Neulich musste ich mit meiner Mutter zum Augenarzt. Der Tag gab mir einen erschreckenden Vorgeschmack auf das, was uns im Alter beim Arzt erwarten kann…
Ich möchte nichts verallgemeinern, ich schildere heute nur ein Erlebnis aus meiner Sicht. Das mag ein Einzelbeispiel sein, aber ich habe schon oft von ähnlichen Situationen gehört. Es gibt sie auch, die löblichen Beispiele, leider ist gerade für alte Menschen die Mundpropaganda nicht mehr das was sie mal war. So ging es auch uns, die wir zwar auf Empfehlung eine Arztpraxis aufgesucht haben, dort aber mit einer Situation konfrontiert wurden, die für alleinstehende alte Menschen kaum noch erträglich sein kann.
Wenn man an einer Augenoperation nicht mehr vorbei kommt
Meine Mutter hat wie fast alle ihre AltersgenossInnen einen „grauen Star“ (oder Katarakt), der weit fortgeschritten und dringend behandlungsbedürftig ist. Aufgrund anderer gesundheitlicher Probleme hatten wir die Katarakt-OP hinten angestellt, aber nun, mit 80 Jahren, soll es soweit sein.
Natürlich ist meine Mutter deswegen sehr aufgeregt gewesen, und ich habe ihr versprochen sie zu begleiten, gar keine Frage. Morgens um 8 Uhr war der Termin, ich hatte zwei bis drei Stunden eingeplant. Alles nicht schlimm, nur kleine Voruntersuchungen und Gespräche über den Plan bis zu den Operationsterminen.
Um zehn Minuten vor Acht standen wir in einer langen Schlange vor der Gemeinschaftspraxis im benachbarten Stadtteil, vor uns um die zwanzig Menschen, hinter uns wurde die Schlange ebenfalls länger und länger.
Um 8 Uhr einbestellt zu werden ist hier wohl normal, aber ok, Wartezeiten nimmt man in Kauf, kennt man ja schon.
Verunsicherung am Fließband
In einem relativ kleinen Durchgangsraum war die Anmeldung positioniert, die auch gleichzeitig als „Eingangsmesstation“ diente. Wie am Fließband wurden den Patienten zuerst die Versichertenkarte und die wichtigsten Daten entlockt, natürlich konnte wieder einmal der ganze Raum prima mithören: „Aus welchem Grund kommen Sie heute zu uns?“
Und hatte man diese erste Hürde genommen, wurde man vor den Augen der gelangweilten Wartegemeinde in ein Augenvermessungsgerät platziert, das den Status der Augen und deren Leistungsfähigkeit feststellte.
Nun stelle man sich vor: Ein sehr unruhiger bis lauter Raum, klar viele Ältere haben ein schlechteres Gehör, PatientInnen und Helferinnen laufen ständig hin und her, und die Sprechstundenhilfen an der Anmeldung sowie am Messgerät, sprachen ständig mit gesenktem Kopf. Also nicht hin zum Patienten, sondern nach unten zum Schreibtisch. Selbst ich bekam in dieser Situation Hörprobleme.
Meine Mutter wurde immer nervöser und schaute mich ständig fragend an, sodass ich dazu überging die Fragen des Praxispersonals für sie zu beantworten. Als es einer Sprechstundenhilfe auffiel, verdrehte sie leicht die Augen und sprach dann mit meiner Mutter wie zu einem ungehorsamen Hund – laut und überbetont, scharfer Tonfall inklusive. Sowas kostet ja mehr Zeit und Energie, unverschämt von uns.
Im Messgerät war meine Mutter dann so nervös, dass keine automatische Messung mehr möglich war. Sie konnte ihre Augen einfach nicht still halten, und nebenbei verstand sie wieder einmal die Anweisungen kaum bis gar nicht, sodass sie immer wieder hilfesuchend den Kopf zu mir drehte, was die Messung natürlich ständig unterbrach.
Genervt schickte uns die nächste Sprechstundenhilfe in den Warteraum, der für den enormen Menschenandrang, die Praxis ist seit Jahrzehnten sehr beliebt, deutlich zu klein ausgelegt war. Egal, wir konnten auch stehen.
Die Terminvergabe war offensichtlich nur Schall und Rauch, denn uns wurde schnell klar, dass die Patienten allesamt um 8 Uhr einbestellt und dann nach und nach abgearbeitet wurden. Nach einer Stunde waren wir dann dran, man hörte schon von schlimmeren Wartezeiten, aber Praxismanagement erkenne ich in solchen Fällen nun wirklich nicht mehr, oder bin ich da zu blauäugig?
Weinende Patientinnen
Der Arzt und Praxisinhaber selbst war ebenfalls professionell freundlich, zuweilen ein wenig arg jovial, und brachte meine Mutter schlussendlich zum Weinen…
Es hatte mich große Überredungskraft gekostet meiner Mutter klar zu machen, dass sie mit besserer Sehkraft wieder deutlich an Lebensqualität gewinnen wird, aber ihre Vorerkrankungen machten sie unsicher und sie schob Termine immer wieder auf. Nun durfte sie sich anhören, dass „sie viel zu lange gewartet habe, und die Operation nun unnötigerweise deutlich komplizierter und belastender für sie werde“.
Sowas hört man natürlich als verunsicherte Patientin liebend gern, und prompt war das eh schon löchrige Nervenkostüm meiner Mutter hinüber. Die Tränen brachen aus ihr heraus, und der Arzt und ich konnten sie nur langsam wieder beruhigen. Prompt ruderte Dr. Empathielos zurück und die Operation war urplötzlich völlig harmlos und Routine wie jede andere auch. Ich liebe solche Wendungen – nicht!
Schlußendlich hat meine Mutter die Beratungen einigermaßen überstanden, inklusive einer IGEL-Leistung zu 65 Euro bei einer weiteren Augenmessung, und einem zusammenhanglosen Zettelhaufen, der Termine, Aufklärung und Anweisungen zum Operationstag enthält. Fragt man meine Mutter, hat sie nicht den geringsten Plan, wie das alles zeitlich nun ablaufen wird, aber ich kümmere mich natürlich darum.
Was mich an der ganzen Situation so wütend macht
Alte Patienten sind nicht sonderlich beliebt, was teilweise sicherlich auch an den Patienten liegen mag. Man kennt sie ja, die Leute, die aus Langeweile gern zum Arzt gehen, und die dann alles besser wissen und Leistungen wie Medikamente und Anwendungen einfordern, als hätten sie das All-Inclusive Paket mit Ado Goldkante gebucht.
Andererseits ist es in meinen Augen immer noch eine der Aufgaben eines Arztes empathisch zu agieren, Ängste zu erkennen und vorzubeugen. Doch in der Praxis scheint das unmöglich zu sein.
Besonders ärgert es mich, dass solche Situationen in Artpraxen auftreten, die einen besonders hohen Anteil an alten Menschen aufweisen.
Kann man nicht…
- einen eigenen Empfang abtrennen, diesen beruhigen und nicht als Durchgangszimmer konzipieren?
- Termine realistisch vergeben?
- die Privatsphäre achten?
- Die Patienten direkt, klar und deutlich ansprechen?
- Untersuchungen auch immer in einem Untersuchungszimmer ausführen und nicht zwischen Tür und Angel?
- Ein Konzept erarbeiten, das den Patienten Informationen klar und einfach strukturiert darstellt, damit es alle verstehen, auch die aufgeregten?
- ein wenig Empathie verlangen, wenn es um Menschen geht und nicht um Gegenstände.
- alte PatientInnen behutsamer behandeln als Menschen, die im Vollbesitz ihrer geistigen und körperlichen Kräfte sind?
- Muss, nur weil eine Operationsmethode zur Routine geworden ist, der gesamte Prozess von der Voruntersuchung, über das Anästhesiegespräch, bis hin zur Operation eine einzige Fließbandaktion sein, die keinerlei Platz für aussergewöhnliche Situationen und Bedürfnisse lässt?
Ich will mich gar nicht beschweren, aber…
Ich weiß, das Gesundheitssystem ist auf Vorgaben aufgebaut, die genauso funktionieren. Es gibt für alles Handlungs-/Behandlungsvorschriften, was auch seine Vorteile hat. Und die Kosten muss man auch ständig im Blick haben, denn der gemeine Kassenpatient bringt nur ein paar schlappe Euro, für die der Fliesenleger am Morgen nicht einmal aufstehen würde.
Aber solange in der Ausbildung der Notendurchschnitt des Abiturs immer noch wichtiger ist als menschliche Kompetenzen, sehe ich schwarz für unsere Zeit des Altwerdens.
