Der KK Blog kümmert sich seit nun beinahe 11 Jahren um Hautpflegethemen – und einiges mehr. In dieser Zeit gab es viele Trends, viele Produkte, die ausprobiert wurden, viel Licht, aber auch Schatten. Mein persönliches (Zwischen-)Fazit möchte ich heute einmal ziehen.

Die Evolution der Masken 😉
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Ich sag es einmal frei heraus: Die Ikone sämtlicher Hautpflegebloggerinnen und Hautpflegeblogger weltweit, Paula Begoun, lag falsch. Nein, mit dem Wissen einer Hautpflegebibel allein kann man nicht zum Kosmetikgeschäft seiner Wahl gehen und sich blind DAS perfekte Hautpflegeprodukt kaufen, das alle Hautprobleme in kürzester Zeit beseitigen wird.
So sehr mich das Wissen über gewisse Inhaltsstoffe in Kosmetik auch bereichert hat, so hat es mich auch ernüchtert und ent-zaubert. Hat man sich erst einmal in die ominösen INCI-Listen eingelesen, stellt man nämlich fest, wie langweilig die Kosmetikszene eigentlich zu sein scheint. Irgendwie kochen alle nur buchstäblich mit Wasser, und die Rezepturen ähneln sich erschreckend oft, wie man derzeit am Beispiel Niacinamid, das pestartig in sämtlichen Produkten auftaucht und unvermeidlich erscheint, sehen kann.
Hat man allerdings die vermeintlich „perfekte Rezeptur“ für sich (auf dem Datenblatt) gefunden, ist man in Wirklichkeit noch kaum einen Schritt weiter gekommen. Was toll klingt, muss auf meiner Haut noch lange keine Wunder vollbringen. Nicht einmal verträglich muss es sein. Klar, die Chance für gute Verträglichkeit ist größer, wenn ich von vornherein Inhaltsstoffe identifizieren , und sie dann ausschließen kann. Doch eine Garantie gibt es nicht.
Wie viele vermeintlich tolle Produkte hatte ich schon auf dem Tisch liegen, die sich hinterher als Witz im Tiegel entpuppten. Es gab fiese Rötungen, Unverträglichkeiten, Jucken, Brennen, tränende Augen, sowie größere Löcher im Portemonnaie. Von fehlenden Aha-Effekten und jeglicher Verweigerung irgendeiner sichtbaren Wirkung auf die Haut mal ganz zu schweigen.
Aussagen wie „man braucht keine Augencreme“ waren ebenfalls viel zu pauschal, und schaut man sich das genauer an, war Paula eigentlich eine Person, die daraus Geld gemacht hat, dass sie den Leuten billige Schwarz-Weiß-Lösungen zum Fraße vorgeworfen hatte. Nur so einfach ist das eben nicht, und all die Bewertungen ihrer Platform, auf der sie jahrelang als die selbsternannte „Kosmetik-Polizistin“ tausende Produkte vom Datenblatt in gut und böse (und manchmal tatsächlich auch „geht so“) eingeteilt hatte, sind ebenfalls schon lange aus dem Internet verschwunden.
Zu groß der Schaden, den diese als objektiv getarnten Bewertungen verursacht haben, zu groß die Enttäuschung, dass selbst 5 Sterne bewertete Produkte ein riesiger Mist sein konnten, den unsere Haut partout nicht leiden konnte.
Trotzdem haben viele, viele Menschen (auch ich zu dieser Zeit), diese Erkenntnisse viel zu wichtig genommen, alles verteufelt, was dem von Paula propagiertem Ideal nicht entsprach, und sich die Lust (also DAS was man als Kosmetikprodukte-Fan nicht objektiv beschreiben kann) aus diesem Thema streichen lassen.
