LIFESTYLE: TRENDBAROMETER * 03.02.2023 – FRISCH AUS GRAN CANARIA

Viel passiert in der letzten Woche, und ich schreibe darüber. Egal ob toll oder weniger toll, meine Gedanken, meine persönlichen Trends, teile ich mit Euch!

 

Kaum auf der Insel, schon muss man zum Arzt…

Zum Zahnarzt, um genau zu sein. Ich hatte mir beim Biss in ein knackiges Vollkornbrötchen ein Stück eines Schneidezahns abgebrochen. Na toll! Sowas kann man echt gebrauchen.

Aber wozu gibt es das Internet? Im Moment habe ich noch meine deutsche Krankenversicherung, und da denkt man ja, dass innerhalb von Europa alles so läuft wie zuhause.

Weit gefehlt. Ich empfehle dringend zumindest auf Urlaubsreisen eine Reise-Zahnversicherung, die macht viele Dinge einfacher. So muss man sich mit der Erstattung zuhause herumschlagen, und wenn auf der Zahnarztrechnung nicht „Notfall“ steht, vermutet die Krankenkasse, dass man sich einfach mal nur die Zähne im Urlaub schick machen lassen wollte.

Egal, darüber macht man sich ja erstmal keine Sorgen, wenn man beim Blick in den Spiegel nur einen abgebrochenen Stumpen sieht. Umpf!

Doch wozu gibt es Google? Schnell mal die Prozedur abgecheckt, alles kein Problem, durch „Bonding“ wird das abgebrochen Stückchen wieder remodelliert, ausgehärtet und poliert.

Doch wo findet man schnell einen Zahnarzt, der mich versteht (Zahnarzt-Spanisch habe ich nun wirklich noch nicht auf dem Schirm), und der auch noch flugs einen Termin frei hat?

Hach, was soll ich sagen, das Glück war auf meiner Seite: Gleich zwei-drei Häuser weiter ist die Zahnarztpraxis eines deutschen Zahnarztes: „Pertack Dental“ in der Calle Placido Domingo. Ja, besser geht es doch wohl kaum, oder?

Da es Freitagmittag war, hatte ich kaum Hoffnung noch behandelt zu werden, und sah mich schon ein Wochenende lang mit krampfhaft zusammengekniffenen Lippen die üble Lücke verbergen. Aber nix da! Super-freundlich wurde ich empfangen, fachmännisch begutachtet, und dann innerhalb einer halben Stunde perfekt versorgt.

Die wirklich freundliche Zahnarzthelferin übersetzte ständig und perfekt simultan, da der deutsche Zahnarzt krank war, und eine spanische Vertretung übernommen hatte. Besser ging es nicht, und das Endergebnis war wirklich „genial“ (mein neues spanisches Lieblingswort – kann man auch mit „mustergültig“ übersetzen, hehe).

Total froh ging es dann nur noch ans Bezahlen, da dieser Zahnarzt keine vertragliche Bindung an deutsche Krankenkassen hat. Mir schwante bereits Schlimmes, Zahnarztrechnungen sind ja doch gerne üppig, und privat abgerechnet dann nochmals  per Faktor X höher. Aber mit gerade mal 100 Euro war ich dann doch mehr als zufrieden, bei der guten Arbeit. Toll!

 

 

Die spanische Sprache…

Vergesst all die Sprachkurse in den Volkshochschulen und über das Internet, das ist meist (mit Verlaub gesagt) Kinderkacke.

Wohlgesonnene Gesprächspartner sagen niedliche Sätze wie: „Guten Tag der Herr, mein Name ist Müller, und ich freue mich aussergewöhnlich Sie kennenzulernen.“ Dazu dann natürlich eine schön langsame, deutliche und völlig akzentfreie Aussprache. Oxford-Spanisch, wie ich es immer nenne.

So ist das reale Leben nicht!

In Wirklichkeit wird dir der Kopf weggeballert, per Mundwerk. Spanier und Spanierinnen lieben es offensichtlich wirklich schnell zu sprechen. Dann noch unterwegs am Telefon, wenn zB. der Internetdienstleister einen Cita (Termin) zum Schalten des Fiberglas-Internetanschlusses ausmachen möchte. Störgeräusche, schlechte Verbindung, usw. Wer da etwas versteht, und gleichzeitig auch noch rasch parieren kann, der ist dann schon echt gut im Spanischsprechen.

Das wahre Leben hat einfach kaum etwas mit den beruhigenden Sprachkursen zu tun. Das Lernen geht in Wirklichkeit erst vor Ort los, „Learnin by Doing“ ist die einzig wahre und erfolgsversprechende Methode, um im Alltag so schnell wie möglich klar zu kommen.