Ich hoffe nur, dass mein Gehör einigermaßen gut bleibt, damit ich nicht mit fragenden Augen vor einer nuschelnden und nach unten sprechenden Sprechstundenhilfe lande. Dass meine Augen noch die kleingedruckten Anamnesebögen lesen und ausfüllen können, ohne dass ich eine Augen verdrehende Arzthelferin bitten muss, mich zu unterstützen. Dass ich wendig und agil bleibe, damit ich treppauf-treppab in alle Behandlungszimmer eilen kann, ohne dass mehrfach nach mir durch alle Hallen gerufen wird, wo ich denn bleibe. Dass meine Nerven auch schlechtere Diagnosen verkraften können, denn wer wird mir dann schon beistehen?
Ich will mich gar nicht beschweren, denn unser Gesundheitssystem gehört trotz allem immer noch zu den effektivsten und großzügigsten der Welt. Aber Alte werden bei uns auch schlechter behandelt, das sagt selbst der Altersbericht der Bundesregierung. Es gibt so enorm viel Verbesserungspotential, und mehr Menschlichkeit in den Krankenhaus- und Praxisalltag zu integrieren kostet kein zusätzliches Geld und nur wenig mehr Zeit.
Wir werden alle mal alt…
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(Fotos: Pixabay Keinerlei Sponsoring)
Man kann hinschauen, wo man will: Deutschland stürzt ab
Das merkte ich natürlich auch im Krankenhaus
Dort lag eine alte Frau frierend auf einem Bett im Gang. Sie weinte und so sagte zu mir:
„Ich friere so wahnsinnig. Sterben möcht‘ ich.“
Schlimm, deine Schilderung. Gut dass du dabei warst und handeln kannst. Als Konsequenz würde ich mich schriftlich beschweren:
1. Beim Arzt
2. bei der Krankenkasse /bei der Ärztekammer
3. eine entsprechende Kritik bei Jameda hochladen.
Alles Gute für deine Mutter!
moin,
mir steht auch eine Augenop bevor, Linsentrübung. Steht aber schon lange in der Warteschleife. Habe noch Galgenfrist. Was Schwerhörigkeit betrifft. Wenn ein älterer Mensch nix oder schwer versteht, das nervt. Immer nachfragen u.s.w. Ich habe , seit etlichen Jahren ein Hörgerät. Bei älteren Menschen wird oft so etwas abgelehnt , das Resultat sind dann solche Situationen. Volle Wartezimmer beim Augenarzt , sind an der Tagesordnung.Personal ist auch genervt, manchmal kommt alles zusammen. Es kann nicht erwartet werden, das das Personal fröhlich hopsend durch die Zimmer hüpft. Die Erwartungen seitens Patient sind oft sehr hoch.Du hattest Pech.
Volles Mitgefühl mit deiner Mutter. Ich befürchte aber, dass das -mal abgesehen vom Hörproblem- nur bedingt eine reine Altersfrage ist. In Berliner Arztpraxen (Zahnärzte ausgenommen, Hausärzte wohl eher auch) scheint das an der Tagesordnung zu sein. Oftmals keine Terminvergabe mehr- einbestellt wird ab 7 Uhr…mit viel Wartezeit. Wartezeit beim Hautarzt 2-5 Std. und dann noch idiotische Ansagen seitens des Anmeldungspersonals: „Das (Hautausschlag) können wir uns anschauen, für den Leberfleck müssen Sie einen neuen Termin in zig Wochen machen“. (Und das in der Praxis, die den Leberfleck seit Jahren „kennt“) In Augenarztpraxen ist es auch nicht besser. Und Diskretion od. Privatsphäre? Fehlanzeige. Aber DSGVO-Schrott unterzeichnen lassen.^^ Für die Kassenpatienten nur schwer erträglich und für das Personal auch. Ich hab’s ja selbst mal gemacht, allerdings vor Jahren beim Kinderarzt u. selbst da wurde es immer unmenschlicher u. ging schlicht in Richtung „Verwaltung“. Nicht achön. Und es wird nicht besser.
Apropos Angst vorm Älterwerden: Demente Nachbarin braucht jetzt Unterstützung vom Pflegedienst. Zwischen dem Klingeln an der Wohnungstür (sehr durchdringend, darum höre ich das hier auch) heute Morgen und dem Schließen derselben vergingen 9 Minuten. Neun. Kein Vorwurf an die Mitarbeiter, mir ist klar, dass die einen Höllenjob leisten. Aber auch da denke ich mir einmal mehr, dass unser Alltag immer unmenschlicher wird- vor allem für die, die keine Lobby haben u. nur arm aber nicht (mehr) sexy sind. Schade, dass man Zuwendung u. Menschlichkeit nicht auch bei Flac*ni ordern kann. Unverpackt u. mit 30%Rabatt, damit es sich jeder leisten kann.
Danke für den heutigen Bericht. Genauso erlebe ich es auch, wenn ich mit meiner 90 jährigen Mutter zu den Ärzten muss. Sie ist noch gut in Schuss, aber wenn wir mit der Prozedur fertig sind, fühlt sie sich wie ein Wrack. Die Leute geben den Alten das Gefühl im Weg und eine Last zu sein. Ich finde das sehr traurig, wenn ich mich in die Situation hineinversetze.
Sibylle… Auch Du wirst einmal alt werden… Und Dich dann über solche Kommentare wie Deinen maßlos ärgern. Ältere/alte Menschen sind auch MENSCHEN!!!! Dein Beitrag zeigt, dass sie das für Dich nicht sind… Ich wünsche Dir, dass man Dich so behandelt, wie Du heute alte Menschen zu behandeln scheinst.
Ich glaube nicht, dass Sibylle das so abwertend gemeint hast, wie du es interpretierst. Wie ich ja auch geschrieben habe, viel Alte tun auch viel fürs Klischee. Ablehnung von Hörgeräten und Langeweile-Tourismus zum Arzt gehören sicher dazu. Ich denke, dass Sibylle auch diese Seite ansprechen wollte, aber dass sie alte Menschen schlecht zu behandeln scheint, höre ich da nicht heraus.
Ich finde allerdings auch, dass wir uns alle im Alltag mehr um die Belange der Alten kümmern, oder wenigstens mehr Verständnis aufbringen sollten, inklusive meiner Person.
Liebe Grüße!
KK
@kk
um Himmelswillen! Das ist falsch angekommen. ! Ich bin auch schon 72, kenne Situationen ,in denen ich auch geschockt bin, behandelt wurde ( sie sind alt, nerven sie nicht! ) bekam ich auch zu hören.
Das Personal ist nicht geschult und nimmt alte Menschen garnicht in ihrer Situation wahr. Fliessband, alles muss funktionieren. Kein Vergleich mit Schweden oder Asien.Da läuft alles anders. Besser!
Ich wollte die Situation nicht abwerten oder beschönigen, tut mir leid, wenn es so negativ rüber gekommen ist.
Ich hatte das auch so verstanden. 👍👍
Ich auch. Mich schockt gerade, dass die deswegen was Schlechtes gewünscht wird.
Ach das tut mir leid für Deine Mutter! Gott sei Dank ist meine Mutter (93) in guter Behandlung bei Ihrer Augenärztin. Sie wird früh bestellt um nicht lange warten zu müssen und die Ärztin ist sehr behutsam und freundlich. Dasselbe auch bei der Hausärztin und dem Akustiker. Ich hoffe, das ich im Alter auch mal soviel Glück habe und wünsche Deiner Mutter alles Gute für die OP.
Liebe Grüße, Claudia
Guten Morgen,
es treibt auch mir die Tränen in die Augen. Das was Du hier beschreibst ist leider Realität. Ich begleite meine beiden Eltern seit Jahren zu den Ärzten und habe auch immer mehr das Gefühl, sie werden dadurch respektvoller Behandelt. Leider… Wir werden alle älter, leider scheinen das manche Menschen zu vergessen.
Bei allem was Euch passiert ist, es gibt diese Arztpraxen welche 1. von den Räumlichkeiten angenehm aufgeteilt sind und in denen alle Patienten freundlich und respektvoll behandelt werden.
Ich wünsche Deiner Mutter ganz viel Kraft für die anstehende OP .
