe Grüße

            1. Ich kann dem nicht zustimmen; ich habe zwar noch nie ein Sorgentelefon benutzt, aber ich habe schon sehr oft gemerkt, dass Gespräche mit vollkommmen fremden Leuten mich wesentlich mehr aufbauen als die immer gleichen Leiern mit meinen Freunden. Seien wir ehrlich: Egal wie gut man befreundet ist, man erzählt es den Freunden nicht, dass man gescheitert ist mit irgendwas oder dass man sich Sorgen macht. Ich mach das jedenfalls nicht. Vollkommen Fremde offenbaren einem manchmal ihr Leben oder ich Ihnen meins, das war sehr erbauend. Ich denke mir, den siehst du nie wieder, egal wie der dich bewertet und was er von die jetzt hält, es macht keinen Unterschied. Ich bin viel allein unterwegs, sitze mal auf Bänken, ruh mich da aus und dann ergibt sich so was ich finde das richtig spannend. Als meine Mutter gestorben ist, war dies mein Rettungsanker und übrigens die Kirche. Wer gläubig ist, wundert sich, wie gut der Pfarrer auf so etwas geschult ist. Ruck zuck erfasst der die ganze Situation. Übrigens: klar würde ich ein Sorgentelefon benutzen, aber ich glaub von Angesicht zu Angesicht geht es noch etwas besser. Ich hab auch mal gelesen, wenn man beruflich mit was gescheitert ist, ist es das Schwerste, es sich selbst einzugehstehen und zu sagen, das war es jetzt. Außerdem habe ich mal gehört, jemand, der vorhat, sich etwas anzutun, überlegt lange. Wenn er sich aber sagt, ich mach das jetzt und er weiss, wie, dann geht es ziemlich schnell, oder er macht es nie.

              1. Naja, ich kenne ja deine Freunde nicht, aber wir erzählen uns schon alles ungefiltert. Wenn man sich lang genug kennt, dann kommt das mMn automatisch.
                Aber da gibt es mit Sicherheit keine allgemeingültigen Aussagen.

        2. Das kann ich gut verstehen, geht mir genauso gerade und oft denke ich: ich kann nicht mehr. Apropos Telefonseelsorge: entweder hatte ich einen fail, aber die Dame dort war unterirdisch.Hilfe bei psychiatrischen Notfalldiensten kann man zur Zeit vergessen. Naja. Ales Liebe

          1. Oh je, das ist schlimm. Aber die sind ja auch unterversorgt und unterbezahlt. Sowas rächt sich in Notsituationen. Ich hoffe, es ist dir dann doch (woanders?) geholfen worden.
            Liebe Grüße
            KK

  4. Wenn meine Stimmung zu kippen droht, erinnere ich mich dran, dass es uns auch in diesen heftigen Zeiten hier immer noch ziemlich gut geht. Ein Blick in andere Länder, in denen es keine finanzielle Unterstützung gibt und deren Wirtschaft auch vor der Pandemie schon auf dem Bauch lag, lässt mich den Tag dann gleich etwas dankbarer angehn.

  5. Danke für diesen Artikel! Mir geht es nämlich genauso. Manchmal kann man nicht mehr lächeln und Optimismus verbreiten. Ich bin seit dem 1.11. vom (unsinnigen) Teil-Lockdown betroffen. Die tolle Novemberhilfe konnte man erst Ende November beantragen und dann gab es Anfang Dezember 50%. Die anderen 50% gibt es irgendwann im Januar. Von Dezemberhilfe gibt es derzeit keine Spur, ich gehe davon aus, dass die auch nicht so schnell fließt. Die fällige Studiomiete, fehlende Einnahmen und vor allem das Gefühl, allem hilflos ausgesetzt zu sein, lässt mich auch erhebliche Stimmungsschwankungen mitmachen. Hinzu kommt, dass man gar nicht mehr planen kann. Eine Wiedereröffnung am 01.12. wurde zum 21.12. und dann zum 11.01. Ich bin mir sicher, dass es dabei nicht bleibt. Aber die 50%ige Novemberhilfe reicht neunmal nicht über drei Monate. Ich wünsche mir manchmal mehr Gelassenheit für mich.
    Daher danke für die ehrlichen Worte.