Ja, nach 11 Jahren Hautpflegeblog lese ich immer noch INCI-Listen, aber ich habe zu jedem Inhaltsstoff nicht die EINE Wirkung im Kopf, sondern weiß mittlerweile, dass viele Wirkstoffe so allerlei Merkmale besitzen, warum sie in einem Produkt eingesetzt werden, und es ist nicht immer das offensichtlichste. Koffein zum Beispiel soll angeblich die Haut „aufwecken“, ihr einen „Aufwach-Kick“ geben, daher auch gerne in Augenpflegeprodukten zugegeben. Ist aber nicht ganz so, wie wir uns das erhoffen, es ist also keine Tasse Kaffee für die Haut. Trotzdem ist Koffein ein gutes Antioxidans, und es macht in dieser Hinsicht Sinn es in Hautpflege einzusetzen, wenn man es denn drin haben möchte, neben all den vielen weiteren Möglichkeiten.
Es ist gut, wenn man so manch offensichtlichen Dinge beherzigt, wie zum Beispiel Duftstoffe zu minimieren. So wenig wie möglich, aber nicht dabei vergessen, dass der Wohlfühlfaktor auch eine große Rolle spielt. Clinique hat zum Beispiel seit Anbeginn damit zu kämpfen, dass die Konsumenten der Firma vorwerfen, ihre Produkte riechen so „streng klinisch“. Äh ja…genau. Das ist eben der Eigengeruch der Rezeptur, man muss damit leben, oder eben nicht. Wir haben die Wahl, und wir entscheiden nach UNSEREN Kriterien, denn WIR sollen das Produkt ja auch regelmäßig und gerne anwenden.
Ich mag auch weiterhin Erfahrungsberichte zu einzelnen Produkten. Wenn man mehrere zu lesen bekommt, kann man sich dann eben doch ein gewisses Bild machen, mit sich und seinem Hautzustand vergleichen, Schlüsse ziehen, dann kaufen – oder eben nicht.
Und dann kommt der wichtigste Teil: Zeit lassen! Hautpflege, die man von der ersten Sekunde nicht mag, wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch nach mehreren Monaten nicht mehr zum Lieblingsprodukt. Der Rest braucht Zeit, denn erste Effekte sieht man meist nicht nach wenigen Tagen. Ausnahmen kann es zum Beispiel bei Peelings geben (Aha-Effekt bei AHA Produkten, haha), oder bei entsprechenden Effektprodukten, die es nur darauf anlegen für eine gewisse Zeit eine optische Hautverbesserung zu erbringen.
Leider hat sich die anfangs geschilderte INCI-Hysterie ja nun zu Instagram und TikTok verlagert, und mir tun die Leute immer leid, die die selbsternannten INCI-Gurus dort um Erleuchtung anflehen, obwohl die Sache dann ja doch ganz einfach ist. Ein bisschen schlau machen, etwas lesen, und dann selbst AUSPROBIEREN!
Keine Panik, irgendwann setzt die nötige Gelassenheit dazu ein. Dann weiß man auch, ob man Team „teures Zeug“ oder „billiger Kram“ ist. 😉
Wer mit seiner Haut und/oder seinem Hautzustand allerdings hadert und/oder schwerwiegende Probleme hat, wie es zB. bei Akne sein kann, ist bei der üblichen Hautpflege (erst einmal) falsch. Da müssen Profis ran und nicht irgendwelche Internetweisheiten. Und das wird schwierig, denn leider gibt es auch hier viele Leute, die das Wort „Weiterbildung“ und neuste Erkenntnisse zum letzten Mal 1989 in den Mund genommen haben.
Dann bitte nicht aufgeben und weiter Ausschau halten! Nicht das Heil in den schwarz-weißen Anleitungen im oberflächlichen Social Media Dschungel suchen, und wenn doch, dann immer kritisch hinterfragen. Gerade bei Spezialthemen sind so einige Beiträge der üblichen InfluencerInnen gesponsert. Das merkt man dann, wenn zB. über Produkte berichtet wird, die eigentlich sonst gar nicht so viel Platz auf dem Kanal einnehmen, und plötzlich ist der Lobgesang für ein Anti-Pickel Mittelchen ziemlich penetrant.