Hallo, so ein ähnliches Erlebnis hatte ich mit meiner Mutter. Sie war bei der Feststellung des Katarakts alleine beim Augenarzt. Heim kam sie total aufgelöst und hilflos mit einer Liste von Igel Leistungen und den anstehenden OP Kosten und dem OP Termin der direkt beim diagnostizierenden Arzt durchgeführt werden sollte. 1500 Euro pro Auge plus Kosten von Voruntersuchungen…. Da ich vor etlichen Jahren mal bei der Krankenkasse gearbeitet habe, weiß ich, dass notwendige OP´s und die Voruntersuchungen eigentlich von der Krankenkasse bezahlt werden. Anschließend hab ich ein bisschen gegoogelt und hab den OP Termin in der Arztpraxis abgesagt. Katarakt OP´s bieten auch Universitätsaugenkliniken kostenlos an. Also dort angerufen, sofort einen Termin erhalten. Am Voruntersuchungstag mussten wir auch circa eine Stunde warten, aber alle waren sehr freundlich und es war eine ruhige Atmosphäre. Meine Mutter entschloss sich für eine örtliche Augenbetäubung, weil sie sich zutraute 10-15 Minuten still zu sitzen und nach vorne zu schauen. Die OP erfolgte ein paar Tage später auf die altbekannte und von der Kasse bezahlte Art. Der Augenarzt schneidet die Linse raus und ersetzt diese durch eine künstliche eine Sehstärke musste damit nicht angepasst werden. (Die Laser OP ist eine Wunschleistung und kostet dementsprechend) Ich kann nur so viel sagen: Den ersten Augenarzt haben wir gewechselt, die unfreundlich und aufdringliche Art vom ganzen Praxisteam fand meine Mutter ganz schlimm. Die OP´s in der Uniklinik wurden schnell und unkompliziert durchgeführt und verliefen ohne jegliche Komplikationen, meine Mutter sieht wieder hervorragend. Also für alle, die zusätzlich zur Diagnose verunsichert sind und auch noch hohe Kosten fürchten es gibt alle Leistungen zur OP des grauen Stars mit der Krankenkassenkarte. Es ist erschreckend wie oft alte Menschen in diesem Land zu Behandlungen gedrängt werden bzw. zu Igelleistungen. Mir kommt es so vor, dass gezielt mit dieser Gruppe Menschen jede Menge Geld verdient wird. Ich höre mittlerweile so viele Fälle, dass Leute erst in die Sprechstunde gelassen werden, wenn sie bestimmte Igelleistungen in Anspruch genommen haben. (Nicht nur beim Augenarzt) Oder warum braucht eine 80-jährige 10 Implantate obwohl es gute, schmerzfreiere Alternativen geben würde? Mein alter Gynäkologe hat bei meiner 62 jährigen Schwiegermutter eine Mammografie abgerechnet, obwohl sie zur Vorsorgeleistung gehört….(es war ihre Erste) Fazit: Ich bin sehr vorsichtig geworden. Meiner 22 jährigen Tochter wollte letzte Woche ihre Zahnärztin eine Amalganfüllung verpassen, wenn sie keine 50 Euro für eine Füllung bezahlt. (Sie hat sich geweigert was zu zahlen, da es schon seit Jahrzehnten Zementfüllungen gibt als Kassenleistung, aber man kann es als Zahnarzt ja mal probieren Geld als Privatleistung zu ziehen, weil einem die Kassenleistungen zu wenig sind, sie bekam dann zähneknirschend doch eine Zementfüllung) Sorry für den langen Kommentar, aber ich könnte noch stundenlang solche Fälle aufzählen. Ich begleite meine Mutter zu wichtigen Arztterminen und ernte dafür meistens keine netten Blicke des Praxisteams.
Guten Morgen,
das ist keine Ausnahme. Meine Mutter wurde für diese OP um 7 Uhr früh in die Klinik bestellt und musste dort stundenlang warten. Nach der OP musste sie noch auf eine Art Nachuntersuchung warten, dazu wurden aber erst alle anwesenden Patienten operiert, danach in einen kleinen Raum gepfercht und anschließend alle nacheinander noch einmal kurz untersucht.
Sie war erst am frühen Abend nach 19 Uhr wieder zuhause.
Mein Vater saß die ganze zeit mir ihr dort herum. Es war auch nicht klar, dass es sich nicht um einen festen Termin handelt.
Ich glaube, ich wäre gegangen. Ich finde das unsäglich.
Liebe Grüße in die Runde
Nicola
Ich will diesen Post auf A3 in j e d e r deutschen Arztpraxis.
Schon als vitaler Mensch mit funktionierenden Sinnen braucht man einen extra geraden Rücken und immenses Selbstbewusstsein, um in Praxen Respekt für sich einzufordern. Wie man sich dort teilweise behandeln lässt, würde man sonst niemand anderem zugestehen! Ich habe 15 Jahre gebraucht, um eine Zahnärztin zu finden, die mir bereitwillig alle meine Fragen beantwortet, auf mich eingeht und mir, während sie Zugriff auf einen Innenraum meines Körpers nimmt, erklärt, was sie tut.
Ein durch Krankheit eingeschränkter Mensch hat oft nicht mehr die Kraft und Aufmerksamkeit dazu. Keine Klarheit, keinen Durchblick, keine schnelle Auffassungsgabe, wenn wir sie am meisten brauchen — das ist die Tragik der Geschichte…
Für jüngere Menschen kann noch Verständnis und Einfühlung aufgebracht werden. Wir waren ja auch mal jung. Alter ist nicht vorstellbar, außer man steckt ganz tief drin.
Das unterschreibe ich. Und für kinderlose wie mich wird es dann – sollte ich solange leben – mit 70 nicht so ähnlich sondern viel schlimmer aussehen. Da es viel mehr von uns geben wird als heute.
Keine Klarheit, keinen Durchblick, keine schnelle Auffassungsgabe, wenn wir sie am meisten brauchen — das ist die Tragik der Geschichte…
Das ist leider wahr, sehr wahr. Auch schon in jüngeren Jahren ist es wichtig, deutlich auf Zack zu sein, aber wenn es richtig ernst wird, hat man wahrscheinlich nicht mehr die Kraft und den Mut dazu, vor allem, wenn einem so der Schneid abgekauft wird.
kinderlose – und der Umstand wird noch zum Vorwurf gemacht werden. Wie konnte man nur!
Zumindest könnt ihr froh sein, dass ihr einen Termin bei einem Augenarzt bekommen habt. In unserer Stadt gibt es keine Termine für neue Patienten weder für Kinder noch für Erwachsene. Eine Augenärztin ist in den Ruhestand gegangen, die ganzen, oftmals älteren Patienten, haben in der Stadt keinen Termin bei einem anderen Augenarzt erhalten. Von der Vermittlungsstelle wurden sie an Arztpraxen im Umkreis von 40 km verwiesen. Da kann man dann als 85jähriger überlegen, wie man dort hinkommt.
Lieber KK,
es tut mir sehr leid, was Dir und Deiner Mutter passiert ist. In meinen Augen dürfte so etwas nicht passieren, weder die Situation an der Anmeldung, noch die „Empathie“ des Arztes.
Ich kenne diese Situation von beiden Seiten. In meiner Augenarztpraxis gibt es einen großen Tresen mit 3!! Plätzen, an die jeder Patient einzeln tritt und die Mitarbeiterinnen sind sehr geduldig. Alle Untersuchungen werden danach in geschlossenen Räumen durchgeführt. Das die Namen der Patienten gerufen werden, lässt sich wohl nicht vermeiden, aber ansonsten wird sehr auf Diskretion geachtet.
Ja, der Papierkram vor einer solchen OP ist enorm. Ich kann das noch alleine ausfüllen und handeln; meiner Mutter (damals ebenfalls 80) wurde aber in meinem Beisein alles erläutert und nachgefragt, ob sie das verstanden hätte.
Das, was Claudia schrieb kann ich nur geteilt unterschreiben. Kommentar bei Jameda ist sicher richtig und auch einmal das Gespräch bei dem Arzt suchen. Eine Beschwerde bei Krankenkasse oder Kammer ist nicht sinnvoll, denn es wurde hier ja kein Fehlverhalten im Sinne einer fehlerhaften medizinischen Behandlung durchgeführt. Nur dafür sind Krankenkasse oder Kammer da (ich sitze auch in der Ärztekammer und muss hin und wieder über solche Beschwerden entscheiden).
Ich wünsche mir, dass ich als Ärztin empathischer bin als das, was Du dort beschreibst. Grade die älteren Patienten haben bei uns in der Gesellschaft keine Lobby, obwohl sie immer mehr werden. Wir versuchen hier in der Stadt grade Hilfsangebot aufzubauen.
Deiner Mutter wünsche ich viel Kraft und Erfolg mit der Operation.
Herzliche Grüße
Karen
Danke für den Kommentar „von innen“!
Ich denke auch nicht, dass Beschwerden zielführend sind, lieber ein offenes Gespräch führen, was aber wohl an der Zeit scheitern wird. Aber ein freundlicher, aber doch eindringlicher Brief an den Arzt und seine Praxis, wird von mir geschrieben.
