LIFESTYLE: LUST AUF DIÄT? VERSUCH DOCH MAL ANDERS ZU DENKEN!

Diät. Mit diesem Wort kann man mich ja jagen. Dabei drückt es traditionell eigentlich etwas zur Lebensweise aus, aber im Allgemeinen bezeichnen wir heutzutage mehr oder minder fragwürdige Hungerorgien als Diäten. Kaum ein Mensch, der noch keine Diät ausprobiert hat, und höchstwahrscheinlich keinen wirklich nachhaltigen Erfolg zu verzeichnen hatte. Grund: Diäten sind eigentlich großer Mist!

 

 

Zauberdiäten, schon immer toll, oder?

Was ist eine erfolgversprechende Diät? Eine Umstellung der Ess- und Lebensgewohnheiten. Und zwar so sinnvoll und sanft, dass man das im besten Fall als langfristige Umstellung seiner Gewohnheiten sehen kann. Für immer und ewig gut und ausgewogen Essen, und dazu stets ein bisschen Bewegung ins Leben integrieren? Kann doch so schwer nicht sein?

Doch! Sonst hätten all die Zauberdiäten, all die Frauenzeitschriften, all die Kilo-Gurus nicht einen solchen Zulauf. Noch heute sind die auflagenstärksten Ausgaben der Frauenzeitschriften die mit der großen Frühjahrsdiät. Gefolgt von der Last-Minute-SOS-Urlaubsdiät. Strandfigur in 5 Tagen – garantiert.

Der Mensch ist prinzipiell faul, warum sollte man da nicht all zu gern glauben, dass die überschüssigen Pfunde nur so purzeln, wenn man zwei Wochen lang eine muffige Kohlsuppe isst, die alle anderen beteiligten Personen dafür allerdings einem üblen Kampfgas aussetzt, sodass man schnell ziemlich allein sein wird. Schlank, aber einsam.

 

Studien belegen die absolute Unwirksamkeit der gängigen Diäten

Ich klammere nun einmal alle gesundheitlich relevanten Diäten aus, also alle Kostformen, die zur Behandlung von Krankheiten angewendet werden.

Das größte Problem ist, dass alle Studien, die zu Diäten gemacht wurden ergeben: Diäten machen langfristig dicker.

Zitat Professor Helmut Heseker (der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung): „Wir wissen, dass 80 bis 90 Prozent aller Gewichtsreduktionsprogramme keinen Erfolg bringen.“ Und Professor Andreas Pfeiffer von der Charité Berlin und dem Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) bekräftigte diese Erkenntnis bereits 2013: „90 Prozent nehmen nach Ende der Diät wieder zu.“

Auch eine große Metaanalyse von 2015, die die Daten von  77.000 stark übergewichtigen Frauen und 100.000 adipösen Männern analysierte. Nur 0,8 Prozent der Frauen erreichten Normalgewicht, bei den Männern lag die Quote gar unter einem halben Prozent (0,47 Prozent). Schlussfolgerung: Die gängigen Abnehm-Diäten sind schlicht unwirksam.

Ja es gibt die rühmlichen Gegenbeispiele, ganz klar. Allerdings ist die Erfolgsquote so übel, dass ich bei Diäterfolg stark dazu rate, auch noch Lotto zu spielen, denn wer so viel Glück auf seiner Seite hat, sollte es nutzen. Aus meiner gesamten Erfahrung im Sportbereich kann ich sagen, dass ich noch NIE einen Fall gesehen habe, der einen langfristigen Abnehmerfolg allein durch ein Diätprogramm feiern konnte.

Steinzeitdiät, Ananasdiät, Schlank im Schlaf…Bei all den Diäten geht unser Körper immer nur zu gern an die Eiweißreserven in uns, und äusserst ungern an die Fettdepots. So kommt es bei typischen Diäten fast immer zu einem viel zu großen Muskelverlust. Essen wir nach einer Diät wieder normal, wird oftmals die verlorene Muskelmasse durch Fett ersetzt, ein ganz „gemeiner“ Trick der Natur, die denkt sozusagen schon voraus.

 

Wir wollen ständig unseren Körper autricksen

Gemein ist, dass wir schon lange versuchen, diese Mechanismen im Körper auzutricksen. Strategisch gesetzte Kohlehydratreize für den Körper, Eiweiß vor dem Schlafengehen, provozierte Ausschüttung von Wachtsumhormonen im Schlaf, Sport nur im Fettverbrennungsbereich… Auch wenn uns das die Abnehmgurus noch so plausibel erklären, kann man doch sagen, dass alle Diäten über das Prinzip der negativen Energiebilanz arbeiten, also weniger Kalorien aufzunehmen als zu verbrauchen. Zahlreiche Wissenschaftler betonen immer wieder, dass die Art der Diät völlig egal ist. Obacht: Da sind sich viele Wissenschaftler aber auch genauso uneinig, die Aussichtslosigkeit der langfristigen Diäterfolge spricht aber eine deutliche Sprache.

Und genau das hatte Mitte 2014 die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) in ihren Leitlinien nochmals klargestellt: „Bei einer Diät spielt die Zusammensetzung aus Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß kaum eine Rolle, entscheidend ist nur die Gesamtkalorienzahl.“ Ich ergänze: Und Bewegung – und zwar intelligent dosiert.

 

Ein neuer Blick auf den „idealen“ Körperbau?

Man kann nun lange darüber orakeln, warum trotzdem sämtliche Diätneuheiten bestaunt werden, wie ein rosaroter Elefant, auf dem ALLE reiten wollen. Wahrscheinlich ist es das Prinzip Hoffnung (vielleicht werde ich doch noch eine zweite Kate Moss?), und ein gar nicht soo großer Leidensdruck (eigentlich ist doch alles ok). Denn eigentlich fühlen sich die meisten Menschen mit ein paar Kilos zu viel auf den Rippen gar nicht unwohl. Und auch die Gesundheit muss bei leichtem bis moderatem Übergewicht nicht in schlimmster Gefahr sein. Es ist meist nur der gesellschaftliche Druck, der Trend zur Selbstoptimierung, der Schuld ist an der Jagd nach Normal- und Idealgewicht.

Das mag sich in Zeiten von Anti-Bodyshaming Aktionen wieder etwas legen, allerdings entstehen im gleichen Moment viele neue Rolemodels, die per Social Media wieder für ein verzerrtes Körperideal sorgen. Und das perfide daran: Unter Zuhilfenahme von Photoshop, Hormonen, plastischer Chirurgie, usw.

Unter uns: Unsere Generation wird da wohl nicht wieder raus kommen. Man kann nur darauf hin arbeiten, dass die kommenden Generationen einen ehrlicheren Blick auf ihre Körper werfen können (ja, liebe Eltern!). Und wenn sie etwas ändern möchten, werden sie hoffentlich einsehen, dass nur eine langfristige Verhaltensänderung (bei Ernährung und Bewegung) und Intuition auch nachhaltige Erfolge generieren. Aber wie man hört, schläft die Pharmaindustrie ja nicht. Was da noch kommt…? Ich ahne nichts Gutes.

 

 

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(Fotos: Pixabay   Keinerlei Sponsoring Q: Prof. Mathias Blüher, AJPH)


34 Gedanken zu “LIFESTYLE: LUST AUF DIÄT? VERSUCH DOCH MAL ANDERS ZU DENKEN!

  1. Ich habe so gut wie jede Diät mitgemacht, die es gab, inklusive auch der Kohlsuppendiät und Fasten. Heute habe ich mehr drauf altfrüher. Bei meinem Mann auch, und unsere Tochter zeigt die gleichen Tendenzen. Gerade bei ihr bin ich auf mich sauer, dass sie meine Diätkarriere miterlebt hat, und dadurch wahrscheinlich auch nachgemacht hat.
    Weisst du denn, wie man sein Verhalten langfristig ändern könnte?
    Liebe Grüße aus Berlin!
    Suse

    1. Liebe Suse, so leicht ist das wohl nicht. Wenn es einen wirklich stört, sollte man sich Beistand oder Hilfe suchen, alleine wird es irgendwann schief gehen.
      Bei mir war das auch so, bis ich mit einer Ernährungsberatung wöchentlich einen Termin hatte, über Jahre. Das hat irgendwann gefußt und ich habe die Umstellung verinnerlicht.
      Heute lebe ich gesünder in jeglicher Hinsicht. Aber ich hatte als Zündfunken auch einen Herzinfarkt, das war eine Extremsituation.

