LIFESTYLE: TRENDBAROMETER * 08.11.2024 – FRISCH AUS GRAN CANARIA

Viel passiert in der letzten Woche, und ich schreibe darüber. Egal ob toll oder weniger toll, meine Gedanken, meine persönlichen Trends, teile ich mit Euch.

Nein…

……ich will nicht über Herrn T aus A schreiben. Ich hatte es geahnt, und ehrlich gesagt, war ich trotzdem überrascht. Dazu wütend auf die Menschen, aber hey, es liegt im Trend. Weltweit. Es ist wohl nicht aufzuhalten, denn Geschichte wiederholt sich offenbar wirklich ständig selbst.

Ich frage mich immer öfter, ob ich in dieser Welt noch einmal als junger Mensch aufwachen möchte, der gerade sein Leben vor sich hat. Dann wird das Grübeln ziemlich ernst, und ich besinne mich lieber dankbar zu sein, dass ich die (für mich) großartigste Zeit der Menschheit miterleben durfte.

Bei der ersten Landung auf dem Mond wurde ich geboren, wuchs auf ohne Reizüberflutung, dafür musste ich morgens um 6 Uhr durch peitschenden Regen und Schnee mehrere Kilometer zur Schule laufen. Hatte die tollsten Sommer aller Zeit mit dem Bonanzarad, Bazooka und Badehose am Baggersee.

War dabei als New Wave, New Romantics, Punks, die Neue Deutsche Welle usw. die Musiklandschaft revolutionierten und für immer veränderten – und uns auch. Dann kam der Computer, ein C64, und ich hätte mir nicht träumen lassen, was daraus mal wird…und noch werden wird.

Heute halte ich es fast schon für „Alientechnik“, dass KI mit uns „spricht“. Davon hatte ich in der Kindheit immer geträumt, und doch kamen die Roboterstimmen der Spielzeuge leider immer nur von einem alsbald ausgeleierten Tonband.

Hat schon mal jemand das neue Chat GPT 4o Voice ausprobiert?. Ich habe mich mit VPN in ein nicht EU Land gechannelt, einen kostenpflichtigen Account eröffnet, und ich wurde nicht enttäuscht. Dagegen ist Siri eine alte Klospülung mit Wasserkasten. Auch wenn ich heute nicht noch einmal von vorne anfangen möchte, so bin ich stolz auf die „alten“ Dinge, und so unglaublich neugierig auf das, was da noch kommen mag. Die Zukunft muss nicht schrecklich werden. Vielleicht reißen wir ja das Lenkrad nochmal rum. Mit T müssen wir (mehr oder minder) leben, die Auswirkungen könnten unsere Lebensqualität mindern. Aber der Mensch ist auch unglaublich anpassungsfähig. Also erst mal ruhig Blut.

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Umzug

Nein, nicht ich ziehe schon wieder um, sondern für meine Mutter ist es nun so weit.

Sie zieht in ein betreutes Wohnen, in einer schönen und belebten Gegend, Essen-Rüttenscheid, wenn einem das was sagt. Museum, Grugapark und eine Kiez-Einkaufsmeile direkt vor der Tür. Dazu eine eigene kleine Wohnung, in die man sich zurückziehen kann um seine Privatsphäre wie früher zu behalten. Doch wenn es sein soll (oder muss) ist ein Pflegebetrieb angegliedert.

Verköstigung, Reinigung, Begleitung zum Einkaufen, Ärzten und Co ebenfalls. Es war ein echter Glücksfall, dass uns diese Möglichkeit angeboten wurde, und mittlerweile koordiniere ich mir aus der Ferne die Finger wund, damit alles zum geplanten Termin funktioniert.