Es sind sicherlich viele Faktoren, die zusammenkommen, aber eine Station im Krankenhaus, und auch eine Arztpraxis spiegeln die „Gesinnung“ der Verantwortlichen wieder. Insofern vermute ich bei dir eine deutlich höhere Empathie als bei so manch anderen PraxisbetreiberInnen.
Es ist ja immer eine Frage der persönlichen Prioritäten, ich selbst könnte solche Zustände in meinem Betrieb erst gar nicht ertragen. Auf der anderen Seite steht die harte Realität, mitsamt der finanziellen Zwänge. Die Kunst ist wohl doch, den richtigen Mittelweg zu finden.
Liebe Grüße!
KK
Ich muss das alles (leider) bestätigen. Meine Mutter ist 87 und ich muss sie inzwischen zu fast allen Arztterminen begleiten, weil sie richtiggehend Angst vor den Ärzten hat. Eigentlich war sie mal eine selbstbewusste Frau aber im Alter wird vieles anders. Sie hört ein bisschen schlecht, ist nicht mehr so gut zu Fuß, aber geistig voll auf der Höhe. Trotzdem redet man mit ihr oft wie mit einem Kind. Sobald ich dabei bin, redet der Arzt/die Ärztin eigentlich gar nicht mehr mit ihr, sondern automatisch mit mir. Den Gipfel hat vor Kurzem ihre Hausärztin geliefert: Weil meine Mutter jetzt aufgrund einer Herzerkrankung Blutverdünner nehmen muss, muss ihr regelmäßig Blut abgenommen werden, um die Dosis richtig einstellen zu können. Als nach einer solchen Untersuchung der Wert wohl etwas zu hoch war, rief die Ärztin an und sagte meiner Mutter „Sie dürfen heute das Haus nicht mehr verlassen, das ist zu gefährlich. Wenn Sie stürzen und sich verletzen, verbluten Sie auf der Stelle“. Das zu jemandem zu sagen, der sowieso den Tod immer wieder vor Augen hat, ist schon Körperverletzung. Meine Mutter rief mich heulend an, war völlig außer sich und hat sich den ganzen Tag nicht mehr getraut, aus ihrem Sessel aufzustehen. Solche Ärzte braucht kein Mensch. Dass Ärzte auch Stress haben, bezweifelt niemand. Trotzdem muss man ein Mindestmaß an Respekt und Einfühlungsvermögen verlangen können und beides vermisse ich zu oft. Wer sich nicht auf die Hinterbeine stellt und sich wehrt, ist verloren. Meine Mutter kann sich nicht mehr wehren, sie ist zu eingeschüchtert.
Nicht allen, aber vielen Ärzten würde ich gerne empfehlen, in die Forschung zu gehen und mit Reagenzgläsern zu hantieren. Die sind leicht ersetzbar, wenn sie zerbrechen.
Das ist ein poetischer Vergleich mit den Reagenzgläsern. Ja, viele Menschen haben Angst und gehen gar nicht mehr zum Arzt, weil ihnen das Selbstvertrauen im Alter fehlt. Bei den überfüllten Praxen ist diese Tatsache womöglich sogar willkommen.
Die positiven Beispiele müsste man viel offensiver benennen, leider überwiegt immer nur die Kritik.
Ich hätte gerne eine Liste mit Ärzten in meiner Stadt, die sich besonders an ältere Menschen richten. Ob das in der Wirklichkeit praktikabel ist?
Viele Grüße!
KK
Das wäre schön, aber ich bin skeptisch. Es ist bekannt, dass ältere Menschen bei Ärzten nicht so richtig willkommen sind, weil sie mehr Zeit brauchen, öfter kommen und dabei weniger einbringen. Zumindest höre ich das immer so. Ich finde das deswegen so schrecklich, weil nicht alle Menschen Töchter und/oder Söhne haben, die sie begleiten, Sicherheit geben und für sie streiten können.
Dass mit alten Menschen, die ein langes Leben Wissen und Erfahrung gesammelt haben, wie mit Kindern gesprochen wird, ist mir auch schon oft sauer aufgestoßen. Das ist einfach respektlos.
Ich habe mal einen Bericht gesehen, in dem junge Menschen einen Anzug bekamen, der ein versteifen der Gelenke simulierte, eine Brille, die die Sehkraft verminderte und einen Stöpsel in ein Ohr. Nach einem Tag hatten sie viel mehr Verständnis, dass alte Menschen nicht mehr so schnell sind und was solche Beeinträchtigungen bedeuten. Das sollte vielleicht zur Ausbildung medizinischen Personals gehören. Wie Thorlane schreibt, kann man sich als junger Mensch da schwer hineinversetzen. Trotzdem kann und sollte immer ein respekt- und verständnisvoller Umgang mit Menschen gepflegt werden; immer und überall, mit schwachen, hilfesuchenden Menschen im besonderen. Und daran mangelt es in Praxen, aus welchen Gründen auch immer, allzu oft.
Ich kenne diese Situationen von meiner Mutter. Ich habe sie oft zu solchen Terminen begleitet. Sie hatte auch eine OP am grauen Star. Später kam dann auch noch eine Makuladegeneration dazu. Deine Beschreibung des Ablaufs in der Augenarztpraxis stimmt genau überein. Ohne meine Anwesenheit wäre sie hilflos gewesen, hätte nichts verstanden. Hauptsache schnelle Abfertigung des Patienten. Ich finde das Menschenunwürdig.
Ich gehe nie mehr zu dieser Augenklinik. Ich habe mir eine anderen Augenarzt gesucht, bin Kontaktlinsenträger. Dort ist es wesentlich besser.
Und vor Krankheiten im Alter graut es mir. Ich bin kinderlos. Wer geht mit mir zum Arzt?
Viel Grüße!
Deine Schilderung hat mich tief berührt. Man wünscht sich natürlich, ein hohes Alter zu erreichen und hofft, dabei rüstig, lebensfroh und geistig fit zu bleiben. Man weiß, dass es auch ganz anders kommen kann und mit zunehmendem Alter überlegt man gelegentlich, was dann aus einem wird. Am meisten Angst habe ich davor, irgendwann in einem schlechten Altersheim zu landen, kraft- und hilflos tagtäglich ähnlichen und schlimmeren Situationen ausgesetzt zu sein. In unserem Gesundheitssystem muss sich dringend etwas ändern. Das, was wir jetzt haben, hat dazu geführt, dass es viel zu wenige, überfüllte Arztpraxen gibt, Krankenhäuser nur noch Kosten im Auge haben (müssen), überarbeitetes, unterbezahltes Pflegepersonal auf frustrierte Patienten trifft. Trotzdem habe ich viele engagierte und empathische Ärzte kennengelernt, fühlte mich aber anderen auch schon hilflos ausgeliefert. Ja, es gibt viel schlechtere Gesundheitssysteme. Aber auch viel bessere und wir könnten uns ein besseres leisten.
Alles Gute für Deine Mutter!
Das hast du wunderbar zusammengefasst! Sehe ich genauso! Es mag viele schechtere Gesundheitssysteme geben, aber unseres trainiert Ärzten und Pflegern ihre Menschlichkeit und Sendibilität regelrecht ab.
Ich erinnere mich noch deutlich an meinen unerwarteten Aufenthalt im Krankenhaus, wie das ist, wenn man zu schwach und matschig im Kopf ist, um richtig für sich einzutreten.
Liebe Grüße
Lieber KK,
das tut mir leid für Deine Mutter, ich hoffe, sie bringt die notwendige OP gut und schnell hinter sich, begleitet von medizinischem Personal mit Empathie und Feingefühl.
Ich habe auch meine beiden Eltern in ihren letzten Jahren zu allen Arztbesuchen begleitet und ähnliches erlebt. Der Gipfel war ein „Termin“ in der Hautklinik der Uniklinik Köln, einbestellt um 7.30 Uhr, an die Reihe gekommen und 14.00 Uhr – meine Mutter war zu der Zeit 82 Jahre alt. Natürlich habe ich mehrfach nachgefragt und mich beschwert und wäre es mein Termin gewesen, wäre ich gegangen.
Viele der älteren Patienten sind dann auch eingeschüchtert und folgsam wie die Lämmer, schließlich ist man ja auf die Hilfe angewiesen. Ich sehe ehrlich gesagt, dass das in Zukunft eher noch schlimmer wird.