    2. Hallo Suse!
      Das kann ich ja so pauschal gar nicht beantworten. Eine Verhaltensänderung gehört zu den einschneidensten Dingen, die wir als Menschen bewerkstelligen können. Allein ist sowas ganz oft mehr als schwierig. Ein Auslöser (siehe zB. Frau O.) kann da sicherlich Stabilität geben. Das meinte ich auch mit „Leidensdruck“ weiter unten.
      Die „Karriere“ die du beschreibst ist typisch, und mach dir deswegen bitte keine Vorwürfe. Vielleicht könntest du (und deine Familie) in einer lockeren Selbsthilfegruppe Unterstützung finden? In Berlin sind bestimmt viele Angebote vorhanden.
      Viele Grüße!
      KK

  2. Guten Morgen zusammen,

    Ich habe vor etwa 7 Monaten eine Ernährung umgestellt und seither ca. 10kg abgenommen. Es hat im Kopf einfach „klick“ gemacht. Eigentlich hatte ich mich dazu während meiner allgemeinen Lebenskrise entschlossen und der Aufhänger war meine Migräne, die ich seit der Jugend hatte. Gerade bei Migräne hängt trotz vererbter Veranlagung viel mit der Ernährung zusammen. Der 1. Schritt war ein fast vollständiger Verzicht auf Industriezucker (bisschen Honig hab ich noch zu Hause, und wenn in Nicht-Süßigkeiten mal Zucker steckt bin ich auch nicht päpstlicher als der Papst). Das war hart. Ein langes Wochenende Entzug mit rasenden Kopfschmerzen und teilweise grippeähnlichen Symptomen. Danach hab ich meinen Schoki-Konsum erst mal auf die dunkle Variante umgestellt und geschaut, dass ich nicht mehr als 1 Tagen pro Woche esse, mittlerweile brauche ich das auch nicht mehr. Meine Haut wurde dadurch auch sehr schön und ausbalanciert. Der letzte Schritt war dann noch der Verzicht auf die meisten Kohlenhydrate bzw. Getreide (ich esse noch Reis, Süßkartoffeln, wenig glutenfreies Brot, ab und zu Dinkelgrieß und Vollkorn-Schmelzflocken. Nudeln hab ich durch Nudeln aus Erbsen- oder Kichererbsenmehl ersetzt, den Konsum aber auch reduziert). Ansonsten esse ich sehr gesund und ausgewogen. Eiweiß gibt es in Form von wenig, aber hochwertigem Fleisch, Fisch, Nüssen, Hülsenfrüchten, Eiern und Milchprodukten. Dazu viel Gemüse und Salat, gaaanz wenig Obst (wenn ich arbeite 1 Banane am frühen Nachmittag oder mal rote Johannisbeeren wenn es passt). Dazu ein gutes und schmackhaftes Medium-Mineralwasser (das zu finden, damit man es gerne trinkt, war eine Wissenschaft für sich), auch mal Tee, Kaffee oder frischgepressten O-Saft (selten). That’s it. Der Hunger auf Süßees ist fast komplett verschwunden. Wenn er doch mal kommt trinke ich einen heißen Kakao, den ich mit ein bisschen Honig süße, oder ich esse einen Becher Speisequarkzubereitung (Mischung aus Halbfett-Quark und Vollmilch-Joghurt) und variiere den mit Kakaopulver und Zimt, Grießbrei darf selten auch mal sein (mit wenig Honig gesüßt).
    Und ich verbiete mir nichts. Wenn ich alle paar Monate mal Lust auf was Ungesundes habe esse oder trinke ich auch das (Lieferdienst oder Restaurant, dann hab ich keine Überbleibsel zu Hause). Das war es schon. Belohnt wurde ich damit, dass ich keine Migräne mehr habe, etwa 10kg leichter bin, super Haut habe und mich allgemein viel wohler und fitter fühle (gibt z.B. kein Mittagstief mehr).

    Liebe Grüße

    P.S. Verzeiht dass ich mich so selten melde, aber ich lese noch fleißig mit. Mein Fernstudium läuft und mein befristeter Job im ÖD ist letzte Woche ausgelaufen. Jetzt versuche ich gerade wieder im Jobcenter Fuß zu fassen und muss gerade noch den Bewerbungsprozess abwarten – es sieht aber gut aus 🌞

    Zum Sonnenschutz-Thema könnte ich auch Romane schreiben… Ich hatte mir das ISDIN Fusion Daher Pediatrics gekauft, kann aber die Beduftung kaum ertragen (die verfliegt bei mir auch nicht). Ich überlege mir als nächstes das mineralische Sonnenfluid von Avene zu kaufen. Und am allerliebsten würde ich mir Biotherms Dry Touch Fluid wieder kaufen, weil es so angenehm ist und bei mir funktioniert. Trotz unguter Incis… 😬

    1. Hallo liebe M.!

      Schön, wieder was von Dir hier zu lesen! Und alles Gute für die Bewerbungen, hoffentlich klappt alles so wie Du es Dir vorstellst.

      Viele Grüße
      Roland

      1. Hallo lieber Roland,
        Dankeschön, das ist lieb von dir. Ich werd auch versuchen jetzt wieder öfter mal wieder zu schreiben, lesen tue ich hier immer noch täglich. Ich vermisse euch und den Austausch auch. Der Rest wird auch noch, ich bin es gewohnt mich anzustrengen und hartnäckig zu bleiben, und das zahlt sich meistens irgendwann aus.
        Alles Liebe
        M.

    2. Hallo, liebe Gast, wie schön wieder von dir zu hören.
      Ich bin ja auch kein Verfechter von vollständigem Verzicht. Zumal das Wort Verzicht auch schon einen gewissen Zwang dahinter impliziert. So funktioniert nur leider nie eine Umstellung, die auf Nachhaltigkeit angelegt ist.
      dafür ist dieses „Klick im Kopf“ ein Glück, denn nur so funktionieren manchmal diese Dinge. Wie man dann weiter damit umgeht, ist von so vielen faktoren und der Persönlichkeit abhängig, aber ich schätze dich sehr willensstark ein, sodass du das bewältigen wirst. Und Rückschläge gehören immer dazu, das darf man nicht verteufeln. Daraus lernen! 😉
      Was die Sonnenpflege angeht: Kauf dir unbedingt das Biotherm Dry Touch, wenn du es so magst. Es ist so wichtig, dass du den Sonnenschutz überhaupt gerne aufträgst, lass dir nichts erzählen. Es ist ja nicht so, dass auch „schlechtere“ Incis deine Haut in fetzen hängen lassen werden, sondern sie schützen sicher mehr. Und du hast dabei ein gutes Gefühl, das ist so wichtig, ich wiederhole es gern.
      Viele liebe Grüße!
      KK

      1. Lieber KK,
        Danke für den lieben Kommentar. Scheinbar war mein Leben gerade dabei in Langeweile abzudriften, es brennt schon wieder seit gestern. Aber auch das werde ich hinbekommen.

        Ich fand jetzt bzgl. Ernährung nicht, dass ich Rückschläge habe. Ab und zu kommen halt mal Gelüste durch. Vor Weihnachten musste es mal ein Burger mit Pommes sein, das esse ich genauso wie Pizza sonst so gut wie gar nicht mehr. Gehört für mich dazu, ist auch nicht schlimm sich sowas alle paar Monate zu gönnen. Hat auch was mit bewusstem Genießen zu tun.

        Danke fürs Kompliment. 😊

        Bzgl. Sonnenschutz bin ich sobald ISDIN leer ist noch versucht das la mer (Apo) Gesichtsgel mit SPF 50+ zu testen. Ölfrei, alkoholfrei, duftstofffrei, silikonfrei etc. Wenn das nix ist hat mich wohl Biotherm wieder…