Ich hatte in den letzten Tagen so viele enttäuschende Erlebnisse! Man denkt, man sei auf der sicheren Seite; die Aussprache hört sich schon echt gut an, und die benötigten Sätze hat man sich perfekt zurecht gelegt. Und dann gibt es diese Tage an denen das Gegenüber einen wohl einfach nicht verstehen will. Dann kommen Rückfragen, ultra-schnell gebrabbelt, mit ausgefeilter Satzkonstruktion, und bei mir bleibt der Mund nur noch offen stehen, weil ich offen gesagt NICHTS mehr verstanden habe.

Nein, kein echter Mensch spricht so wie die Leute im Sprachkurs, und das ist schrecklich ernüchternd – aber eben auch eine Herausforderung. Denn nur so geht es ans Lernen. Das Gehirn braucht diese Stimulation. In einer niedlichen Friede-Freude-Eierkuchen-Blase lernt es sich zwar angenehm, aber nicht so richtig effektiv.

Also bedeutet das für mich: Ab zum „Sprachkurs“, ich stürze mich ins tägliche Leben und vermeide keinerlei Konfrontationen. So muss ich sprechen, und das ist gut so.

 

 

 

Mit dem Bus…

…fährt man hier nicht, die knatternden, aber modern aussehenden Busse heißen hier Guaguas („uahuahs“ ausgesprochen). Aber in den Touri-Vierteln kennt man natürlich auch „Autobus“, in der Inselhauptsstadt Las Palmas könnte das allerdings doch zu arg hochgezogenen Augenbrauen führen.

Gerade beim Busfahren sind die Touris (hehe, macht Spaß sich schon als „Einheimischer“ zu fühlen) ein Bremsklotz, denn im Gegensatz zu den hier Ansässigen bezahlen diese meist mit Bargeld, und besonders gerne mit großen Scheinen. Der Busfahrer ist dann instantly etwas grummig und sucht umständlich nach dem passenden Wechselgeld, während er offenbar übelste Verwünschungen auf die vor ihm stehende Person ablässt. Ist aber nicht weiter schlimm, versteht eh keiner.

Deutlich schneller geht das mit einer Dauer-Busfahrkarte, die man auch in einer Version für nicht Residente bekommt.

Die kann man schnell übers Internet bestellen, Passfoto dazu hochladen, und nach ca. zwei Tagen kann man die Karte an einer (erstaunlich klitzekleinen) Ticketstation abholen.

Abgerechnet wird hier übrigens nach tatsächlich gefahrenem Weg. Früher musste man sich an Terminals Ein- und Auschecken beim Ein- und Aussteigen. Nun sagt man dem Fahrer beim Einsteigen das Ziel, legt die Karte auf das Lesegerät, fertig.

Die Karte wird zur Benutzung aufgeladen wie eine Prepaidkarte, wer 100 Euro auflädt bekommt dazu 40% Rabatt, also 140 Euro. Und wer den Residentenstatus hat, dazu noch mehr als 15 Fahrten im Monat nutzt, kann ab sofort kostenlos fahren. Prima Idee, denn der Durchschnittsverdienst auf den kanarischen Inseln ist deutlich unterdurchschnittlich.

Das Busfahren ist übrigens neben dem Taxifahren sehr günstig, und für relativ weite Strecken zahlt man pro Person manchmal nur zwei bis drei Euro, im Taxi auch nur ca. fünf Euro. Hier ist Taxifahren ein Volks-Verkehrsmittel, bei uns purer Luxus.

Noch zu den Bussen: Die sind unglaublich sauber, keine Schmierereien an Wänden oder Polstern, man glaubt es kaum. Und zur Unterhaltung wird mehr oder minder laute Musik eingespielt. Natürlich der ewig gleiche Latino-Zumba-Kram, aber im Urlaub passt es wohl. Mich nervt es schon ein wenig, denn ohne Autotune geht im Latin-Pop wohl überhaupt nichts mehr. Brrrr.