Liebe Grüße, Irene
Ich begleite meine 91jährige Mutter auch immer zu den Ärzten und stelle fest,daß gerade den jüngeren Arzthelferinnen die nötige Empathie fehlt.Da wird mit den älteren Patientin ,wenn überhaupt,wie mit kleinen Kindern geredet,mit Fachausdrücken um sich geworfen,Hindernisse z.B.Stühle werden gerade bei sehbehinderten Menschen nicht aus dem Weg geräumt….Was ich schon Alles erlebt habe!Ich komme selbst aus dem medizinischen Bereich und wenn ich nicht höflich,aber sehr bestimmt aufgetreten wäre,wäre meine Mutter fast verloren gewesen.
Als Erstes würde ich immer mit der Betreffenden Person sprechen,oft fällt ihnen ihr Umgangston nicht mehr auf,später ist aber wichtig mit den Ärzten darüber zu sprechen.Ich habe schon erlebt,das denen der Zustand im Empfangsbereich nicht so bewusst war,dabei entscheidet,wie so oft im Leben,der Erste Eindruck über Alles!
Wenn die Menschen doch nur etwas mehr nachdenken würden!
Man darf gar nicht daran denken, welche Mengen Geld wir im Leben an die Krankenkassen überweisen, um dann mal so behandelt zu werden. Die Wartezeitsituation finde ich auch unsäglich. Ich war neulich beim HNO, zugesetzes Ohr durchpusten, nicht mal 2 Minuten im Zimmer, 3 Stunden Wartezeit. Ich finde nicht hinnehmbar, wie die unsere Lebenszeit verplempern.
Wir sollten beim Gesundheitsminister Bedarf anmelden, das Anmeldesystem zu verändern, das offenbar gar nicht mehr funktioniert.
Meine Mutter hatte zunehmend Angst, was zu vergessen, wenn sie zu einem neuen Arzt geschickt wurde und die ganze Krankengeschichte noch nicht kannte. Sie hatte auch immer Panik.
Tut mir leid für deine Mutter, aber ich finde auch, das sollte man nicht einfach hinnehmen. Solche Systeme wie Jameda machen auch möglich, das offen zu beurteilen. Es gibt ja auch Praxen von Ärzten, bei denen das super klappt.
Ich finde Jameda teilweise erbärmlich. Was da an Patentenmeinung kursiert, spiegelt leider meist mur den übersatten deutschen Wutbürger. Meist haben die Leute nicht die geringste Ahnung von Abläufen und Gesetzen, kreiden aber selbst das schlechte Wetter dem Arzt und der Praxis an. Ich bekomme ständig Lust selbst Antworten für den Arzt zu schreiben, weil mich diese Undifferenziertheit zum Fremdschämen bringt.
Leider können nur wenige Menschen auf solchen Portalen reflektierte Meinungen abgeben. Noch so ein Thema… 😉
Liebe Grüße!
KK
Das ist der Preis aller offenen Systeme. Aber ich bin sicher, dass man das erkennt.
Wir schon, aber nicht ganz so Internet affine Menschen erkennen das nicht. Ich kenne das aus der Familie. Die halten auch das „Zentrum der Gesundheit“ für seriös. 😖
Das ‚Zentrum der Gesundheit‘ wurde mir neulich von einer Heilpraktikerin als seriöse Quelle für Informationen empfohlen. Seitdem war ich nicht mehr bei ihr, ist sicher besser für mich 🙂.
Mir hat ausgerechnet Jameda geholfen einen unfassbar kompetenten und netten Urologen zu finden und auch eine gute Augenärztin. Ich habe geschaut welcher Arzt die meisten positiven Bewertungen hat und was positiv bewertet würde. Interessant, dass ich dort mehr als 40 negative Bewertungen über einen Arzt gefunden habe der mich sexuell belästigt hat. Ja, ich habe ihn angezeigt. Es ist nicht passiert. Andere 40 Frauen haben nämlich gleiche Erfahrung gemacht und er praktiziert immer noch. Vermutlich die Schattenseite von Ärztemangel.
PS: ich hab das gerade mal kurz gecheckt am Beispiel Dermatologe in Dresden. Vielleicht ist das wieder so eine Ruhrgebietssache, aber mir scheinen die meisten korrekt und fair zu sein. Klar gibt es ab und zu mal ein paar Pappnasen, aber bei meiner erkenne ich sowohl die positiven als auch die negativen Punkte voll an.
Hallo Iridia, bist du zufrieden mit deiner Dermatologin? Ich bräuchte eine(n)!
Beim Lesen des Posts und der Kommentare steigt gleich leiser Ärger in mir hoch. Ja, der Kostendruck und die Reglementierungen sind für die Ärzte nicht ohne, allerdings ist mir kein Arzt bekannt, der am Hungertuch nagen würde, da ist viel Gejammere auf hohem Niveau dabei.
Oft ist es wirklich eine Frage der Praxisorganisation. Kürzlich habe ich für ein medizinisches Problem einen Arzt über Jameda gesucht und fand die 5-Sterne-Bewertung der Praxis, für die ich mich entschied, voll bestätigt. Rappelvolle Praxis mit Schlange bis ins Treppenhaus – dennoch vollprofessionelle Anmeldeabwicklung mit Trennung der Termin- und anderen Patienten. Freundliche und vor allem ruhige Atmosphäre trotz der Überfüllung sowie am Ende eine überschaubare Wartezeit, auch ohne Termin. Wenn man es entsprechend strukturiert und durchzieht, geht es, wie diese Praxis bewiesen hat. Klar, stressfrei klappt das wahrscheinlich nicht, aber mit diesem effektiv und effizient gestalteten Patientendurchsatz, bei dem die Freundlichkeit nicht auf der Strecke bleibt, verdient man mit Sicherheit mehr, als mit dem lustlosen „Geht nicht, gibt’s nicht – Prinzip“.
Leider stelle ich fest, dass es nicht nur alten Menschen so geht – der Umgang mit Patienten ist in mehr als nur Einzelfällen unangemessen – mehr Konkurrenzdruck würde da ganz und gar nicht schaden.
Deiner Mutter wünsche ich alles erdenklich Gute und hoffentlich zukünftig weniger negative Erfahrungen!
Die Praxen mit vernünftigen Ärzten und angenehmen Empfangspersonal sind i. d. R. völlig überlaufen, und nehmen keine neuen Patienten an. So ist es auch mit der Krankenschwester im Krankenhaus und in den Pflegeheimen. Die Patienten warten auf die „Netten“. Das hat zur Folge dass diese meistens ihr Pensum nicht schaffen, sich stressen und häufig nicht pünktlich nach Hause kommen. Für den Arbeitgeber sind das dann die, die ihre Arbeitszeit nicht strukturieren können. Das Übel besteht darin, dass Arztpraxen kostendeckend arbeiten müssen, Krankenhäuser häufig dito. In der ambulanten und in der stationären Altenpflege werden so richtig richtig Gewinne gemacht. Ist das nicht der Fall, wird mal so eben die Leitungsebene ausgetauscht.
Danke für diesen einfühlsamen und ausbalancierten Beitrag. Deshalb liebe ich KK so! 😉
Aus meiner Sicht haben durch die Beschränkung der Kassen-Zulassungen niedergelassene Ärzte ein Oligopol (in manchen Gegenden vllt. sogar Monopol) in der ambulanten Behandlung. Daher besteht kaum/kein Konkurrenzdruck, die Räumlichkeiten und das Personal so auszuwählen, dass es im Sinne der Patienten ist. Und das merkt man diversen Praxen auch an, finde ich.
Ich bin auch schon ziemlich übel von Sprechstundenhilfen angemacht worden, unter Anderem als ich eine labile und behinderte Person nach Krankenhausaufenthalt zur Anschlussbehandlung zum Arzt begleitet habe. Was uns denn einfiele hier einfach aufzutauchen… (freie Sprechstunde wohlgemerkt). Diese Situation hat mich dann ziemlich schockiert, denn wenn ich mir überlege diese Person wäre alleine dort aufgeschlagen, wäre sie wahrscheinlich auf dem Absatz umgekehrt und ohne die dringend benötigten Medikamente geblieben.
Und bei der Älteren Bevölkerung ist es ja nicht anders, deine Mutter hat wirklich Glück dass du für sie da bist. 🙂 ❤
🙂 Wie gut, dass Du Deine Mutter bei dem Termin unterstützt hast, lieber KK!
Ich finde es eine Frechheit, alle Patienten zur gleichen Zeit einzuplanen, bloß weil man selber entweder zu faul ist oder unfähig für ein Zeitmanagement ist.
Auch, dass es keine Privatsphäre für die PatientInnen gibt ist letztklassig.
Selbst wenn der Arzt gut sein sollte, seine Praxis spricht nicht für ihn.
Ganz ehrlich, ich möchte im Alter auch nicht auf die Hilfe anderer angewiesen sein.