Das geht nur mit extrem lieber Hilfe vor Ort, die ebenfalls aus unverhoffter Richtung kam. Ausgerechnet jetzt fällt hier bei mir in Spanien noch ein Mitarbeiter wegen Krankheit ein paar Wochen aus, sodass ich in den letzen zwei Wochen wieder ohne freien Tag durchgearbeitet habe. Dazu die seelische Belastung, ob die Mutter nun auf den letzten Metern auch noch mitspielen wird, und dass man das alles letztendlich selbst Schuld ist, weil man ja unbedingt das Land verlassen musste.

Nicht einfach, so einfach die Gedanken zu sortieren, sich wieder „Luft“ zu verschaffen, denn solch eine Art Panik ist ja nun auch nicht zielführend. Also sind wieder einmal Flug, Leihwagen und Hotelzimmer gebucht (Hochsaison = unglaublich teuer!), um den letzten Umzug im Leben meiner Mutter zu begleiten.

Dazu muss ich noch warnen! Wartet mit den Eltern nicht zu lange auf all diese Entscheidungen. Und leider warten die allermeisten (ich auch) zu lange. Nun ist es sogar viel zu schwierig für die demente Person zu entscheiden, was man mitnehmen möchte, und was man unbedingt behalten will.

Mal gar nicht zu reden von dem blöden Satz „Einen alten Baum verpflanzt man nicht mehr“, den ich zu hören bekam, als sich meine Mutter gegen ein Leben in Spanien entschied. Tja, und was ist jetzt? Wird hier nicht gerade auch wieder ein alter Baum zwangs-verpflanzt? Um es mal ganz offen und ehrlich zu sagen: Ich hätte meiner Mutter bis zu ihrem Lebensende den Popo abgewischt, wenn sie es nicht mehr gekonnt hätte. Nun wird es in relativ naher Zukunft eine wildfremde Person tun. So viel zu falsch verstandener Rücksichtnahme.

Wir können die Zeit nicht mehr zurückdrehen, und man lernt manche Dinge im Leben leider viel zu spät. Aus den Fehlern der anderen Leute wird auch viel zu selten gelernt, zu weit weg erscheinen all diese problematischen Jahre, über die man sich besser nicht all zu tiefe Gedanken machen möchte.

Was ich nur an alle Eltern weitergeben möchte: Regelt Eure Belange so früh wie möglich ganz genau. Formuliert Eure Wünsche, den ungeschönten eigenen Willen, so klar und deutlich wie möglich, als ginge es um einen Pakt mit dem hinterlistigen Teufel! Die Kinder haben es nicht verdient, wenn sie eines Tages für ihre Eltern all diese Entscheidungen treffen müssen, wenn man vorher (und in regelmäßigen Abständen überprüft) an alle Eventualitäten gedacht hat.

Wie schrecklich, wenn die Kinder diese Last tragen müssen, und wenn man selbst womöglich spürt, dass man zu einer Last geworden ist. Und bitte nicht denken, dass es alles nur am Geld liegt. Es gibt unglaublich gute, herzliche und effektive Hilfe von den altbekannten Organisationen in den Stadtteilen. Zum Beispiel der Caritas, um da mal nur eine zu nennen. Und nein, dazu muss man kein gläubiger Christ sein um diese helfende Hand anzunehmen.

Und das wäre mein zweiter Tipp: Hilfe suchen! Es gibt sie! Man muss das nicht alles alleine stemmen. Im Zweifelsfall die Pflegeberatung der Krankenkasse kontaktieren, das geht mitunter Tag und Nacht.

Und da dieses Thema so unglaublich individuell ist, dass man es kaum verallgemeinern kann und darf, will ich hier auch enden, das mal so stehen lassen. Und nun rufe ich das Sanitätshaus an und bestelle das letzte Bett meiner Mutter. Ein Pflegebett.

Alles Liebe aus der Ferne! ♥


13 Gedanken zu “LIFESTYLE: TRENDBAROMETER * 08.11.2024 – FRISCH AUS GRAN CANARIA

  1. Lieber KK,

    ein Text der mich sehr berührt hat. Ich oute mich als gleicher Jahrgang und der Abriss deiner Jugend spiegelt meine ebenfalls wieder.

