SKINCARE: WIE STEHE ICH EIGENTLICH ZU „CLEAN BEAUTY“?

„Clean Beauty“ bezeichnet den schon etwas andauernden Trend hin zu „sauberer“ (es ist eher sauber formulierter) Kosmetik, die gut für die Haut, gut für die Umwelt, gut für was auch immer sein soll, da sie bewusst auf Dinge verzichtet und/oder enthält. Klingt gut, aber…

 

 

…ja, aber leider ist der Trend dann doch nur von sämtlichen Kosmetikfirmen und Retailern hochgekocht worden, um daraus eine ziemlich undurchsichtige Marketingsuppe zu kochen, die sich zwar gut anhört, aber nicht viel Substanz zu bieten hat. Zumindest nicht in vielen Fällen. Und man kann dabei von der Tatsache ausgehen, dass je größer und bekannter die Kosmetikfirma/Konzern ist, desto dünner das „cleane“ Süppchen.

Ich möchte darauf hinweisen, dass ich in diesem Artikel stark verallgemeinere, und ich nicht jeder einzelnen Firma des Kosmetiksektors gerecht werden kann, aber da es auch genügend Firmen gibt, die ordentlich formulierte Kosmetik herstellen, und diese nicht mit dem mega Scheinwerfer der Firma „Clean Beauty“ anstrahlen, kann man davon ausgehen, dass man sich hier eben doch nur einer momentan angesagten Strömung der Beautyszene anschließt, um daraus mehr oder minder Profit zu schlagen, und nicht (unbedingt) weil es ein Anliegen ist.

Ganz besonders perfide finde ich den (scheinbar) immer noch gut wirkenden Werbe-Hammer, dass Clean Beauty ohne „diese böse Chemie“ auskäme. Cielos. Leute, alles um uns herum ist Chemie, und jedes Pflegeprodukt, egal wie „clean“ es auch sein mag, hat mit Chemie zu tun. Es haben sich auch immer (oh Schreck, auch das noch) Chemiker damit befasst, denn sonst dürfte das Produkt gar nicht auf dem Markt sein, weil es sonst nicht sicher wäre – siehe zB. Konservierung.

Was hier aber in Wirklichkeit mitschwingt, ist die Potenzierung der Ur-Angst gegen „unnatürliche“ Stoffe. Schon immer arbeitete die Kosmetikindustrie mit dem Stilmittel Angst, um ihre Produkte zu bewerben. Und wenn man bestimmte Dinge weglässt, dann wirkt das auf viele Konsumenten mindestens genauso gut, wie bestimmte Inhaltsstoffe, die durchaus enthalten sind.

Das Weglassen bekommt also eine ähnlich hohe (bis höhere) Gewichtung, obwohl es ja keinen Mehrwert bringt. Eigentlich durchaus eine marketingtechnische Meisterleistung.

Nicht falsch verstehen: Jede und jeder soll selbst entscheiden können, was in der Kosmetik drin steckt, die sie oder er gerne mag. Da bin ich strikt gegen eine Dämonisierung von Inhaltsstoffen. Schließlich ist Haut so enorm unterschiedlich, dass es eben auch viele Missverständnisse in der Hautpflegegeschichte gibt.

Wenn jedoch Inhaltsstoffe erst madig gemacht werden, um sie dann hinterher plakativ nicht zu einem Produkt hinzuzufügen (obwohl das Produkt all diese Stoffe womöglich auch gar nicht braucht – siehe Katjes ohne Fett), dann ist das in meinen Augen bewusste Irreführung.

Ähnlich funktioniert ja übrigens auch Naturkosmetik (natürlich auch nicht immer genau so!). Indem man glaubt mit natürlichen Zutaten zu pflegen, tut man sich also etwas Gutes (Besseres) auf die Haut. Nur bedeutet „natürlich“ natürlich nicht harmlos!

Allein in einem Durchschnittsgarten wachsen so viele natürliche Substanzen, die unsere Gesichtshaut problemlos zum Explodieren bringen könnte, um mal bei den plakativen Vergleichen zu bleiben. Und selbst Wasser – eine…ohhh…chemische Verbindung – kann uns umbringen, wenn die Dosis das Gift macht.