        Bis ganz bald & liebe Grüße
        Die Gast

  3. Guten Morgen, lieber KK!

    Spannendes Thema 🙂
    Ich persönlich bin ja davon überzeugt, dass diese Theorien, dass es nur auf die Kalorienzahl ankommt und ob man eine negative Energiebilanz am Ende des Tages aufweist, nicht stimmen, aber darüber lässt sich trefflich streiten.
    Der Mensch ist keine Maschine sondern hat einen sehr komplexen Stoffwechsel mit einem komplizierten Hormonsystem und verschiedensten regulatorischen Mechanismen. Der Kalorientheorie zufolge ist ja völlig egal, ob man – lass es mal 2000 Kilokalorien sein – diese über Weißbrot, Chips, Schokolade und Fertigessen zu sich führt und auch die Verteilung der Makrostoffe Fett/Eiweiß/Kohlenhydrate dürfte keine Rolle spielen, weil ja letztendlich alles in den Verbrennungsmotor kommt (oder eben nicht) und es am Schluss nur darauf ankommen sollte, ob man weniger zuführt. Da frage ich mich aber, wie in dieser Theorie die Hormone unterzubringen sind, z.B. Insulin. Ein hoher Insulinspiegel, der durch vermehrt Kohlenhydrate stimuliert wird, blockiert ja z.B. die Fettverbrennung und wird anabol. Deshalb haben meine Patienten, die in der Insulinresistenz sind, weil sie sich nicht mehr bewegen, übergewichtig sind und sehr viele einfache Kohlenhydrate essen („verzuckert“) oft gar keine Chance, abzunehmen. Die sind immer total erstaunt, wenn ich denen erläutere, sie müssen unbedingt essen, aber anders essen. Evolutionsbiologisch ist unser Organismus auf Überleben getrimmt, d.h. er kommt mit weniger Nahrung sehr gut aus, drosselt auf Dauer aber den Stoffwechsel und der Grundumsatz sinkt. Wenn dann noch die Muskulatur abbaut, dann gute Nacht um Sechs. Da kann man mit 1000 Kilokalorien am Tag auskommen und wundert sich, warum man kein Gewicht mehr verliert (das muss ich Dir als Sportwissenschaftlich ja nicht erzählen, aber Otto Normalverbraucher weiß so was oft nicht).
    Aus persönlicher Erfahrung kann ich nur sagen, dass ein Gewichtsmanagement eben nichts ist, was man mal beginnt und dann wieder aufhört. Das Wort Diät, wie Du es richtig ausführst, heißt ja eigentlich nicht „abnehmen“ sondern Lebensführung. Und dazu gehört auch Stressmanagement, Schlafqualität (ganz wichtig!), ein gutes Maß an regelmäßiger Bewegung mit kardiovaskulärem und muskulärem Training. Meine Zuckerwerte z.B. fluktuieren total, wenn ich nicht gut schlafe. Nachtschichtmitarbeiter nehmen oft zu, weil die Hormonsysteme durcheinander kommen und üblicherweise isst man ja morgens um drei auch nicht unbedingt eine Karotte, sondern eben vielleicht doch was, was mehr ansetzt. Diese ganzen „5 Kg in drei Tagen“ Diäten sind völliger Unsinn, das weiß jeder (oder doch nicht, sonst würden diese ganzen Zeitungen nicht gekauft). Langfristig scheint es sich auch als gut zu erweisen, wenn man gewisse Nahrungspausen einhält wie 16/8 Stunden-Fasten, macht evolutionsbiologisch ja auch Sinn.
    Ich glaube auch, dass viele Menschen, wenn sie die richtigen Informationen haben, durchaus in der Lage sind, ihr Verhalten anzupassen, wenn sie Ergebnisse sehen und fühlen. Wenn man sich z.B. Untersuchungen zur LOGI-Kost ansieht, dann ist es durchaus so, dass es gut gelingen kann, diese in den Alltag zu integrieren.
    Und ganz klar ist, ohne Bewegung geht schon mal gar nichts (oder nicht gut), wir sind nicht dazu gemacht, nur zu ruhen. Neulich las ich mal „sitzen ist das neue Rauchen“. Jemand, der einen gut ausgeprägten Muskelapparat hat wie Du und noch kardiovaskulär sehr gut trainiert ist, der hat einen solchen effektiven Verbrennungsmotor, dass er vermutlich fast alles essen kann, was er mag. Dein Stoffwechsel ist vermutlich sehr gut und da bist Du halt im Vergleich zu jemand mit vielleicht gleichem Gewicht, aber 45 Prozent Körperfett und ohne Bewegung einfach sehr deutlich biologisch im Vorteil. Ist Dir aber ja auch nicht nur zugeflogen, sondern eben auch das Ergebnis von Dingen, die du tust.
    Genetik spielt auch eine Rolle, wir haben gute und schlechte Futterverwerter, Menschen, die mit Kohlenhydraten sehr viel besser umgehen können als andere usw… als Buchtip vielleicht noch „Das egoistische Gehirn“ von Achim Peters. Er beschreibt darin sehr schön, warum unser Gehirn Diäten bekämpft.
    Spannend auch das Buch „voll verzuckert“ – klar, das sind keine wissenschaftlichen Abhandlungen, sondern persönliche Erfahrungsberichte und deshalb nicht valide, aber ich finde, man sieht bei solchen Berichten durchaus, was Ernährung ausmacht. Der Autor beschreibt die Veränderungen, die sein Körper erlebt, als die Makronährstoffe umstellt auf die typische Zivilisationskost in Australien mit sehr viel mehr Zucker als vorher und wohl gleicher Kalorienzahl am Tag. Der reinen Verbrennungstheorie zufolge dürfte da ja gar nichts passieren. Ist es aber. Mich stärkt das in der Einschätzung, dass es eben doch darauf ankommt, was man sich zuführt und nicht nur, wieviel Energie drin steckt.
    Viele Grüße
    Roland
    p.s. Ich hatte übrigens schon ein Seminar bei einem der angeblich führenden Experten für Ernährung in unserem Raum, der wusste den Unterschied nicht zwischen Ornish Diät und der Ernährungsform, die die Amish-People in den USA haben. Wild beides durcheinander gemischt und ist richtig sauer geworden, als ich da kurz eine Zwischenbemerkung gemacht habe…

    1. Lieber Roland,

      das klingt sehr spannend. Danke dafür und gerne mehr!

      Was sagst du zum Intuitiven Essenskonzept?

      Liebe Grüße
      Doro

      1. Liebe Doro,

        Ich finde den Gedanken an ein intuitives Wissen im Hinblick auf Ernährung nach dem Motto „was mag und braucht mein Körper“ gerade, von der Theorie sehr gut und die gefällt mir außerordentlich. Dass es so etwas gibt, ist gut belegt. Ich kenne zum Beispiel den Fall eines Mädchens, das in der Schule grüne Kreide gegessen hat und zwar fast zwanghaft. Anfangs dachte man, es handelt sich um ein psychologisches Problem. Raus kam am Schluss, das Mädchen litt unter Störung im Kupferhaushalt. Und grüne Kreide enthält Kupfer.
        Ich selbst habe als Kind ja unter Migräne gelitten und habe in dieser Zeit weder rote Würste noch Leberkäse gegessen, es regelrecht gehasst. War der einzige in der Klasse, der so komisch war. Inzwischen weiß ich, dass diese beiden Lebensmittel wohl viel Phosphat enthalten, was bei sensitiven Menschen Migräne triggern kann. War das mein Instinkt?

        Nur: wir sind leider durch Salz, Zucker und insbesondere durch die allgegenwärtigen Aromastoffe, die praktisch in jedem industriell verarbeiteten Lebensmittel sind, so auf Geschmäcker konditioniert, dass wir zumindest bei der üblichen Zivilisationskost diesen Instinkt meiner Meinung nach gar nicht mehr ausbilden könne. Insbesondere Aromastoffe führen unseren Körper völlig in die Irre. Wenn es nach Erdbeere schmeckt und riecht, dann erwartet unser Organismus Erdbeere. Und das ist das Problem. Wir wissen aus Forschung, dass Aromastoffe wie auch andere Substanzen unsere Lust auf Essen massiv steuern und beeinflussen.
        Um also zu einem instinktiven Essen zu kommen, müsste man meiner Meinung nach über längere Zeit möglichst oder ausschließlich naturbelassenes Essen zu sich nehmen. Dann könnte ich mir das gut vorstellen, dass das funktioniert. Ich habe mich aber noch nicht näher damit beschäftigt, das sind die Überlegungen, die sich ergeben aus den wenigen Dingen, die ich darüber weiß.

        Wer sich mal so richtig vor fertig produziertem Essen ekeln will, der sollte mal das Buch lesen „die Suppe lügt“. Da dreht es einem den Magen um. Es geht um die Tricks und Kniffe der Industrie und insbesondere der großen Konzerne. Letztendlich geht es um den Profit und kein Mittel ist dafür zu schade, um den zu vergrößern. Darüberhinaus ist die Verknüpfung von Wissenschaft und Lobbyismus gerade im Hinblick auf die Zucker-Fett-Industrie unglaublich gut dokumentiert. Von wegen unabhängige Forschung. Man sehe sich nur das Rumgeeiere der Politik um die Lebensmitelampel oder den Nutriscore an. Oder Angaben auf eine Pizza oder Chipspackung, die mit völlig albernen Portionsgrößen daherkommen. So kann ich sogar Nutella zum gesunden Lebensmittel machen.

        1. Lieber Roland,

          ich danke Dir! Habe mir gleich Deine Buchempfehlungen bestellt und freue mich darauf.

          Ich verzichte auch auf Kohlenhydrate, dh ich esse um die 50 bis 100 Kh am Tag. Das tut meinem Bauch gut (hab Morbus Crohn) und hält mich bei guter, Aktiver Stimmung. Außerdem bin ich so viel bewusster und koche mit viel Gemüse.