Schön, dass Du für Deine Mama da bist.
Liebe Grüße
Claudia 🙂
Leider ist es in unserem Gesundheitssystem so, dass man als Kassenpatient zuweilen nur noch als „lästiges Übel“ im Empfangsbereich gesehen wird, vor allem, wenn man öfter vorstellig wird.
Das ist nicht unbedingt eine Frage des Alters von Patient*innen.
Besonders schlimm ist das, wenn man chronisch krank ist und/ oder möglicherweise eine seltene Erkrankung hat, deren Symptome in verschiedene ärztliche Fachgebiete hineinreichen.
Ich erlebe das jetzt seit über 10 Jahren mit meiner Tochter. Obwohl auf Grund einer von ihr initiierten Lumbalpunktion deutliche Hinweise vorlagen, dass Borrelienantikörper bereits im Nervenwasser zu finden waren, stempelte die Neurologin ihre Symptome als psychisch ab. Zwei Aufenthalte in psychosomatischen Kliniken waren die Folge, denn wenn man einmal in der Psychokiste steckt, kommt man dort nur schwerlich wieder heraus – es ist bei ihr die Verlegenheitsdiagnose, wenn die Ärzte nicht weiterwissen oder sich nicht die Mühe machen wollen, ernsthaft nach der Ursache für ihre gesundheitlichen Probleme zu forschen.
Kein Mensch hat hinterfragt, warum eine 33jährige, junge Frau eine Herzklappeninsuffizienz hatte und an zwei von drei Herzklappen operiert werden musste (die Reparaturbedürftigkeit der zweiten Herzklappe stellte sich erst auf dem OP-Tisch heraus). Und auch um diese Operation musste sie kämpfen, weil die örtlichen Fachleute meinten, man solle das doch angesichts ihres Alters so lange wie möglich hinausschieben. Erst ein anerkannter Spezialist in Homburg nahm sie und ihren Leidensdruck ernst.
Wenn sie selbst nicht immer wieder Nachforschungen angestellt hätte, weil sie selbst ja spürt, dass Vieles nicht stimmt bei ihr, das sich eben nicht in die gängigen Schubladen einordnen lässt, hätte sie sich schon längst aufgegeben- es gab auch schon Momente, wo sie kurz davor war.
Die Quelle ihrer komplexen Beschwerden auch nach der OP im letzten Jahr könnte in einer hierzulande fast unbekannten Bindegewebserkrankung liegen, die sich in den vielfältigsten Bereichen äußern kann, von Hypermobilität der Gelenke und Halswirbelsäule bis hin zu Gefäßschäden u.v.m. Es gibt keine Spezialsprechstunde dafür in Deutschland, weil mehrere medizinische Fachbereiche involviert sind.
Im englischsprachigen Raum dagegen ist diese Krankheit ein Begriff – jedes Jahr finden sich in den USA Spezialisten aller möglichen Fachdisziplinen zu einer sog. „Learning Conference“ zusammen, die Fachvorträge kann man im Internet nachlesen.
Und immer wieder wird dort der Ratschlag an die Ärzte gegeben: „Nehmen Sie Ihre Patienten ernst, begegnen Sie Ihnen auf Augenhöhe und mit Empathie. Sie haben oft eine jahrelange Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich, ihre Symptome wurden als psychosomatisch abgetan und sie verzweifelten nicht nur an sich, sondern auch an der Medizin. Helfen Sie ihnen, wieder Vertrauen zu gewinnen.“
DAS würde ich mir auch für hier wünschen….
Sorry, dass das jetzt so lang geworden ist – aber Dein Beitrag, lieber KK und auch die Resonanz darauf haben eben ganz viel in mir getriggert…
Und die „Reise“ meiner Tochter und meine unterstützende Begleitung ist noch lange nicht abgeschlossen…
Ich überlege ob es uns besser als Patienten ergehen würde, wenn wir diese Zweiklassengesellschaft – gesetzlich und privat krankenversichert – abschaffen würden.
Andere Länder die ich als Beispiel nehme – zum Beispiel ein Land in dem ich aufgewachsen bin – haben nur eine Art der Krankenversicherung.
Sicher haben sie mit anderen Problem zu kämpfen, aber man erlebt nicht das ich einen dringenden Termin beim Facharzt brauche und mir dieser in 5 Monaten angeboten wird, jemand aus meinem Freundeskreis der privat versichert ist dort anruft und gleich morgen kommen kann!
Oder ich endlich dort mit meinem Termin sitze, 3-4 Stunden warte obwohl ich als erste morgens dort war und zuschaue wie Patienten die ohne Termin hereinspaziert sind direkt zum Arzt befördert werden und man mir dann Stunden später erklärt die hatten alle Termin vor mir. Ich hatte Termin um 08:00 Uhr, Praxis macht ja um 08.00 Uhr auf und war die einzige als ich kam.
Gleiches Recht und gleiche Behandlung für alle wäre ein Anfang.
Wer dann denkt er muss immer noch sofort und sich vordrängen der kann privat und bar vor Ort zahlen, ohne jegliche Erstattung danach. Das werden dann vermutlich wenige sein.
Bonjour allerseits aus Brüssel. Oh, da kann ich aber auch ein Lied von singen, was wir mit unserer Mutter in den letzten Jahren durchmachen mussten war eine Katastrophe. Leider ist sie diesen Sommer mit nur 75 Jahren verstorben (deswegen auch keine Kommentare von mir im Moment zu mondänen Themen, aber auch das wird irgendwann wieder, der Spass am Leben lässt noch auf sich warten. Es dauert halt).
Die Augen-OP hatte sie vorletzen Sommer, da war sie auch sehr sehr aufgeregt, und tatsächlich wurde man auch wie am Fliessband abgefertigt und vom Praxispersonal angeschnauzt, wenn sie fanden, dass man irgendwo im Weg stand oder saß. Übringens konnte sie nach der OP zwar besser in die Ferne sehen, aber deutlich schlechter lesen, auch mit neuer Brille. Dem voraus ging eine verunglückte OP des Fussgelenkes, welche aber die Schmerzen eher verschlimmert hat als verbessert, und die Mobilität wurde immer schlechter und das Gelenk war auch immer geschwollen. Der Orthopäde wollte das aber einfach nicht wahrhaben, ritt immer darauf herum, dass die OP ein Erfolg war und dass alles bestens verheilt sei, nur wurden die Schmerzen halt nicht besser. Aber das stiess auf taube Ohren.
Nun ja, und dann kam es ganz dicke, mit Krebs und vielen langen Krankenhausaufenthalten. Die Ärzte waren dort alle durch die Bank richtig nett und haben auch wirklich sehr ausführlich und auf Augenhöhe mit ihr und auch mit uns kommuniziert. Aber das Pflegepersonal, Leute, das könnt ihr Euch nicht vorstellen. Nun sind sie ja leider immer extrem unterbesetzt und meine Mutter war auch nicht immer die Einfachste, eben weil sie zur Unruhe und Panik neigt, andererseits aber auch jemand ist, der sich gegen schlechte Behandlung und Unverschämtheiten durchaus wehrte. Aber leider gibt es in der Pflege Leute, die sind teilweise richtig aggressiv. Am Ende war sie dann in einem Heim, weil ihre Pflegebedürftigkeit alleine zu Hause nicht mehr zu wuppen war. Und dort gab es sowohl ganz reizende Pfleger als auch ein paar echte Drachen.
Meinem Eindruck nach waren die männliche Pflegekräft oft deutlich geduldiger und netter, aber ich will das nicht verallgemeinern. Auch dort stehen sie ohne Zweifel extrem unter Druck und leiden unter Überforderung, aber die alten und hilflosen Menschen müssen dann darunter leiden, und das geht einfach nicht. Darüber hinaus kostet so ein Heim ein Schweinegeld (ungefähr das Doppelte, was es hier in Belgien gekostet hätte bei gleicher Leistung), in Berlin sind die Bedingungen wohl auch besonders schlecht. Eine Freundin von mir hat ihre hochbetagte Mutter in einem Heim der gleichen Firma, aber in Köln, ein katholische Heim, das bundesweit operiert, da kostet ein Einzelzimmer genausoviel wie ein Doppelzimmer in Berlin. Man versteht es nicht. Allerdings hätte ich manchmal gerne Herrn Walraff angerufen, weil ich einige wirklich schlimme Dinge beobachtet habe, auch bei anderen Patienten, und der TON, in dem mit den Menschen gesprochen wird, ist teilweise einfach unter aller Sau. Sorry, excuse my French. Einmal hab auch etwas beobachtet, was ich beinahe als Gewalt einstufen würde, und dachte mir, wenn ich sowas noch einmal sehe, filme ich mit meinem Handy ! Da muss jedenfalls unbedingt was passieren, die geburtenstarken Jahrgänge kommen ja erst noch.