Insgesamt habe ich mir die Lust an der Hautpflege zurück erobert. Ich mag wieder die ein oder andere Beduftung in Kosmetik, ich verteufle Ethanol in Kosmetik nicht mehr zu 100% (wenn er zB. eine Sonnencreme erträglich macht), und ich weiß, dass das Datenblatt gar nicht sagen kann, ob ein Produkt toll ist und meiner Haut gut tut, oder nicht. Aber Obacht: Das ist MEIN Weg, ob es auch DEINER ist, kannst nur DU entscheiden. Abgucken bringt DICH nicht weiter, triff deine EIGENEN Entscheidungen! 🙂
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(Fotos: KK Keinerlei Sponsoring)
Ich finde ehrliche Erfahrungsberichte zu Pflegeprodukten immer spannend zu lesen und ich hoffe, Du hörst da lange noch nicht mit auf.
Wenn ich hier lese die XYZ Reinigung brennt furchtbar in den Augen oder eine Creme ist sehr stark beduftet, dann hilft mir dies bei meiner Entscheidung, ob das Produkt was für mich sein könnte oder auch nicht.
Es ist schon davon auszugehen, dass wenn eine Reinigung bei jemandem brennt auch bei mir diese nicht mild reinigend daher kommt.
Am Ende bleibt aber immer das selber testen.
Danke Dir für 11 Jahre bloggen 🎉🥂🍾🥂💐
Dankeschön, nee, ich bleibe dran. Und Danke zurück fürs Lesen und fleissige Kommentieren. Ganz liebe Grüße
KK
Unterschreibe ich zu 100%
Ich habe die Inci Hysterie so satt!
Auf manchen Seiten hat man das Gefühl, ein Schwerverbrechen zu begehen, wenn man ein Produkt mit alcohol oder dergleichen benutzt. Ich blicke sowieso nicht mehr durch, zu viele Marken und Produkte. Deshalb freue ich mich immer hier oder bei Irit grundehrliche Meinungen zu gewissen Produkten zu lesen und dann kann ich ja entscheiden ob ich es möchte oder nicht. Eine gewisse Vorliebe für Wirkstoffe oder Ahnung was man verträgt und was nicht, haben glaube ich, hier die meisten schon.
Liebe Grüße
Natascha
Denke ich auch, und trotzdem lernen wir immer noch dazu, ich kann ja auch so viel von Eurem Wissen profitieren. Und auch wenn man ganz neu hier ist, wird einem in der Gruppe immer toll geholfen.
Viele liebe Grüße
KK
Danke dass es endlich mal jemand schreibt. Die Incihysterie hat mich auch schon lange verrückt gemacht. Aber es war von Paula schon eine geniale Geschäftsidee sich dieses Alleinstellungsmerkmal auszudenken. Damit hat sie gleichzeitig eine Menge Konkurrenz aus dem Feld gekickt. Bei den viel zu vielen Produkten heutzutage ist es allerdings echt nervig geworden die auseinander zu halten. Alle machen das selbe Zeugs, und alle sehen irgendwie auch gleich aus. Ich vermisse die Zeit als man noch Kosmetik von Chanel oder Dior anschmachtete. Oder La Prairie. Heute wissen wir ja, dass das alles nicht so besonders dolle ist.
Danke für den ausgezeichneten Artikel!
Suse
Danke für das Lob, und ja, derzeit finde ich die tausenden neuen Marken und Produkte irgendwie ermüdend. Schade, denn es bringt die Firmen ja auch nicht weiter, wenn sich alles so unendlich weit streut.
Liebe Grüße
KK
Ich stimme voll und ganz zu – jede(r) muss die eigenen Erfahrungen machen. Das bringt mit der Zeit Wissen um die Vorlieben, Toleranzgrenzen und Zickigkeiten der eigenen Haut. Dieser Blog hat mich einen gewaltigen Sprung weitergebracht, das Wissen, die Anregungen und der Spaß am Probieren führen immer mal wieder zu Entdeckungen, auch wenn die Basis längst steht.
