LIFESTYLE: EUROVISION SONG CONTEST 2016 * MEINE FAVES UND KLEINE LÄSTEREIEN

Na, schon drauf gewartet? Meine ESC Voraussagen sind in diesem Jahr eher schwammig, denn das Teilnehmerfeld liegt ziemlich eng beisammen, und auch wieder nicht. Es gibt viel Unterschiedliches, kaum Trickkleider und so gut wie keine melkenden Bäuerinnen und klagenden russischen Omis. Alles ist diesmal sehr auf den musikalischen Vortrag bedacht, bis auf Russland. Die führen ein streberhaftes Videogame auf der Bühne auf…ach, und gesungen wird auch, nicht schlecht sogar. Meine Favoriten erzähle ich euch hier (und es wird auch ein bisschen gelästert)…

 

Deutschland, Jamie Lee, ist goldig, putzig und das Lied hat auch was. Aber erst nachdem man es 20 Mal gehört hat. Und das haben die Verantwortlichen wohl immer noch nicht gerafft: Der Song muss innerhalb von 30 Sekunden „zünden“, denn die meisten Fernsehzuschauer (Wähler) hören den Song doch zum allerersten Mal. Und da ist die „kleene“ Jamie Lee nun mal keine Rampensau wie Lena M.L.

Ich tippe mal auf 10 bis 20 Gnadenpunkte, weil das Manga-Kostüm so verwirrend-niedlich ist.

Gehe ich gleich weiter zu meiner Favoritin: Die Österreicherin! Die zuckersüße ZOË singt auf Französisch (klar, was sonst, im momentan auch etwas rechtsruckigen Österreich, grins?). Und sie bedient mit ihrem extrem harmlosen aber trotzdem treffenden Song unseren momentanen Zeitgeist: In Zeiten, wo wir uns (mal wieder) orientierungslos, als Volk missverstanden fühlen und wir Angst um Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit haben müssen, entfliehen wir doch nur zu gerne mal in ein „weit entferntes Land von hier, paradiesisch und mit Gesang überall“.

Die Songs mit anspruchsvollen Inhalten sind natürlich auch wichtig („Liebe darf nicht verboten werden“, Krim Kriese, Depressionen), aber wir sind an einem Punkt angekommen, an dem unsere täglichen Sorgen nach Ablenkung schreien. Der Rhythmus stampft munter und fluffig immer vorwärts, und sie lächelt ins Publikum, als würde sie Sachertorte mit extra Honig und Sahne druff verkaufen, herrlich! Frankreich dürfte jedenfalls ob dieser süßen „Marianne-Kopie“ ordentlich eifersüchtig sein. Leider wird das wohl mit dem Sieg nichts, denn die Interpretin ist ein bisschen steif auf der Bühne (Choreo = Stehen und vorwärts schlendern auf einem gepflasterten Gartenweg, hmm…), und sammelt nicht innerhalb von 3 Minuten genügend Herzen ein. Man hätte sie etwas „freier“ lassen sollen, denn sie wirkt auf Anhieb herzlich und sympathisch.

 

Der metrosexuelle Russe Sergej Lazarew wird als diesjähriger Favorit gehandelt. Doch ehrlich? Das wirkt so bemüht und ebenfalls leicht steif, weil der Sänger von einer Position zur nächsten hetzt, um seiner Holo-Choreographie gerecht zu werden. Und dann hängt er plötzlich 3 Meter hoch über der Bühne, und du merkst, so richtig wohl fühlt er sich nicht dabei. Und wenn man sowas bemerkt, ists schon vorbei mit dem magischen Band zwischen Sänger und Publikum (Zumal der Ärmste auch schon einmal bei den Proben abgestürzt ist, und jetzt wohl erst recht leicht schielend in diese Performance geht). Sollte Russland gewinnen, stehen die Chancen gut, dass im nächsten Jahr entweder Putin rosarot anlaufen und platzen  wird, wenn er sich das anwesende Publikum anschaut, oder der Wettbewerb mangels Teilnehmer und Zuschauer ausfällt. 80% des Saalpublikums würde ja wohl nicht einreisen dürfen….Windschiefes Lieblingszitat aus dem Song: „Thunder and lightning, it´s getting exciting“!

Den französischen Beitrag mag ich auch, er hat so ein „Mitpfeiff-Potential“. Und Amir kommt auch offen und herzlich rüber. Das ist in diesem Jahr nicht selbstverständlich. Viele Beiträge der weiblichen Teilnehmerinnen wirken unterkühlt bis zippig-streng. Wäre ein Seerosenteich in der Nähe, ich sähe schon die eine oder andere darin keifend um sich schlagen, und einigen Konkurrentinnen die Perücke vom Haupt rupfen.