In der allerletzten Phase waren sie dann aber wieder deutlich netter zu uns, auch die Drachen haben versucht, sich zusammenzureissen, das muss ich fairer Weise noch hinzufügen.
Deiner Mutter und Dir alles Gute, ich hoffe, sie hat sich gut erholt und die Gesundheit hat sich nochmal stabilisiert.
Ach je, eine sehr eindringliche Schilderung der Zustände, und es tut mir Leid, dass deine Mutter nun gegangen ist.
Neben all den freudigen und manchmal geradezu dekadenten Themen, holen solche Berichte einen sehr schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Man braucht sich nicht wundern, dass die Selbstmordrate bei alten Menschen ziemlich hoch ist. Irgendwann wird es entwürdigend, und ich frage mich ernsthaft, wie das für die geburtenstarken Jahrgänge aussehen wird. Ausblenden und keinesfalls die Hoffnung verlieren, sonst endet man bei solchen Aussichten noch in der Depression.
Herzliche Grüße!
KK
Ich danke Dir ! Ja, ausblenden aber auch versuchen, möglichst lange möglichst mobil zu bleiben. Daran arbeiten wir ja eh
Mein herzliches Beileid!
danke Dir
Ohne jetzt alle Kommentare gelesen zu haben, stimme ich dem obigen Beitrag zu.
UND: ich ergänze um den Umgang mit Menschen, die irgendwie anders sind; die, die in unserem System ähnlich lästig scheinen wie eben alternde Menschen – nur dass diese „irgendwie andren Menschen“ lebenslang „nerven“. Ich kann mich für meinen Zynismus nur entschuldigen, aber was ich da schon miterlebt habe, kann ich letztlich kaum in Worte fassen, so anmaßend ist da der Umgang oft…
Danke für deinen Einblick…
K.
OFF TOPIC: Kennt noch jemand einen gültigen Pauls Choice Coupon? 😉
Liebe Fiona,
ich kann Dir gerne meinen persönlichen Code – nur einmal einzulösen – direkt bei Paula über 20% geben. Wenn Du nicht sogar bessere Rabatte über Flaconi bekommst. Falls Interesse, könnte vielleicht der KK meine Mail Dir geben?
@lieber KK – hast Du überhaupt meine Mail von letztem Mittwoch erhalten? Oder die mit dem Fotos? Danke.
Liebe Ombia,
ich habe deine Bilder nirgends finden können. Vielleicht magst du sie mir für die kommende Woche (morgen ist wieder freies Thema) nochmals zuschicken, denn da kommt noch ordentlich was zusammen.
Wenn Fiona möchte, stelle ich den Kontakt her.
Liebe Grüße!
KK
Habe es soeben nochmals abgeschickt.
Lieben Dank! Alles gut angekommen. 🙂
Erstmal: tut mir leid, dass das für Euch eher blöd gelaufen ist. Aus meiner langjährigen Erfahrung als Patientin (bin seit meiner Kindheit chronisch krank und habe insgesamt mehr als ein Jahr in verschiedenen Spitälern verbracht) muss ich aber sagen, dass mich das nun wirklich nicht schockt, es läuft oft noch viel viel schlimmer…
Fang lieber schon mal an zu beten, dass Deine Mutter nie stationär ins Krankenhaus muss! Was ich da alles schon erlebt habe!
War z.B. erst im Sommer 5 Tage wegen einer OP im Spital und jeden einzelnen Tag musste ich die Medikamente reklamieren, weil sie nicht gestimmt haben (zu viel, zu wenig, falsche Dosierung etc.) – jetzt weiß ich genau, wie meine Medikamente aussehen (auch die Generika), aber damit bin ich die Ausnahme, die meisten vertrauen (eigentlich zu recht) darauf, dass sie die richtigen Tabletten bekommen.
Im OP-Vorraum war plötzlich den OP-Revers unauffindbar…
Auf dem Klo „vergessene“ Patienten habe ich zu oft erlebt…
Privatsphäre und Datenschutz im Krankenhaus kann man völlig vergessen. Ich bin mal aus einem KH rausgeflogen, weil ich mich geweigert habe sehr intime Dinge während der allgemeinen Visite (im 6-Bett-Zimmer und mit einem ganzen Rudel Ärzte und Studenten) zu besprechen und auf einem Gespräch mit dem behandelnden Arzt bestanden habe.
Und und und… andererseits: die Abteilung, wo ich jetzt war, besteht aus 3 Stationen in verschiedenen Gebäuden bzw. Gebäudeteilen. Als ich vor 9 Jahren das letzte Mal dort war, hatten in der Nacht auf jeder der Stationen 2 Krankenpfleger + 1 Pflegehelfer oder Lernschwester Dienst (in Ausnahmen 1 Schwester + 2 Helfer/Lernschwestern). Diesmal: 1 (!) ausgebildete Schwester für alle 3 Stationen zusammen (quasi als Aufsicht), dazu auf jeder Station 2 Schüler oder 1 Schüler + 1 Pflegehelfer). Und das, obwohl es mittlerweile auf jeder Station 6-8 zusätzliche Betten gibt. Diensthabenden Arzt in der Nacht gibt es gar keinen mehr, die Station (ist eine internistische) wird jetzt von der Notaufnahme mitbetreut – wo ja jeder weiß, dass die Ärzte dort die ganze Nacht nichts zu tun haben… ja, genau. Unter diesen Umständen kann man irgendwie auch nichts besseres erwarten, oder? Das ist jetzt ein Beispiel aus Österreich, aber in Deutschland ist es ja genau so.
Die andere Seite kenne ich auch (meine Mama ist Ordinationshilfe seit fast 40 Jahren bei diversen Ärzten).
Z.B. die Terminvergabe: alle Patienten auf einmal zu bestellen, ist natürlich nicht in Ordnung, aber alle Ärzte, die ich kenne, vergeben Termine doppelt oder dreifach. Und warum? Ca. 30 bis 40 % aller Termine (!) werden einfach ohne Absage nicht eingehalten! Bei den ohnehin schon geringen Vergütungen, würde sich eine Praxis so einfach nicht tragen… klar, man könnte ein Ausfallshonorar verlangen, aber de factor lohnt sich der Aufwand dafür nicht, wenn man dem dann ewig nachrennen muss (und oft nix bei raus kommt).
Ein eigener Raum als Anmeldung ist oft baulich nicht machbar und vor allem sollte die Assistentin den Eingang im Blick haben, damit nicht jeder nach Belieben aus und ein gehen kann. Auch extra Räume für jede winzige Untersuchung lohnen sich schlichtweg nicht.
Meine Mutter ist derzeit bei einer Allgemeinmedizinerin, die bekommt für einen Patienten ca 35 € pro Quartal, auch wenn der jeden Tag kommt. Eine solche Ordination trägt sich nur über Masse, anders geht es nicht. Meine Mutter und ihre Chefin sind nach 6 Stunden ohne Pause, in denen sie 140 Patienten durchgeschleust haben (natürlich muss nicht jeder zur Ärztin, viele holen nur Rezepte oder dergleichen, aber trotzdem), manchmal auch einfach fix und fertig, da kann es dann auch schon mal etwas an Empathie und Geduld (die man beiden sonst wahrlich nicht absprechen kann) mangeln…
Jeder Arzt, gerade einer, der auch operiert, bewegt sich zudem beständig im Spannungsfeld zwischen gründlicher Aufklärung und dem Patienten keine unnötige Angst machen. Stellt er z.B. eine OP als zu harmlos dar und es geht dann doch was schief, steht er mit einem Bein im Knast. Und teuer wird es auf jeden Fall, falls es zu einem Zivil- oder gar Strafprozess kommt, unabhängig davon, wie das Ergebnis ist. Abgesehen davon wurden diese Standard-Aufklärungsbögen auch nicht von Ärzten verfasst, sondern von Juristen.
Und schlussendlich ist es auch so, dass es wie überall auch unter allen Arten von medizinischem Personal gute und schlechte, empathische und empathielose, freundliche und unfreundliche, korrekte und schlampige, … gibt. Leider.
Zum Schluss noch ein kleiner Tipp: wenn deine Mutter schlecht hört, geh mit ihr mal unverbindlich zu einem Hörgeräte-Akustiker und lass einen Hörtest machen. Viele Leute wehren sich gegen Hörgeräte – ist noch nicht so akzeptiert wie Brille. Ich hab mich auch ewig gewehrt, aber ich kann nur sagen, es ist ein ganz neues Lebensgefühl! Und schlecht hören ist auch ein großer Risikofaktor für Demenz!