Trotzdem ist es eine Freude, denn hier im Bus kann man die Gepflogenheiten der Einheimischen recht gut beobachten. Und das Zuhören bringt auch einen Mehrwert, denn hier wird auch ohne Punkt und Komma gequasselt, und das schult das Ohr nochmals ungemein. 🙂

 

 

 

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(Fotos: Konsumkaiser  Keinerlei Sponsoring)


16 Gedanken zu “LIFESTYLE: TRENDBAROMETER * 03.02.2023 – FRISCH AUS GRAN CANARIA

  1. Danke wieder.
    Mir geht es immer so, dass ich Sprachen nur vor Ort lerne, natürlich mit einer kleinen Basis, aber da ersetzten 3 Wochen vort Ort (am besten viel allein oder mit Einheimischen rausgehen) locker paar Jahre Sprachkurs. Für andere passt das vermutlich, ich brauch einfach die Motivation an Ort dringend.
    Das mit dem Zahnarzt war sicher ein Schreck. Ich bin heilfroh, dass mir das nie im Urlaub passiert ist und der Hinweis, sich „Notfall“ draufschreiben zu lassen, vermutlich auch beim Arzt, ist goldwert.

    1. Liebe Iridia, ich lese Deine Zeilen und nicke dabei. Fremdsprachen sind einfach vor Ort so viel eindrucksvoller für das Gehirn. Mal davon abgesehen, dass es ein formidables Gehirntraining ist. Stures Auswendiglernen macht irgendwann keinen Spaß mehr, aber immer wieder neue Situationen erleben, zu spüren, ob die von mir gewählten Sätze auch ankommen, ob sie mich zum Ziel bringen, das ist von Mal zu Mal spannend.
      Übrigens: Gerade beim Zahnarzt stellen sich die Krankenkassen hinterher ziemlich quer. Da ist eine super ausführliche Rechnung hinterher mehr als hilfreich. Und wenn es irgendwie geht, das mit der „Notfallbehandlung“.
      Liebe Grüße
      KK

    1. Liebe Christiane, es läuft, so scheint es tatsächlich. Ich bin aber immer so ein bisschen Vorsichtig. Die Rückschläge werden kommen, und ich bin darauf vorbereitet. Es kann ja eigentlich nicht immer alles glatt laufen. Bis dahin genieße ich heute die 20 Grad und werde einen kleinen Haushaltseinkauf in der Sonne auf unserer Mini-Hauptstraße machen, mit tausenden kleinen Cafés und Inhabergeführten Geschäftchen. Das ist Entspannung pur. Am Wochenende wird durchgängig gearbeitet.
      Liebe Grüße
      KK

  2. Es bringt mir sehr viel Spaß und Freude deine “Abenteuer” zu lesen!
    Ich bin Spanierin (aus dem Festland), und seit 23 Jahre ist Deutschland meine Wahlheimat, obwohl im Herz bin und bleibe Spanierin.

    Du berichtest mit so viel Humor und Wertschätzung!
    Ich lese sein Blog seit viele Jahren, mich interessieren weiterhin die Kosmetik Berichte. Allerdings… wenn ich mittlerweile auf den Titel “Gran Canaria” lese, dann blocke ich schon gedanklich 15 Minuten (mit Cappuccino dabei) für die herrliche Lektüre.

    Ich wünsche es Euch, weiterhin liebevoll von Spanien aufgenommen zu werden!

    Maria Fatima

    1. Liebe Maria Fatima, jetzt habe ich ganz feuchte Augen. Danke für den lieben Kommentar. In der Tat fühle ich mich in deiner Heimat sehr wohl und aufgenommen. Aber es wird noch lange dauern, bis ich auch all die kleinen Dinge, wie Traditionen und Geschichte, verstehen werde.
      Ich hoffe, dass meine kleinen Berichte Dich auch noch weiterhin so gut unterhalten werden. Mir macht es jedenfalls sehr viel Spaß darüber zu berichten, es ist halt mein „kleines Tagebuch“.
      Viele liebe Grüße
      KK

  3. Kleines Tagebuch, das trifft es wirklich. Lieben Dank, dass du uns daran teilhaben lässt, immer mit der Hoffnung „Fortsetzung folgt“.
    Beste Grüße aus dem nasskalten Deutschland.
    Daniela

  4. Guten Morgen,
    ohje, direkt ein Zahnarztbesuch wünscht man sich auch nicht – aber prima, dass es gut gelaufen ist. Der Tipp mit dem Notfall ist sehr hilfreich!
    Die „Sprachdusche“ vor Ort und in all den täglichen Situationen ist wirklich die effektivste und auch die schönste Art, eine Sprache zu lernen.
    Lieben Dank für Deine spannenden Berichte und weiter alles Gute
    Adrienne

  5. Macht richtig Spaß, deine Berichte aus der neuen Heimat zu lesen. Ich genieße das sehr. Und das nicht nur, weil es hier hier mal wieder regnet. Danke, dass du das mit uns teilst!