          Ich habe einen anstrengenden Alltag mit vielen Reisen. Daher ist das nicht immer so einfach. Da es mir mit Low Carb weniger der wesentlich geringeren Heißhungerattacken aber viel leichter fällt, auf gutes Essen zu warten, geht es ganz gut.

          Einen schönen Abend und liebe Grüße
          Doro

          1. Sehr interessant , bei mir ist es andersrum. Mir wird von low carb einfach total schlecht. Ich fühle mich dann einfach schwach und krank.
            Ob das der sogenannte Entzug ist , weiß ich nicht aber mein Körper wehrt sich dagegen.

            1. @Annabella010:
              Mir ging es am Anfang auch so, dass ich in den ersten zwei Wochen wirklich unleidig war, mich müde und schlapp gefühlt habe und ich habe dauernd von irgendwelchen zuckerhaltigen Sachen geträumt. Teilweise so realistisch, dass ich enttäuscht war beim Aufwachen.
              Es könnte zwei Erklärungsmodelle geben: entweder benötigst Du einfach mehr Kohlenhydrate und spürst, wenn Du unter eine Grenze gehst oder Du merkst tatsächlich so was wie „Entzug“ (passt nicht so ganz in dem Zusammenhang – wobei es Untersuchungen gibt, die behaupten dass die „Gier“ nach Zucker suchtartigen Charakter hat. Ich weiß nicht, ob da was dran ist, aber dieses „Craving“ kenne ich schon auch sehr gut. Das habe ich inzwischen praktisch gar nicht mehr. Durch die großen Mahlzeiten, die ich zu mir nehme, bin ich immer so gut gesättigt, dass ich auch keine Zwischenmahlzeiten benötige, die tun mir nämlich überhaupt nicht gut. Nun gibt es aber auch Menschen, die die unbedingt benötigen).
              Es kommt immer auch darauf an, wie die Ernährung vorher war. Der Durchschnittsdeutsche nimmt am Tag bis zu 300 bis 400 g Kohlenhydrate zu sich, da ist eine Reduktion auf 50-100 g echt ne Hausnummer. Das merkt man schon. Aber überwiegend reguliert sich das. Vermutlich hilft nur ausprobieren, ob das nach geraumer Zeit besser wird. Mir jedenfalls tut das sehr gut, aber das ist nicht für jeden geeignet. Wie immer im Leben 🙂
              Was ich allerdings sagen kann ist, dass ich deutlich mehr frische Sachen esse als früher, viel höhere Qualität in den Ölen habe, sicherlich auch viel mehr Ballaststoffe und den Anteil an „bunten“ Dingen wie Gemüse, Gemüse, Gemüse sehr viel höher ist als beim Durchschnitt. Insofern ist die neulich mal veröffentlichte Studie „tötet low carb“ für Menschen, die nicht Atkins und co folgen, natürlich nicht zutreffend. Wenn sich meine Ernährung sehr viel mehr einer mediteranen Ernährung annähert, was soll daran ungesund sein. Klar, wenn weniger Kohlenhydrate heißt, nur noch Fleisch und sonst nix, wird es eher schwierig mit dem bunten Teller. Da ich seit über 25 Jahren vegetarisch lebe, tangiert mich das in dem Fall noch weniger.
              LG
              Roland

              1. Hallo Roland ,
                Mir wird richtig übel und gammelig. Was nicht der Fall ist. Aber mein BZ ist auch nicht übermäßig hoch. Ab 90 fühle ich mich schon nicht wohl.
                Da ich keinerlei Milch Produkte essen kann und Fleisch nicht mehr essen mag tendiere ich bis auf Eier zu einer fast Veganen Ernährung.
                Ich versuche grade viel mehr Gemüse zu integrieren. Rosenkohl Blumenkohl ( das hätte ich vor ein paar Jahren nicht gegessen ).
                Ich bin auch froh , dass es mittlerweile viele Ersatz Produkte gibt. Nicht alle sind gesund aber erleichtern doch einiges.

    2. Ich bin ja ein mega fan von intuitivem Essen. Leider ist durch verschiedenste Faktoren unsere Intuition hier und da beeinträchtigt. Ich sage nur zB. Geschmacksverstärker. Das ist echt ein Kreuz und schwer zu durchbrechen.
      Da kann ich schon die Lust an den Diäten verstehen, die Menschen wollen immer Patentrezepte. Sie wollen immer 100% Richtiges, nur gibt es das nicht. Ich könnte niemals auf Zucker verzichten. Das gehört bei mir zur Lebensqualität dazu, wie immer das auch zustande gekommen ist. Aber wie immer sollte eigentlich das persönliche Mittelmaß ausschlaggebend sein. Sich zwingen zu müssen, ist die schlechteste Voraussetzung.
      Da sind die kleinen Gedankenhelferlein, zB. mit der Insulinausschüttung zu arbeiten, oder Wachstumshormone durch kleine Eiweißgaben vor dem Schlafengehen doch nur legitim.
      Ich bin so gar nicht der Studienfan, ganz im Gegenteil: Erfahrungswissen schätze ich sehr hoch ein. Was mich allerdings dann immer etwas irritiert ist, dass viele Menschen diese Erfahrungen wiederum verallgemeinern wollen. Auf sich beziehen und staunen, dass es nicht funktioniert.
      Sind wir doch mal ehrlich: Es ist wie bei unseren Kosmetikprodukten. Es hilft nur das Ausprobieren, und dann anhand von Versuch und Irrtum seinen eigenen Weg herauszufinden.
      Viele liebe Grüße!
      KK

      1. @KK: ganz genau!
        Und wenn man sich mit den Studiendesigns beschäftigt, dann wird klar, das ist alles so kompliziert und miteinander vernetzt, das man so monokausal gar nicht argumentieren kann, wie das in vielen Empfehlungen stattfindet. Klar ist wohl, dass eine möglichst nicht hochverarbeitete Kost mit Betonung auf vielfältigen natürlichen Lebensmitteln, mit Betonung auf pflanzlich, wohl von Vorteil ist. Im Hinblick auf Herz-Kreislauf ist die mediterane Ernährung nachgewiesenermaßen von Vorteil und auch zur Logi-Kost gibt es ganz gute Untersuchungen. Aber andererseits wird irgendwie alle fünf Jahre ne neue Sau durch das Dorf gejagt.
        Ich sage zu Patienten immer, wir Deutschen haben ein ganz merkwürdiges Verhältnis zum Essen. Wir geben sehr viel Geld aus für sonstigen Firlefanz aber Essen darf nichts kosten. Selbst bei Menschen, die sich es eigentlich leisten können. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern geben wir pro Kopf wohl deutlich weniger aus. Und von den Menschen, die von Grundsicherung leben oder mit geringer Rente auskommen müssen, rede ich da jetzt mal gar nicht. Aber das Auto darf nur mit Super Duper Benzin betankt werden und bekommt selbstverständlich Hochglanzpolitur. Und was für „Benzin“ tanken wir in unsere hochkomplexen Körper?
        Und Essen hat auch was mit Lebenslust und Genuss zu tun. Es gibt ja dieses sogenannten Blue Zones, vermutlich haben einige davon schon gelesen. Gegenden, in denen Menschen erstaunlich alt und erstaunlich gesund sind. Fast allen ist eines gemeinsam: natürliche Lebensmittel, die in Gemeinschaft frisch zubereitet und z.B. gekocht und eingenommen werden, möglichst wenig industriell verarbeitetes Essen und ein soziales Miteinander mit Sinnhaftigkeit im Leben bis ins hohe Alter.

  4. Guten Morgen,

    zu diesem Thema schwört ja die „Generation YouToube“ auf Coach Cecil und sein „Maximum-Prinzip“, der nicht müde wird, seinen Jüngern einzutrichtern, dass wir alle einer groß angelegten Verschwörung durch die großen Nahrungsmittel-Konzerne unterliegen, an der übrigens auch die DGE beteiligt sei. In Wirklichkeit sei es nämlich völlig falsch, dass eine Kalorie gleich eine Kalorie sei, da der Körper Kalorien aus bestimmten Nahrungsmitteln anders verbrenne. Einzig der konsequente Verzicht auf Kohlehydrate (egal aus welcher Quelle) sei der Weg zu einem Traumkörper. Er ist auch der Meinung, dass Sport nur eine untergeordnete Rolle im Abnehmprozess spielt und erst dann Sinn macht, wenn man bereits Gewicht verloren hat und sich in der Phase des Muskelaufbaus befindet. Hat jemand, der etwas von der Materie versteht, schon einmal eins seiner Videos gesehen und kann etwas dazu sagen?
    Ich jedenfalls habe schon mehrmals versucht, konsequent die Kohlehydratzufuhr zu minimieren und habe es immer nur maximal drei Monate durchgehalten. Danach hätte ich für ein weißes Brötchen oder einen Schokoriegel einen Mord begangen. Für mich funktioniert (wenn überhaupt!) auch nur etwas, was schrittweise und sanft meine natürlich über Jahrzehnte angewöhnten Ernährungsfehler ausschleicht. Bei meinen Kindern mache ich garantiert noch vieles falsch, aber immerhin auch einiges besser und bewusster als meine Eltern damals bei mir, wo Süßigkeiten gerne mal als „Trostpflaster“ eingesetzt wurden oder selbstverständlicher Teil einer Samstagabend-Fernseh-Routine darstellten.