Vor der Wende gab es 16.000 Medizinstudienplätze, danach 10.000…..Einfach mehr Studienplätze schaffen, den unsäglichen Numerus Clausus abschaffen und wieso müssen Krankenhäuser rentabel sein ?? Ich wünsche mir das bei jedem Beitrag Herr Spahn ins CC gesetzt würde, das müßte er tonnenweise täglich bekommen, nur so geht es. Und wenn Oma in Heim oder Krankenhaus schlecht behandelt wird, rennt man mal dem Bügermeister die Bude ein. Leider, und das ist ein dickes leider, sind die Deutschen sehr schwerfällig bei sowas, können nur feige und anonym im Netz hetzen. In Frankreich gehen die Gelbwesten auf die Strasse, hier undenkbar.
Bitte diese Beiträge generell an die Ärtztekammer, Krankenkassen, Herrn Spahn und die zuständigen Bürgermeister versenden, die müssen das tonnenweise bekommen.
Nachdem ich wegen schlechter Bezahlung aus der Kosmetikbranche ausgeschieden bin- die Branche macht Milliardengewinne- aber die die das an den Mann (Frau) bringen verdienen nichts, bin ich in der Steuer und Finanzwelt unterwegs und ich habe noch niemals eine Steuererklärung von einem armen Arzt gesehen. Die sollen auch ruhig gut verdienen, haben ja auch studiert, da hängt ja auch eventuell ein Leben dran, aber bitte sofort aufhören zu jammern
und die Patienten ordentlich behandeln. Ich sage denen immer kackfrech “ wenn Sie keine Kassenpatienten behandeln wollen, dann geben Sie doch bitte Ihre Zulassung zurück“. Wenn das Einkommen so schlecht wäre, würden sie ja keine annehmen und sich alle auf die Privatpatienten stürzen. Die Zweiklassenmedizin gehört auch abgeschafft. Krank ist krank, statistisch lebt ein reicher Mensch, der sich alle medizinischen Leistungen kaufen kann,deutlich länger. Danke Frau Merkel.
Das mit dem Hörgerät kann ich nur unterstreichen. Ich arbeite bei einem Hörgerätehersteller. Für 10 EUR Zuzahlung bekommt man in Deutschland ein sehr gutes Kassengerät, das zwar nicht so winzig ist wie die teureren und nicht so viel Schnickschnack hat, aber sehr solide die Sprachverständlichkeit verbessert. Die Branche ist extrem kulant, man kann verschiedene Geräte völlig kostenlos testen und auch nach längerer Tragezeit kostenlos wieder zurückgeben, falls man wirklich nicht zurechtkommen sollte. In der Regel sind die Akustiker im Umgang mit Älteren sehr gut geschult (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel und Fachgeschäfte sind ruhiger und man kann sich mehr Zeit nehmen als bei den Ketten). Man muß sich natürlich ein bisschen Zeit nehmen für die Anpassung, da sind mehrere Besuche beim Akustiker unumgänglich. Es gibt allerdings mittlerweile bereits Fernanpassung über’s Handy (aber noch nicht für Kassengeräte).
Leider ist es so, daß viele Leute zu lange warten und dann tun sich die älteren Leute natürlich sehr schwer. Man verlernt das Hören und muß es sich mühsam wieder aneignen, wenn ein bestimmter Punkt überschritten ist. Es gibt auch viele Fälle, wo das Wiedererlernen leider nicht funktioniert.
Ich finde es toll, daß hier mehrere schreiben, daß sie Hörgeräte tragen und so positive Erfahrungen damit haben. Klar, daß niemand ein medizinisches Hilfsgerät möchte. Der Unterschied in der Lebensqualität ist wirklich enorm und was oben geschrieben wurde zum Thema Demenz habe ich auch schon gelesen (ich bin kein Audiologe). Ich kann nur raten, das Thema Hörgerät auch mal anzugehen. Es kostet etwas Überwindung und Aufwand und anfangs auch Diskomfort, die Anpassung wird anfangs unangenehm sein in dem Alter, aber es wird sich lohnen.
Alles Gute für Deine Mutter und ihre Augen-OP,
Tabea
von wegen super Notendurchschnitt und so wir haben ja zu wenig deutsche Ärzte v. a in den Krankenhäusern, bei den niedergelassenen ist es noch nicht so stark und ,deswegen’ sinkt in Deutschland gerade der Abidurchschnitt! In Bayern hat fast 1/3 aller Abiturienten eine 1 vor dem Komma (die sind doch nicht soo viel besser wie wir früher 😂 ) In Thüringen war es noch krasser.
Lieber Konsumkaiser, ich lese Deine Beiträge nicht täglich, aber immer an freien Tagen. Daher kommt mein Kommentar später.
Ich wünsche Deiner Mutter und Dir beim Begleiten alles, alles Gute.
Da ich im ersten erlernten Beruf Krankenschwester bin, selbst verschiedentlich im Krankenhaus war und meine Mutter in ihren letzten Lebensjahren intensiv unterstützt habe, kann ich die hier geschilderten, unguten Erfahrungen nur bestätigen. Vieles hat, so glaube ich, in der Tat mit einer 2-Klassen-Behandlung zu tun. Ich selbst bin kassenversichert, meine Mutter war privat versichert. Da hatte ich die Vergleichsmöglichkeiten live!
So war z.B. nach der Kassenreform nur noch von „notwendigen Leistungen“ die Rede. Ich glaube wirklich, dass man bei stationären Aufenthalten eigentlich immer noch eine Privatperson dabei haben sollte – weil man die wenigen Pflegeleute kaum zu sehen bekommt…Übertragen auf die Situation älterer und alter Menschen in Krankenhäusern bedeutet das, dass Kapazitäten für „zeitliche Mehrbedarfe“ nicht mehr im Preis mit drin sind. Und was die erschütternde „dünne Suppe“ an vermeintlich freundlichen, menschenwürdigen Umgangsformen betrifft – niemand ist davor gefeit.
Was aber immer noch bleibt und immer möglich ist, das ist die Bewertung der eigenen Erfahrung und Umschauen nach anderen Erfahrungen. Es ist doch völlig legitim, nach einem Erlebnis, wie Deine Mutter und Du es hattet, noch eine andere Praxis oder eine Klinik aufzusuchen. So lange, bis Deine Mutter mit gutem Gefühl wieder geht. Eine OP ist kein Spaziergang, da darf man sich doch wünschen, dass man auch Bedingungen vorfindet, um Vertrauen zu entwickeln. Das konnte meine Mutter übrigens richtig gut: „Nein, die waren mir alle zu unfreundlich, da geh ich nicht wieder hin!“
Wir werden die Empathielosen, Unfreundlichen, Zickigen und Arroganten nicht ändern können. Aber wir können nach den Brauchbaren so lange suchen bis wir sie gefunden haben, denn dann können wir uns besser einlassen – weil wir neben der Einsicht in eine notwendige Behandlung mit unseren Bedürfnissen stimmig sind.
Und es gibt sie, die Brauchbaren und Vertrauenswürdigen!
Ich wünsche Dir und Deinen Leuten ein schönes WE!
Nicht nur in Deutschland. In den meisten japanischen Kliniken gibt es null Privatsphäre, da wird im Warteraum alles besprochen (FRAU O MIT DER ENDOMETRIOSE BITTE!!!) und oft ist das medizinische Personal total unfreundlich. Ich wurde schon von einem Arzt angefahren, weil ich länger nicht da war (ich hatte im Heimatbesuch meinen deutschen Arzt besucht), beim Hautarzt angeraunzt, weil meine Haut so dünn sei (freu dich doch, dass du an mir Geld verdienen kannst), und beim Orthopäden als einzige Patientin unter 80 noch nicht mal untersucht, bevor man mir sagte, ich solle halt alles lassen, was meinen Fuß zum Schmerzen bringt (laufen??). Fragen werden nicht gerne gehört, Widerspruch erst recht nicht.
Also….ich hatte schon mit Anfang 50 Grauen Star. In der entsprechenden Praxis herrschte auch Almauftrieb, aber die Mitarbeiter hatten alles im Griff. Beim Anästhesie Vorgespräch war ich furchtbar nervös, und der Anästhesist hat mich sehr liebevoll getröstet 😀 es war dann auch alles gar nicht schlimm, obwohl ich nur Kassenpatient bin. Falls du einen Tipp für Deine Mutter brauchst. Allerdings sehe ich bei meiner Mutter, die privat versichert ist, den krassen Unterschied bei vielen Behandlungen.