    Nur das mit dem Zahn ist fies. Sobald da irgendwas ist, geht’s mir persönlich schlagartig richtig schlecht und ich fühle mich fast körperlich krank.^^ Mir brach kürzlich ein Stück Füllung raus, als ich auf einen Zwetschgenkern gebissen habe. Die letzte Zwetschge der Saison quasi und dann sowas! War ne teure Zwetschge. ;D

    LG Marie

  6. Lieber KK!
    Man ist vielleicht geneigt zu sagen „Na das fängt ja gut an 😕“. Ein Zahn weniger gleich in der ersten Woche….
    Es fängt aber tatsächlich gut an, du Glückspilz findest eine Arztpraxis in deiner Nähe, eine gute Fee ist dir mit Simultanübersetzung mehr als behilflich, die Rettung kostet nicht mal 100,- EUR und du kannst wieder problemlos deine Mitmenschen anstrahlen (was ja nicht unwesentlich ist beim Kommunizieren). Viva Español wie der Franzose sagt!

    1. 😂😂 Stimmt und passt wie Faust aufs Auge.
      Und was Frankreich anbelangt, wäre ich da erschreckend besser in der Sprache, obwohl mein Schulfranzösisch schon vierhundert Jahre her ist. Gestern mit Franzosen unterhalten, und es lief! Muss ich nicht verstehen, oder doch, mein Gehirn hat wohl durch den Dauerstress nen Booster angeworfen. Darf gerne so bleiben. Danke für den Lacher am Vormittag!
      Liebe Grüße
      KK

  7. Als Spanierin (aus Asturias) werde ich hier in Deutschland belächelt weil ich sooo schnell spreche (und dabei bremse ich mich schon). In Spanien dagegen heißt es „man merkt daß du in Deutschland lebst, du sprichst
    so langsam… 😀

    Falls du dich wundern solltest: In Spanien reden alle nicht nur schnell und laut, sondern auch gleichzeitig – wobei der Lauteste gewinnt.

    Denk lieber nicht darüber nach jemals „Lass mich mal ausreden“ zu einem Spanier zu sagen – es sei denn du möchtest entsetzt-ungläubige Blicke und Kopfschütteln ernten.

    Und ein weiterer Hinweis: Spanier können schon mal etwas mißgünstig sein… „Criticar“ (lästern) ist nicht so verpönt wie in Deutschland, das kann schon mal zu Irritationen führen.

    So, genug Insider-Tips fürs erste!
    ¡Ahora a pasarlo bien!

    1. Muchisimas Gracias por la valiosa Informacion. Und sehr lustig! Ja, LAUT habe ich vergessen. Alle sprechen durcheinander ist mein großes Problem, dann verstehe ich nix mehr. 😵‍💫😵‍💫
      Und das mit criticar/Lästern habe ich schon mitbekommen, das stimmt total, war aber bisher noch ganz nett bis „liebevoll“. 😉
      Liebe Grüße
      KK

  8. Autsch, das tut ja schon beim Lesen weh! Zahnprobleme sind ja immer ein Elend, und man fühlt sich erst wieder okay, wenn sie behoben sind… Da hast Du aber richtig Glück im Unglück gehabt, dass Du sogleich Hilfe gefunden hast, so dass Du Deinen Geburtstag nicht als gleichsam zahnloser Tiger begehen musstest.

    Wenn ich Französisch spreche, fluche ich bei kleinen Aussetzern in den ersten Tagen innerlich oft auf Niederländisch! Mir vollkommen rätselhaft (v.a. weil es eine grammatikalisch anders strukturierte Sprache ist), aber einer Freundin passiert das mit Englisch recht ähnlich – sie denkt dann immer auf Französisch (und macht dann sog. „falsche Freunde“: je travaille > I travel), spricht es aber auch noch leider aus – was meist zu totaler Verwirrung und bei der Aufklärung zu vielen Lachern führt!

  9. Auch ich freue mich sehr, dass du uns teilhaben lässt. 🙂 Ich bin vir 7,5 Jahren nach Israel ausgewandert, habe auch schon in Deutschland angefangen Hebräisch zu lernen. Anfangs habe ich hier auch nicht viel verstanden und Telefonieren mag ich immer noch nicht, aber da muss ich durch. Hier im Land habe ich zu Anfang auch noch 2 Sprachkurse gemacht, es war schon hilfreich, aber das „richtige“ Lernen geht nur über Hören und Sprechen im Alltag.

    Für die öffentlichen Verkekehrsmittel haben wir auch eine ähnliche Karte wie ihr, alternativ kann man auch direkt per App zahlen. Im Bus selbst kann man gar nicht mehr bar zahlen.

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