    1. Vielleicht hast du es falsch angepackt. Wenn du die Kohlehydrate reduzierst musst du den Anteil vom Eiweiß und v.a. Gemüse und Salat drastisch erhöhen. Zudem ist es ratsam die schlechlechten Kohlehydrate sofort durch gesunde Alternativen zu ersetzen, dann hast du nicht das Gefühl, dass du auf was verzichten musst (siehe mein Beispiel oben mit den Nudeln oder dem glutenfreien (glutenfrei = kohlehydratreduziert, da weizenfrei) Brot. Von diesen Dingen isst man auch automatisch weniger weil sie nachhaltiger sättigen. Es gibt zum Beispiel tolle Brote von Baukhof (Backmischung) oder Alnavit (SB-verpackt). Als Alternative zu Knäckebrot bietet sich z.B. Knusperbrot aus Buchweizen an. Den Schokohunger kannst du wie gesagt langsam ausschleichen und auch da gibt es wie gesagt Alternativen. Ich habe auch mit wenig Sport abgenommen (habe ein Handicap), hat funktioniert. Wobei ich diese 10kg in etwa 6-7 Monaten abgenommen habe. Alles in allen ist das eine Kopfsache und man muss es wirklich wollen, dann funktioniert es. Und sich gut um sich zu kümmern ist ein weiterer Bestandteil, da gebe ich Roland Recht. Wenn man den Stress kompensieren kann, z.B. durch autogenes Training, Meditationen allgemein, Aufenthalte in der Natur, Sport, Massagen etc., dann braucht man auch die klassische Nerven-nahrung wie Schokoriegel oder Gummibärchen nicht mehr. Für alle Fälle hab ich immer eine Packung ungesalzene Nüsse im
      Büro liegen oder auch mal Kürbiskerne (machen satt, beruhigen, geben Energie).

    2. Hallo Bianca!

      Ich glaube, alles was zu extrem ist, hält man nur kurz durch oder man braucht ansonsten eine sehr zwanghafte Struktur. Oder man ist so in Not, dass es keine Alternative gibt und man es „machen muss“. Und selbst dann fallen wir als Menschen häufig in ungute Muster zurück. Vieles davon ist auch evolutionsbiologisch zu erklären. Meinen Buchtip oben kann ich nur wiederholen, unsere Genetik ist darauf programmiert, uns überleben zu lassen. Unter allen Umständen. Und wenn wir eben was machen, was unserer Biologie oder unserer genetischer Ausstattung wiederstrebt, dann wird es eng.
      Ich lebe selbst moderat Low carb, für mich passt das wunderbar, bin aber nicht dogmatisch und verbiete mir Dinge, sondern strebe eher eine passende Tagesbilanz an. 80 bis 100 gr Kohlenhydrate sind für mich völlig praktikabel. Natürlich ergibt sich daraus die Notwendigkeit, anders zu essen (für mich „besser“ zu essen). Ich verwende heute viele Dinge in der Küche, von denen ich früher noch nicht mal was gehört habe. Verzichten geht nur, wenn man einen adäquaten Ersatz findet. Normales Tiramisu geht nicht mehr wegen zuviel Zucker? Egal, dann bastele ich mir eben selbst eins, das darüber hinaus noch so phantastisch schmeckt, dass es keiner glauben will, dass das sogar ketotauglich ist.
      Mir steht der Sinn nach Nussschnecken oder Apfeltasche à la McDoof.. kein Problem, mache ich selbst mit einem Teig aus Mozzarella als Grundlage und Erythrit in der Füllung. Das sieht nicht nur aus wie eine Apfeltasche sondern IST eine Apfeltasche. Schokoriegel? Kein Problem. Milchschnitte? Mache ich selbst. Super lecker und weniger als vier Gramm Zucker pro Stück. Geht alles. Brot? Das Eiweißbrot aus dem Supermarkt ist gruselig, lieber sterbe ich als das zu essen (fast). Also backe ich einfach eins selbst. Das anrühren dauert keine zehn Minuten. Marmelade ohne Zucker? Aber klar doch.. usw usw..

      Der Körper braucht ein gewisses Maß an Kohlenhydraten. Die Frage ist nur, ob wir in unserer Kultur nich einfach viel zu viele davon aufnehmen. Isolierter Zucker macht im Übermaß dick und meiner Meinung nach auch doof und müde. Aber Fett verbrennt im Feuer der Kohlenhydrate, hat man früher gesagt. Klar, wer in die Ketose geht und die Kohlenhydrate auf max 10 bis 20 gr pro Tag limitiert, der verbrennt keinen Zucker mehr im Gehirn. Aber meiner Meinung nach werden die wenigsten das auf Dauer durchhalten und es beantwortet nicht die Frage, müssen wir das überhaupt? Meiner Meinung nach nicht.
      Ich halte sehr viel vom zeitweisen Verzicht auf Nahrungsmittel, mache selbst von Montag bis Freitag 16/8Stunden Fasten und fahre damit gut, kann ich aber nur, weil das zu mir passt. Es geht bei so was um langfristiges. Egal wie verrückt eine Methode ist, kurzfristig hat man mit vielem Erfolg. Aber hält man das durch?

      Bewegung ist elementar. Immer. Ich halte es für Quatsch zu sagen, das braucht man erst „hinterher“. Wenn man abnimmt, dann möchte man doch auch einen starken und leistungsfähigen Körper. Bewegung führt uns dahin. Ohne einen gewissen Trainingsreiz kommt es nicht zu den gewünschten Anpassungsvorgängen. Evolutionsbiologisch war Energie knapp und unser System ist darauf programmiert, mit wenig Energie klarzukommen. Nur, ein System, was nicht benützt wird, verkümmert. KK ist da natürlich berufsbedingt viel bewanderter als ich, vielleicht kann er Dir noch was verlinken oder dazu sagen. Bewegung hat aber nich sehr viel mehr Effekte, siehe Stressabbau und co.. so mancher, der viel nascht, wundert sich, dass er weniger Bedürfnisse danach hat, seit er Yoga macht… na so was aber auch. Ist kein Wunder. Yoga z.B. reduziert nervöse Anspannung und reguliert den Parasympathikus.. ergo: ich brauche weniger Süßkram, um den Effekt über den Vagus zu stimulieren.
      Wir müssen nicht alle auf einen Marathon trainieren, aber dass Sport keine Rolle spielt in manchen Phasen, halte ich persönlich für Quatsch. Jemand anders sieht das vielleicht anders.
      Viele Grüße
      Roland:

      P.s.: hier das Rezept für das Tiramisu. Achtung, Kalorien sind drin. Nicht wenige. Aber kaum Kohlenhydrate. Zuviel davon tackert sich dennoch an die Hüfte😀
      https://queenketo.com/sugar-free-low-carb-keto-tiramisu/

      1. Hallo Roland,

        danke für den umfangreichen und interessanten Kommentar.
        Ich habe damals auch sehr kreativ gekocht, immer sehr auf ausreichend Gemüse und Proteine/ Fett geachtet, Brot selbst gebackenen und so weiter. Ich fand manche „Alternativen“ allerdings einfach nicht überzeugend. Eine Low Carb Pizza aus Blumenkohlteig kann man essen, schmeckt auch nicht übel, kommt aber für mich an eine „echte“ Pizza nicht heran. Auch wird der Alltag plötzlich sehr anstrengend. Man kann bei Hunger nicht einfach mal ein Butterbrot machen, es sei denn man hat vorher Brot gebacken. Klar geht das alles und wer ernsthaft abnehmen will, kommt wahrscheinlich nicht daran vorbei und vielleicht schmecken die Alternativen irgendwann tatsächlich besser als das ursprüngliche Original. Ich habe jedoch als Mutter, Berufstätige, Selbstständige mit diversen Hobbys irgendwann einfach wieder den bequemeren (und für mich gewohnten) Weg eingeschlagen. Ich kann aber auch nicht sagen, dass ich mit der Low Carb Variante größere Abnehmerfolge erzielt habe. Sport mache ich sowieso schon mein ganzes Leben lang. Dazu muss ich meinen vorherigen Kommentar fairerweise dahin gehend ergänzen, dass Coach Cecil nicht bestreitet, dass Sport gut und wichtig ist. Er sagt eben nur, dass man bei einer falschen Ernährung davon nicht abnehmen kann.