    Liebe Grüße von einer sonst stillen Mitleserin
    Tina

  6. Ich fürchte viele Menschen kommen leider nicht gut klar. Ich arbeite ja in einer allgemeinmedizinischen Praxis und wir haben in diesem Jahr eher weniger depressive Menschen in der Praxis. Und ich glaube nicht weil es einfach weniger gibt. Ich fürchte sie haben noch mehr Angst als sonst, gerade die Menschen mit Angststörungen. Vielleicht ist eine telefonische Hilfe in diesem Fall wirklich gut, denn sie scheinen sich nicht zum Arzt zu trauen.
    Liebe Grüße Tina

  7. Danke für deine Worte! Dieses Jahr zehrt an jedem von uns und das wird uns zur Weihnachtszeit noch bewusster, weil diese Zeit ja sonst auch schon zum Reflektieren anregt. Ich senke im Moment bewusst die eigene Erwartungshaltung. Das muss noch, das geht noch, das schaffst du auch noch. Nichts muss man außer auf sich achten. Ich fühle auch den Druck die gute Laune aufrechtzuerhalten, zu performen, mehr Sport, mehr Leichtigkeit, dieses Virus kann mir nichts an. Doch kann es. Es ist und bleibt eine schwierige Situation. Mehr in sich reinhören, sich kümmern um seine Seele und seine Angehörigen. Energiereserven schonen, egal ob mit oder ohne Sonnenschein aus dem A…. So will ich versuchen durch den Dezember und den Jahreswechsel zu kommen.

    1. Ich finde diese Einstellung genau richtig und ausgewogen. Eben menschlich, wir sind schließlich keine Superwesen. Und Photoshop für Lebensführung gibt es noch nicht. 😉
      Liebe Grüße
      KK

  8. Danke für diese tollen und wichtigen Beitrag!!! Das Thema psychische Gesundheit ist ein viel grösseres, als die meisten sich vorstellen können, bin ich überzeugt. Es wird nur nicht laut darüber gesprochen. So viele brechen hinter verschlossener Türe. LG

  9. 🙏🌹💕
    Du bist toll! Danke für diesen wertvollen Beitrag. Pass Du auch gut auf Dich auf.
    İch wünsche Dir schöne, erholsame Feiertage.
    Liebe Grüße aus Leverkusen,
    Deniz 🙂

  10. Lieber KK,

    Da sprichst Du was an… ich bin ja sowas von Team „mir geht es gut“ – egal wie es tatsächlich ist. Die meisten Menschen wollen meiner Erfahrung nach auch keine ehrliche Antwort… die bekommen daher auch nur Familie und enge Freunde.

    Zudem bin ich ein Mensch, der an sich selbst immer sehr hohe Erwartungen stellt. Darunter eben auch zu funktionieren… Und ich bin vom Naturell her auch immer gut gelaunt und grundsätzlich positiv. Daher bin ich eh selten schlecht drauf, aber wenn bekommen es nur sehr wenige mit.

    Dieses Jahr ging mir aber an die Substanz – nicht ohne Grund habe ich an Gewicht zugelegt, mir fast jeden Tag ein warmes Bad eingelassen (normalerweise Dusche ich einfach nur) und von dem Geld für meine Überstunden Gesichtspflege und Lippenstifte gekauft… (zwar long lasting, aber… Lippenstifte? Jetzt???) – ich habe aber im Gegenzug auch versucht andere mit dem Geld zu unterstützen, wo ich konnte…

    Die Diskussionen mit meiner Mutter, die Abstand halten für übertrieben hält und mich für einen überängstlichen Spinner. 😦 Wenn ich zitieren darf „Ich treffe mich ja auch nur mit ausgewählten Menschen – nur mit der Familie“…. genau, Familie aus dem Ausland, Familie aus unterschiedlichen Bundesländern etc und alle sitzen lustig an einem Tisch als wäre nichts…. Muss ich extra erwähnen, dass ich mich vor dem Lock Down schon rechtfertigen musste, warum ich dieses Weihnachten nicht zu Besuch komme?

    Ich bin super dankbar, dass ich weiterhin arbeiten kann und das sogar im Home Office, obwohl das vor Corona wg Datenschutz undenkbar war. Aber ich zittere jeden Tag um meinen Freund, der weiterhin zur Arbeit fährt. Ich zittere um Verwandte in den USA und natürlich meine unbelehrbare Mama und alle, mit denen sie sich trifft… Und obwohl ich versuche möglichst oft mit Freunden, Familie und Kollegen zu skypen oder telefonieren und ich ja nicht ganz alleine daheim sitze, habe ich das Gefühl zu vereinsamen. Und ehrlich gesagt: ich habe ein schlechtes Gewissen deshalb, denn eigentlich geht es mir verdammt gut hier.

    Haltet die Ohren steif – ich koche mir jetzt einen Tee und trage Lippenstift auf 😉

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