 

Wenn ich also heute noch eine Kosmetikmarke sehe, die mit dem Slogan „Clean Beauty“ wirbt, dann werde ich mehr als misstrauisch, denn ich weiß, dass es eine Luftnummer ist, und was noch schlimmer wiegt: Wer heute noch auf diesen Zug aufspringt, hat wohl so ziemlich alles verschlafen. Und dann schließ mal mit diesem Wissen auf die Rezepturen ihrer Produkte…

„Schlaue Konsumenten“ statt „Clean Beauty“ wäre die richtigere Alternative.

 

 

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(Fotos: KK, Screenshot Douglas, keinerlei Sponsoring)

 


5 Gedanken zu “SKINCARE: WIE STEHE ICH EIGENTLICH ZU „CLEAN BEAUTY“?

  1. Guten Morgen,
    „wer heute noch auf diesen Zug aufspringt, hat wohl so ziemlich alles verschlafen…..“ Super !!!
    Einfach mal in der Schule aufpassen, das ganze Leben ist Chemie. Es ist schon fast mein Hobby, bei QVC zu plärren, das Clean Beauty kein geschütztes Siegel ist. Noch nicht mal das wissen Hanni und Nanni, die bei gefühlt jedem Tagesangebot sofort fragen ob da Silikone oder Parabene drin sind. Neulich kamen zur Aufzählung von dem ganzen giftigen Mist noch „Stative“ hinzu. Da musste ich einfach mal voll blöd was raushauen. Das QVC Clean Beauty Siegel wird halt von QVC vergeben, nachdem die Hersteller brav einen Fragebogen ausgefüllt haben. Ist doch mal ne vertrauenswürdige Maßnahme. Auf meine Anfrage zählt aber Parfüm, Alkohol den., extra d. Duftstoffe und Phenoxyethanol nicht dazu. Mindestens 50% meiner sauber formulierten Kommentare und Anfragen werden sofort gelöscht, aber einige kommen durch. Bei Tagesangeboten haben das Hanni uns Nanni aber gar nicht gerne. Dann kommen 500 Daumen runter und man will halt nur die Marke schlechtreden. Das so viel Dummheit noch erlaubt ist, glaubt man nicht. Spaß beiseite, in der letzten Apotheken Umschau stand das e.d. Duftstoffe , selbige sind ja auch massenhaft in Putzmitteln, Mikroorganismen im Wasser töten. Das wusste ich nicht und frage mich, wieso das noch erlaubt ist. Irgendwo kann man sich eine Liste von unbedenlichen Putzmitteln besorgen. Das werde ich tatsächlich machen.
    Clean Beauty macht halt ein gutes Gewissen und man kann trotzdem 15 mal im Jahr nach Malle fliegen und Fleisch aus mieser Haltung essen. Dafür cremt man sich sauber ein.
    Allen einen schönen 1. Mai!

  2. Caroline Hirons hat in ihrem, jetzt auf deutsch erschienen Buch dem Thema ein ganzes Kapitel gewidmet: Die schmutzige Seite von „clean“

  3. „Schlaue Konsumenten“ wünsche ich mir auch jedes Mal wenn ich den Humbug von Naturkosmetik auf/in den Facebookseiten, -gruppen, -foren lese. „ich bekomme meine Hautprobleme nicht in den Griff…“ klagen da massenhaft Damen, die sich gleichzeitig Naturkosmetik en masse ins face cremen, viel Alkohol, viel Duftstoffe, potentiell reizende ätherische Öle, gerade das Teebaumöl am besten noch pur direkt, mir tut die Haut schon weh beim nur lesen. Sie sind aber auch beratungsresistent bis zum Abwinken, nicht darf Chemie sein, seilst auf den klaren Hinweis das alles, was da in ihren NK-Sachen drin steckt auch nur Chemie ist, wird abgeschmettert. Sollen sie sich weiter mit Rosazea, Akne und weiterem rum schlagen, ich gebs da echt auf

    1. … *nichts darf Chemie sein und … *selbst auf den klaren Hinweis. Die Finger machen was sie wollen auf den Tasten

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