        1. Hallo Bianca,
          in der Tat erfordert das so ein bisschen eine andere Organisation, da musste ich mich auch darauf einstellen. So nehme ich mir zum Beispiel in die Arbeit grundsätzlich was mit, damit ich nicht in die Verlegenheit komme, doch zum Bäcker zu laufen. Und wenn es denn dann doch mal die Butterbrezel sein muss, dann absolut. Ohne schlechtes Gewissen. Der Unterschied ist: Früher habe ich die jeden Tag gegessen, heute eben nur, wenn ich echt Lust drauf habe. Die Dosis macht das Gift😀.
          Ich bin eh nicht dogmatisch, beim Italiener hier im Ort esse ich natürlich auch eine normale Pizza. Ich gehe da ja nicht jeden Tag hin. Wenn ich weiß, heute Abend gibts das, dann gleiche ich das eben aus, indem ich morgens und mittags z.b. eher strenger bin. Dann gibt es eben keine volle Portion Muesli sondern ich gleiche aus mit meinem selbstgemachten Nuss-Knusper-Crunchy-Muesli, da sind kaum Kohlenhydrate sind.. also mehr davon und weniger Haferkleie.
          Pizzaboden aus Blumenkohl mag ich nicht, das passt für mich auch im Kopf nicht. Ich mache einen Boden mit Mandelmehl, der in Geschmack und Konsistenz nahe am Original ist (natürlich nicht ganz). Dafür mache ich aus Blumenkohlreis mit Gouda „Teigplatten“, die statt Pastaplatten in die Gemüselasagne kommen. So bastele ich mir täglichen Genuss, ohne das Gefühl haben zu müssen, ich schränke mich ein. Und dieser Schwellenwert ist eben auch für jeden anders, wir leben eben auch alle unterschiedliche Leben.

          Mir ging es bei dieser Ernährungsumstellung nicht nur um das Gewicht. Das war ein angenehmer Nebeneffekt. Ich profitiere unglaublich im Hinblick auf die Wachheit im Kopf. Nichts mehr mit ständig müde und ohne Energie. Meinem Kopf scheint das sehr gut zu tun. Deshalb bleibe ich dabei, weil es sehr gut für mich funktioniert. Ich würde das nie „durchhalten“, wenn es nicht zu meinem Leben passen würde, für mich zu aufwändig wäre oder ich mich damit nicht wohlfühlen würde. Ich bin nicht so diszipliniert, dass ich das über die Vernunft steuern könnte, da fehlt mir ein Gehirnteil. Ich muss die Lernerfahrung machen, es geht. Alles andere verpufft bei mir😀.

          Viele Grüße
          Roland

      2. Die Krux besteht im Austarieren jener beiden ganz klugen, weil wahren bzw. die Problematik anzeigenden Sätze, die hier gefallen sind:
        „Und ich verbiete mir nichts.“
        „Auch wird der Alltag plötzlich sehr anstrengend.“

        Alles nicht so einfach. Unsere Rezepte stelle ich schon eine ganze Weile um – auch vorher waren sie keine ‚Katastrophe‘ -, um die drohende Diabetes eines Familienmitgliedes abzuwenden, und ich muss sagen: es ist anstrengend, mühsam, nein, es fällt nicht leicht, vor allem, weil es bei uns überhaupt nicht um das Abnehmen geht. Im Prinzip stehe ich dann schlichtweg den halben Tag in der Küche, um neben dem Hauptessen noch den gesünderen Kuchen zu backen und eine frische Selleriesuppe zu kochen, damit im Hungerschub die Kekse nicht fällig werden. Natürlich sind die Croutons aus gekauftem Vollkornbrot, immerhin Vollkorn, aber gekauft, aber neben all den vielen Anforderungen des Lebens geht nicht mehr. Vielleicht sollte man die Kirche etwas im Dorf lassen, so wie es hier ja auch schon angedeutet wurde, weil man sonst irgendwann nicht mehr durchhalten kann. Ach ja, Sport… es soll ja gesunderweise und ehrgeizbedingt in Richtung Auspowern gehen. Und was macht man mit den Kandidaten um einen herum, die sich im Winter fröhlich hustend auf den Cross Trainer stellen? Alles nicht so einfach.

        (Lieber Roland, immer her mit den kleinen, gesunden Rezepten!😉😜)

        1. Liebe Hasi0815,

          ich fand es nur am Anfang anstrengend, weil ich natürlich auch diese Umstellung vollzogen habe. Inzwischen bin ich da gut angekommen. Ich vergleiche das immer mit früher, als ich von zuhause ausgezogen bin mit 18.. da blickt man noch nicht so durch. Irgendwann gehts dann. Und diese Ernährungsumstellung war eben ein neuer Abschnitt. Inzwischen ist mir das so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich das quasi automatisiert mache, so wie früher eben, nur anders. Ich friere mir mein Brot ein, so dass ich einfach zwei Scheiben im Toaster auftauen kann. Ich habe geschredderten Blumenkohl in der Gefriere, so dass ich nicht erst mühsam einen Kopf zerkleinern muss.. usw..
          Ich hatte an Silvester Gäste zum Essen und die haben alle, ohne es zu wissen, ein komplettes Low Carb Menü bekommen. Ich habe das aber nicht so angekündigt. Fünf Gänge. Wir haben gegessen bis wir fast geplatzt sind, in der Summe sicher viel zu viele Kalorien, aber ich habe hinterher den Blutzucker gemessen, der hat kaum darauf reagiert. Insofern, ich koche nicht zwei unterschiedliche Sachen, sondern die Dinge müssen so gut schmecken, dass sie jederzeit für jeden lecker sind. Sonst mache ich mich ja verrückt. Rückmeldung der Gäste war: danke für das leckere Essen. Und nicht: danke für das gesunde Essen 😀. Insofern passt es für mich, wenn ich sage, ich fühle mich nicht sehr eingeschränkt.

          Ich kann Dir den Blog von Bettina Meiselbach sehr ans Herz legen. Neben tollen Rezepten und sehr schönen Kochbüchern gibt es auf ihrer Seite sehr viele zusätzliche Infos, gerade auch zu Diabetes.
          http://www.happycarb.de

          Die Lachfoodies mag ich auch sehr gerne, tolle Rezepte,
          https://lachfoodies.de/leckere-low-carb-rezepte-zucker-gluten-und-sojafrei/

  5. Lieber Roland,

    ich habe die Erfahrung gemacht (eben indem ich mit Low Carb NICHT abgenommen habe), dass man zu Beginn einer solchen Ernährungsumstellung doch einiges an know how braucht. Sonst macht man zu viel falsch, was dann den Effekt hat, den der Konsumkaiser oben beschreibt. Zum Beispiel muss man Lebensmittel abwiegen und „tracken“ (d.h. mit einer speziellen App ihren Kohlenhydrat- bzw Eiweißgehalt bestimmen), damit man ungefähr weiß, wann man bei einem bestimmten Wert angekommen ist, damit man weder zu viele noch zu wenige Kalorien zu sich nimmt etc. Klar, wahrscheinlich bekommt man im Laufe der Zeit dafür ein Gefühl und kann damit wieder aufhören. Aber bis dahin muss man dem ganzen Thema doch einen großen Raum einräumen und sich über Nährwerttabellen und co. gründlich informieren. Ich habe mich im Thema dann immer sehr unangenehm „festgebissen“, was mein soziales Umfeld eher anstrengend fand, aber am Anfang einer solchen ernst gemeinten Umstellungsphase geht es einfach nur „ganz“ und nicht „ein bisschen“ ( ich spreche natürlich nur von mir und meiner persönlichen Erfahrung).
    16/8 mache ich auch seit über einem Jahr. Dadurch habe ich allerdings auch nicht abgenommen (was in vielen Zeitungsartikeln immer behauptet wird), aber viele meiner Wehwehchen sind dadurch merklich besser geworden.
    Kurzum, ich denke, Ernährungsumstellung ist möglich, klar, erfordert aber große Disziplin und (vor allem am Anfang) die Bereitschaft, sich sehr viel Wissen über Ernährung und wie der Körper diese verwertet, anzueignen.