Grundsätzlich zahlt sich meiner Überzeugung nach konsequente Pflege auf die Dauer aus, sogar, wenn mal „falsche“ Produkte dabei sind. Auch einfach der Spaß an einem Produkt kann ein Gesicht strahlen lassen, wenn auch vielleicht nur eine Zeit lang 😉.
Heute sehe ich mit Vergnügen, wie meine 15jährige Enkelin sich an das Thema Hautpflege herantastet, natürlich nicht unbeeinflusst von Social Media. Auf Nachfrage gebe ich gern ein paar Tipps, aber sie wird mit der Zeit ihren eigenen Weg finden, da bin ich ganz sicher.
Mir macht das Thema immer noch Spaß und ich hoffe sehr, dass dieser Blog mit unserem Gastgeber und so vielen engagierten Beteiligten bestehen bleibt. Euphorie (wie am Anfang bei PC und TO) muss ja nicht sein, aber es gibt immer wieder Neues zu entdecken!
Herzliche Grüße an alle
Isa
Hach ja, ist ja witzig, wenn man dann als „weise Verwandschaft“ der Jugend auch mal Tipps geben kann. Hehe! 🙂
Viele liebe Grüße
KK
Ich bin einfach nur froh, daß es Deinen Blog gibt und Du so unermüdlich Kosmetik für uns testest.
Deine Meinung dazu ist mir wichtig und das Lesen dieses Blogs eine liebgewonnene Gewohnheit geworden. Was zum Großteil auch an Deinem humorvollen Schreibstil liegt.
Einige Blogposts haben mich auch wirklich vor einem Fehlkauf bewahrt, was mich definitiv Geld und Ärgern gekostet hätte.
Danke, daß es diesen Blog gibt und ich hoffe sehr, daß Du noch lange Deine Energie und Zeit hier investierst.
Liebe Grüße, Claudida
„Ein bisschen schlau machen, etwas lesen, und dann selbst AUSPROBIEREN!“
Genau, deswegen lese ich ja hier bei Dir gerne mit und profitiere auch vom Schwarmwissen aller hier, und davon ausgehend schaut man selbst einmal, was es denn mit dem einen oder anderen Produkt auf sich hat. Erfahrungen mit Produkten sind selbstverständlich subjektiv, aber wenn die x-te Kommentatorin anführt, dass etwas in den Augen brennt oder Pickel macht, lasse ich die Finger davon.
Seit ca. drei Monaten verfolge ich mein eignes Beautykonzept, eng orientiert am Bericht von Carla aus dem vergangenen Herbst, aber doch etwas anders. Das kam gerade goldrichtig, weil ich meine Routine damals etwas langweilig fand, und auch nicht mehr sooo effizient. Was soll ich sagen – mitttlerweile sieht man was. Bin mal gespannt, wie ich vielen Schichten den Sommer über durchhalte.
Schön, dass Du noch lange weitermachen willst!
Hallo, ich bin dankbar für alle Erfahrungswerte, dennoch ist jede Haut anders.
Paula ist für mich die beste Marke bei der Bekämpfung von Pickel. Ich habe noch nichts vergleichbares gefunden. Als Teenie wäre ich froh darüber gewesen.
Danke für den Blog!
Das ist richtig – z.B. 2 % BHA Liquid Exfoliant macht jeden Pickel platt. Geniales Zeug!
Ganz schön attraktiv😉
Ein Post zu deinem Bodyworkout wäre cool!
Und ja – Kosmetik kann echt langweilig sein – besonders wenn man nur mehr in Wirkstoffen denkt und jedem Trend hinterher ist. Es soll schließlich Spaß machen. Außer bei Sonnenschutz – da gibt’s nix zu lachen 😂