Belgien überrascht mit einer aufgekratzten und aufgepudelten (Locken, überall Locken!!) jungen Soap-Darstellerin und Sängerin, die einen recht einfachen Discoknaller so gut aufführt, dass einem schwindelig wird. Die ganze Entourage flippt wie wild von Bühnenteil zu Bühnenteil. Ins Publikum hinein wird so viel Energie gestrahlt, die Handys der Zuschauer müssen wohl die nächsten zwei Tage nicht mehr an die Ladestation. Sehr mitreissend, I like!

Dann gibt es natürlich die immer gleichen Balladen vom Balkan und einigen depressiven Oststaaten. Fad wie weich gekochte Spaghetti. Irre Trommelmönche fehlen ebenso wenig wie aufgebretzelte Damen, denen man, Schreck lass nach, eine Ähnlichkeit mit der kaum überschaubaren Kardashian-Brut nicht absprechen kann. Die Kroatin Nina Kraljic kommt dann wenigstens doch noch im Trickkleid! Zuerst sieht es aus wie zwei zusammengestürzte Iglus mit aufgedrucktem Kontrastmittel-Röntgenbild ihrer Herzkranzgefäße, dann ein Ruck und sie steht da im futuristischen silber-weißen Fetzen. Auch gut.

Das „gute alte Australien“ ist mit Dami Im ebenfalls wieder dabei, und ich mag den Song, aber die Sängerin kommt eher nicht aus dem Quark. Mr. Spock hätte Gefallen gefunden an ihrem ausdruckslos-kühlen Gesichtsausdruck. Na, nicht so ganz, eine Augenbraue kann sie ganz schön hoch ziehen.

Holland finde ich auch super! Total entspannt, aber sehr gute und aufs Publikum überspringende Laune auf der Bühne. „Douwe Bob“ machen doch allen Ernstes eine 10 Sekunden Pause mitten im Song. Die meinen es ernst mit „Slow Down!“, wirklich nett ausgedacht. Das dürfte auch weit kommen, so ein bisschen Country schadet in diesem Wettbewerb nie, und im letzten Jahr hat es ja auch schon bei den „Common Linnets“ hervorragend funktioniert. Nashville, zieh dich warm an, jetzt kommt Holland!

Israel schickt ja öfter gerne mal Extreme. Neben Transen (Oh sorry, Gender-ungebundenen Menschen) und partywütigen Dauerarmhochreißern mit Babyspeck, oder politisch-offensiven Tränendrüsendrückern, gibt es diesmal nen Mann mit mehr Kajal als Morticia Adams (die aus der Adams Family) und Kostümen, die der Roncalli Zirkus vor 20 Jahren auf einem Gastspiel in Tel Aviv verloren haben muss. Kann man mögen, muss man aber nicht.

Was soll ich sagen, ein sehr lustig-buntes Häufchen. Und wer mal wieder über die Qualität des „Wettbewerbs“ meckert, sollte sich doch noch einmal vor Augen führen, dass es sich hier um eine waschechte Unterhaltungsshow handelt. Warum nur so viele Leute den ESC so ernst nehmen? Na gut, die können aber wohl auch nicht über sich selbst lachen. Dann ist man auch sicher besser aufgehoben beim Zwiebelschneiden mit Gesang: „Sing meinen Song“. Die immer gleichen Pro 7 Schergen singen sich gegenseitig ins pseudo-rührselige Wachkoma.

Ich mach mir jetzt mal nen Kaffee! 🙂

 

 

 

(Foto: ARD   Keinerlei Sponsoring)

 

 


4 Gedanken zu “LIFESTYLE: EUROVISION SONG CONTEST 2016 * MEINE FAVES UND KLEINE LÄSTEREIEN

  1. Klasse!! Ich glaube, ich muss das heute Abend gucken. Und das Zoe Lied geht sofort ins Ohr, träller….
    Danke für die amüsante Zusammenfassung.

  2. Hihihi! Musste laut lachen. Andere Schreiberlinge bekommen für solche Glossen Geld. Du machst das eben mal nebenbei. Gut getroffen und höchst amüsant, wie immer hier.
    Bitte weiter so! Sandrine

  3. Na prima – Du hast schon vorher gewusst, dass unser Kostüm keiner versteht. Der letzte Platz ist ja echt schon peinlich. Ich habe übrigens ganze 2 x gevotet, immer für die Nachbarn. Einmal für Frankreich, einmal für Österreich. Und jetzt gehe ich ins Bett. Gute Nacht, Bärbel

  4. Man muss hier leider dagen: De machte den gerechtfertigten letzten Platz. Das Lied war ja ganz gut, aber wenn man Asien so versteht dann können die meisten sowieso nichts damit anfangen und Asienkenner schütteln nur den Kopf! Die Australierin fand ich leider auch nicht so überzeugend. Das Make-Up war schon der Horror …

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.