    1. Liebe Bianca,
      Du hast natürlich recht, ohne Basiswissen geht das nicht. Mir ist das insofern sehr leicht gefallen und vielleicht tat ich mir deshalb so leicht damit, dass ich da schon eine sehr solide Basis hatte an Kenntnissen. Mir ist das immer nur aufgefallen, wenn ich mich mit Leuten unterhalten habe, die das nicht haben. Da dachte ich mir, boah wie kann man da nur so wenig Ahnung von haben (nicht arrogant gemeint). Ich hatte das große Glück in einer Familie groß zu werden, wo so Themen wie gesundes Essen überhaupt zumindest mal als Thema existierte.
      Ich war im Rahmen vom Medizinstudium mal in einer Vorlesung über Ernährung für Diabetes, damals war man noch der Meinung, Fructose ist super. Ich war der einzige von 200 Anwesenden, der sich mit dem Referenten auseinandergesetzt hat. Der Rest wusste einfach null Komma nichts. Und deshalb finde ich den Rat, sich in Ernährungsfragen an uns Mediziner zu wenden, total lachhaft. Wenn sich jemand weitergebildet hat, keine Frage. Und es gibt Experten. Aber die große Masse hat genauso viel Ahnung von Ernährung wie Lieschen Müller von der Straße. Wenn Lieschen gut informiert ist, dann weiß die sogar zehnmal mehr.
      Im Endeffekt ist es wie mit der Beschäftigung mit Kosmetik. Yasmin hat neulich gesagt, sie hat ganz vergessen, wie kompliziert sie es am Anfang fand. Und inzwischen nicht mehr.
      Man darf aber auch nicht vergessen, es gibt eine Industrie, die Interesse daran hat, uns zu sagen, es ist viel zu kompliziert und ihr kapiert es nie. Und das stimmt nicht.
      Wenn ich mich z.B. Bettina Meiselbachs Talent ansehe, auf ihrem Blog auch sehr komplexe Zusammenhänge verständlich aufzubereiten und zu präsentieren, dann kann man es eben sehr gut und schnell durchaus kapieren. Ganz ernsthaft, ich glaube es liegt ein Geschäftsinteresse dahinter, uns für doof zu erklären. Egal in welcher Disziplin.
      Sind wir aber nicht, ganz und gar nicht!👍🏼

  6. Hilfreich erscheint mir, die Unterscheidung zwischen Appetit und Hunger wieder zu lernen und wahrzunehmen, wann wir eigentlich (schon) satt sind. Ich ess gern weiter oder auf, weils so lecker ist… 😉

    Der Verzicht oder die drastische Reduzierung von Kohlenhydraten ist für alle absolut ungeeignet, dessen Organismus Eiweiße schlecht verarbeiten und verwerten kann. Je weniger Eiweiß ich esse, desto besser gehts mir.

    Mir gehts richtig schlecht, wenn ich mich „auspowere“, weil die Batterien dann leer sind.
    Deshalb dient regelmäßiges Yoga mir nicht zur Entspannung, sondern vor allem zur moderaten Stärkung/Dehnung des Bewegungsapparates, zur Verbesserung der Koordination, zur Vitalisierung der Energiebahnen und dazu, „in shape“ zu bleiben.

    1. Auch sehr wichtig, liebe Thorlane, stimmt. Essen hat sehr viel auch mit Emotion zu tun, nicht umsonst greifen wir ja in Krisen eher zu süss und fettig als zu gesund und frisch. Und nicht jeder verträgt jede Ernährung gleich gut. Wir sind als Mensch unterschiedlich und das gilt ganz sicher auch für die passende Ernährung.
      Ich habe in den 80igern mal einen Versuch mit einer Getreidemühle gemacht, da war der sog. Frischkornbrei total hip. Rohe Getreide geschrotet und eingeweicht. Ich habe mich monatelang damit gequält, dachte, ich muss erstmal meine Darmflora aufbauen usw.. nix, da, ich vertrage das einfach null. Überhaupt nicht. Als ich dann angefangen habe, dieses Getreidebrei zu kochen, war es auf einmal super. Nur die damalige Beraterin im Reformhaus hat mir Ängste bereitet wie noch was, ich verliere bald alle Zähne und bekomme sicher Krebs, weil gekocht.. (ich dramatisiere, aber man bekommt einen Eindruck, wie dogmatisch man an Ernährung ran gehen kann).
      Ich hatte neulich übrigens mal einen Patienten, der sich so intensiv mit gesunder Ernährung beschäftigt, dass er eine richtige Essstörung entwickelt hat. Der kann nichts mehr essen, von dem er annimmt, es schädigt ihn, egal in welchem Ausmaß. Orthorexie. Sieht super trainiert aus, sportlich aber dennoch ist Essen ein so großes Thema im Kopf, dass es krankhaft geworden ist.
      Und Yoga, Thai Chi und Pilates können des Körper durchaus formen und fordern. Es fehlt halt der kardiovaskuläre Teil. Aber so muss eben jeder für sich schauen, was ihm bekommt und was er auf Dauer mag. Mal ganz ehrlich: Kein Mensch geht doch zum joggen, weil er denkt, das ist gesund. Am Anfang schon. Aber irgendwann kommt man auf die Idee, hey, das gefällt mir und ich fühle mich besser. Jemand, der diese Erfahrung nicht macht, der wird nie Freude daran bekommen.

  7. Hallo zusammen,
    meine Mutter hatte „früher“ eine „Praxis für Ernährung“ in der sie Übergewichtige beraten hat, sie kennt sich sehr gut aus, hat es aber nie gelernt, hat ein Pulver verkauft, das Körperfett auf einer Spezialwaage gemessen ( so eine gab es für den Hausgebrauch noch nicht zu kaufen ) und damit das alles medizinisch gut rüberkam hatte sie noch einen Arzt angestellt. Damit konnte sie das Reichwerden gar nicht verhindern. Eine Freundin ist Apothekerin, die mir erzählt das die Leute alles bezahlen und kaufen um abzunehmen, der Leidensdruck wäre gigantisch. Das ist die reinste Faulheit. Ich mache einfach nix und werfe eine teure Pille rein, muss ja funktionieren. Die Abnehmindustrie verdient sich dumm und dämlich. Bin voll bei Roland, erschreckend ist aber das die Bevölkerung noch nicht mal die Hälfte davon weiss- wieso eigentlich die haben doch Tag und Nacht das Handy vor der Nase ?? Lieschen Müller weis noch nicht mal was Kohlenhydrate sind.
    Erschreckend, müsste Schulfach werden. Inzwischen ist mir die Wissenschaft dazu aber völlig egal, meine Mutter kennt sich wirklich aus, aber was vor 10 Jahren richtig war ist heute völlig falsch und in 3 Jahren wieder richtig. Informieren und gesunden Menschenverstand walten lassen. Das Wichtigste ist aber Selbstdisziplin und da hapert es bei den meisten. Früher war ich als Sportlerin recht erfolgreich, wurde aber schon als Kind von meiner Oma getrimmt. Ohne Selbstdisziplin klappt nix im Leben, weder im Job noch im Sport. Geschenkt gibt es nichts. Bin 11 Jahre lang jeden Tag 90 km an die Arbeit gefahren und dann im Büro gearbeitet, was auf 12 Stunden sitzen rausläuft. Laut Arbeitsamt zumutbar…..die zahlen aber nichts wenn man krank wird, die Berufsgenossenschaft auch nicht…..Sitzen ist da neue rauchen, wie Roland schreibt. Zum Sport habe ich mich nach so einem langen Tag nur noch geschleppt. Die letzten 1,5 Jahre waren die Vollkatastrophe, habe mit 3 Tagen alten Urlaub durchgearbeitet, weil ich das Geld für den Umzug an den Chiemsee brauchte, daneben ein Haus auf Vordermann gebracht, entrümpelt, Heerscharen von Käufern am Wochenende durchgelotst und weil mein Vater schwer erkrankt ist und ich jedes bisschen Freizeit mit ihm verbringen möchte, solange er noch da ist, musste ich den Sport völlig sausen lassen. Als Sport habe ich einer schwangeren Bekannten auf dem Bauernhof geholfen. Meine 2 Fahrräder habe ich an Bedürftige gespendet. So schlecht in Form war ich noch nie im Leben. Habe 3 Kilo zugenommen, meine Muskeln völlig abgebaut und in den 3 letzten Monaten mein ISG Gelenk 2 x komplett eingeklemmt mt Höllenschmerzen.
    Nach 2 Wochen „Pause“ ,in der ich umgezogen bin, habe ich wieder gearbeitet. Nun muss ich mich dieses Jahr kräftig treten, damit ich wieder in Form komme. War am Samstag im Fahrradgeschäft, besser essen, im See schwimmen, laufen, vielleicht wieder reiten oder Fitnesstudio, irgend was muss passieren, da hilft alles nichts. Will nur sagen, blöde Lebensphasen haben wir wohl mal alle. Das ich mal so auf den Hund komme, hätte ich nie gedacht. Aber ohne Konzept, Kraft und Disziplin wird das nichts, sich bewusst daraus zu befreien. Dinge rigoros abschaffen die einen belasten, nicht zu allem ja sagen und sich einen gesunden Egoismus aneignen. Man muss sich um sich selber kümmern, andere tun es nicht. Ich wünsche allen hier viel Kraft und Disziplin im Neuen Jahr und danke Roland für die schönen Buchempfehlungen.

    1. Liebe ChristianeBVB,

      in einem Punkt sind wir uns aber trotz aller Übereinstimmung nicht einig: ich sehe dicke Menschen nicht als faule Menschen an. Sondern häufig als sehr verzweifelte Menschen, die von Seiten der Industrie meiner Meinung nach auch mit Absicht in einer Abhängigkeit gehalten werden. Mit den richtigen Informationen versorgt, entwickeln sich diese so angeblich willensschwachen und „faulen“ Menschen manchmal zu echten Durchstartern. Ich empfehle wirklich „das egoistische Gehirn“ als Literatur. Diäten können nicht funktionieren auf Dauer, da hat KK ganz recht. Jedenfalls nicht Diäten im Sinne wie man es klassisch versteht. Sondern nur ein umfassendes Management, das ganz viele Bereiche des Lebens umfasst. Gib den Menschen die Informationen, die sie brauchen und oft ändert sich was. Klar, nicht jeden Hund kann man zum Jagen tragen und es gibt jede Menge, die sich vom Gegenüber die Lösung ihrer Probleme erwarten. So funktioniert es im Leben leider nun mal nicht, da hast Du recht. Aber ich wehre mich dagegen, wenn man automatisch Faulheit unterstellt. Ja, undisziplinierte Menschen gibt es, unbestritten, habe ich in der täglichen Praxis auch, aber das ist nur ein Erklärungsmodell. Es gibt auch noch andere Gründe, warum jemand nicht in der Form ist, die er gerne möchte (oder die er meint, haben zu müssen. Noch ganz anderes Thema, warum wir alle diesem Einheitsdiktat hinterherspringen…)
      Dicksein ist in unserer Gesellschaft ja ein Makel und das Sixpack wird stolz vor sich hergetragen. Dabei sagt das noch lange nicht aus, wie gesund jemand ist. Leichtes Übergewicht muss nicht einhergehen mit Krankheiten, entscheidend ist die Verteilung und ob das Fettgewebe aktiv ist im Hinblick auf Entzündungsmediatoren (Stichwort Bauchfett). Ich bin aber wieder total bei Dir, wenn Du schreibst, man muss sich um sich selbst kümmern. Jemand anderes macht das nicht, das stimmt. Aber manche benötigen dafür erstmal eine Idee, wie das geht.
      Bei dem, was Du gerade hinter Dir hast oder noch am Laufen hast, wünsche ich Dir viel Kraft und einen sorgsamen Umgang mit Dir. Nicht immer ist es die Willenskraft, die einen dann weiterbringt. Manchmal kann man nicht mehr so gut wollen und der Körper streikt. Gerade im Hinblick auf Wirbelsäulenbeschwerden gibt es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Psyche und muskulärer Anspannung. Natürlich spielen Statik, Trainingszustand, Wirbelsäulenaufbau usw. alles eine Rolle. Aber eben nicht alleine. Das Stressniveau und damit verbundene hormonelle Auswirkungen sind nicht ohne. Wir halten als Mensch sehr viel aus, aber wenn wir die Kontrolle über eine Situation verlieren, dann kippt es oft weg. Und alle wundern sich, was ist denn jetzt los, ist doch so wie immer. Ne, ist es nicht, jetzt ist das Fass übergelaufen und bricht.
      Pass gut auf Dich auf!
      Viele Grüße
      Roland

  8. Hallo Roland,
    Danke für die guten Tipps und Wünsche. Ich glaube auch nicht das alle dicken faul sind, keineswegs. Dickere Männer gefallen mir sogar besser als die dünnen…… Vielleicht kommt meine Meinung von einigen „dicken“ im Freundeskreis, die Selbstmord mit Messer und Gabel machen. Alle versuchen zu erklären, zu helfen und nix klappt. Die wollen sich gar nicht informieren und haben jede erdenkliche Ausrede parat. Mehrere Freunde, samt Apothekerin,sind ständig an einer Freundin dran, die noch nicht mal von 3 Liter Cola pro Tag wegzubringen ist, geschweige denn von 2 Packungen Zigaretten am Tag. Wir beschaffen sogar professionelle Kurse- alles umsonst. Die kauft Pillen und Nikotinpflaster und das wars. Nach Jahren haben wir aufgegeben. Die Bücher werden bestellt. Vielen Dank

    1. Bei drei Liter Cola am Tag und zwei Schachteln Zigaretten kann man wirklich von Selbstschädigung sprechen. Ein anderes Wort fällt mir da echt nicht zu sein. Klar, wir müssen als Menschen auch mal fünf gerade sein lassen und über die Strenge schlagen, mir sind Menschen echt suspekt, die immer und ständig und ohne Kompromisse zielstrebig sind, alles hinbekommen und nie scheitern. Vielleicht bin ich ja auch nur neidisch. Aber wenn sich jemand drei Liter Cola am Tag reinschüttet, so viel raucht und dann jammert, es geht ihm schlecht – wenn sie es denn tun – dann ist mein Mitleid immer echt begrenzt. Wenn mir ein Patient so begegnet, dann versuche ich immer trotzdem, nicht zu werten, ich weiß ja nichts über die Geschichte dieses Menschen, was ihn dazu geführt gebracht hat. Jemandem zu sagen, wenn Du damit nicht aufhörst, dann bist Du in zwei Jahren tot, führt nicht immer zum Ziel. Manchmal mache ich das trotzdem, aber dafür muss vorher klar sein, warum ich das sage, aus Sorge, und nicht um vorzuführen. Hat jemand Eure Freundin mal gefragt, warum sie das macht? Ihre eigene Vorstellung davon?
      Manche können oder wollen sich nicht helfen lassen, das stimmt allerdings auch. Leider.
      Liebe Grüße
      Roland

  9. Hallo Roland,
    dazu fällt mir noch ein, das mein Hausarzt auch mein Mandant war. Der erzählte mir das er nur einen einzigen Fall in der Praxis hätte, wo ein Diabetiker ( der Tabletten nahm ) ausschliesslich durch Umstellen der Nahrung geheilt wurde. Mein Ex – Chef. Der hat radikal abgenommen, nur noch Fleisch und Gemüse gegessen und konnte die Tabletten weg lassen. Das ist doch traurig, ein einziger Patient !!! Er sagte selber, die anderen wollten ja gar nicht und änderten nichts und er hat auch Ernährungskurse angeboten. Wenn ich die ganzen übergewichtigen Kinder im Strassenbild sehe, wird mir schlecht. Kinder mit Diabetis, das kann kein Kassensystem auf Dauer leisten. Wo führt das hin ? Mein Vater hat mal eine Mutter angesprochen, die ihrem verfettetem Kind noch eine Tüte Pommes gekauft hat, was sie sich eigentlich dabei denkt. Die hat geschaut wie ein Auto. Ich habe niemals Pommes bekommen, meine Eltern schimpfen mich heute noch wenn ich mal Heisshunger drauf habe. Es gab 2 Stück Schokolade und 2 Gummibärchen am Tag. Ganz selten einen Mohrenkopf. Heute haben die Kinder Süßigkeiten zur freien Verfügung, da geht es doch schon los. Ich glaube das Thema ist sehr komplex und sollte schon Schulfach werden wenn schon zu Hause nichts stattfindet. Was hochwertige, gesunde Ernährung angeht hatte ich schon enormes Glück mit meinen Eltern. Auch meine Oma war Ihrer Zeit immer voraus, hat im Reformhaus eingekauft und mediterran gekocht, das machte sonst kaum einer und sie wurde teilweise belächelt. Über uns wohnt eine ältere Ärztin, die geht hier in die Schulen und vermittelt – kostenlos !! – Kindern gesundes Leben und gesundes essen, die Kinder wären begeistert und machten gut mit. Vorbildlich !! Hut ab !!

  10. Finde ich gut! Man muss sich auch mal was gönnen! Nur zu fettig sollte es nicht sein. Ist nicht so gut für die Haut. Entweder bekomme ich dann trockene Haut oder sie wird gleich sehr unrein. Ansonsten spricht aber natürlich nichts dagegen.

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