    Es war eine geile Zeit!

    Deiner Mutter alles Gute in der neuen Wohnung und Umgebung.

    Danke fur die Tipps am Ende, das macht Sinn sich im Vorfeld darüber Gedanken zu machen.

    Liebe Grüße von Kerstin, aus Bayern – die Grüße gehen an alle, ihr seid eine nette Community hier.

  2. Guten Morgen,

    diese Rückblicke………, ich hatte fast die gleiche Kindheit aber die Schulen immer in der Nähe. Was bin ich froh keine Kinder zu haben, die könnten einen ja auf Schmerzensgeld verklagen.

    Ich freue mich, das es mit Deiner Mutter so gut läuft. Das hätte anders sein können. Alles mit den Eltern rechtzeitig regeln, schöne Theorie. Das klappt vielfach noch nicht mal in einer Ehe. Meistens rennen sich die jüngeren Ehefrauen den auch schon alten Hintern ab, weil der alterssture Esel Totalverweigerer ist. War bei meinen Eltern so und ich habe gelernt. Passsiert mir nicht.

    Dann kannst Du ja Erfrischungsstäbchen und Mortadella mit Ei schmuggeln, auch nicht schlecht.

    Liebe Grüße

    Christiane

  3. Das war ein sehr ergreifendes, persönliches und informatives Trendbarometer. Es hat mich sehr berührt, beide Themen.

    Vielen Dank dafür

  4. Lieber KK,

    ich bewundere deinen liebevollen Einsatz für deine Frau Mama. Wundervoll, dass du auch auf Hilfe vor Ort vertrauen kannst und du sie in guten Händen weißt. Mein Eindruck von außen ist, dass du mit größter Empathie deiner Mama in dieser Lebensphase das Allerbeste ermöglicht hast und sie auch dankbar und glücklich ist. Alte Menschen brauchen viel Ruhe und Zeit für sich, du musst also kein dauerhaft schlechtes Gewissen haben, dass du nicht ständig bei ihr sein kannst.

    Ja – unsere Jugend und unser Erwachsensein verbrachten und verbringen wir in der besten und unbeschwertesten Zeit. Doch jetzt haben die Autokraten einen Höhenflug, Bildung finden auch viele aus dem Volk überbewertet und die Spaß- und Geiz ist geil-Gesellschaft wird immer infantiler. Mein Eindruck.

    Wir leben jetzt und hier – machen wir es uns so schön wie möglich und seien wir stets nett zueinander – wir sitzen alle im selben Boot. Auch T und Konsorten haben ihr privates Pinkerl zu tragen, Gott sei Dank!

    Herzliche Grüße ins sonnige Spanien! 👍

  5. Mich hat dein Beitrag auch sehr nachdenklich gemacht. Ein Grab für meinen Mann und mich gibt es schon und eine patientenverfügung steht bei uns beiden groß auf der Liste.

    Oft habe ich mir die Frage gestellt, ob ich wieder Kinder in die Welt setzen würde wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte. Definitiv ja. Jede Generation hatte bedenken. Natürlich wird alles schnelllebiger und alles verändert sich viel zu schnell. Aber ich glaube, den Eindruck hatten unsere Vorfahren auch. Abgesehen davon, glaube ich trotzdem, dass es uns (unsere Generation und unsere Kinder) sehr gut geht. Da waren leider früher ganz andere Zeiten dabei

    Danke, für diesen Bericht

    liebe Grüße

    Natascha

  6. Meine Kindheit (geb. 1968) verlief offensichtlich völlig anders als deine. Ich bin zwar auf dem Land aufgewachsen, aber einen Baggersee gab es hier nirgendwo. Bonanzaräder waren nur für Jungs. Kilometerweit zur Schule musste ich auch, allerdings mit dem Schulbus. 😀
    Heute geben die Eltern den Lehrern die Schuld an schlechten Noten, bei mir gab es bei Noten, die schlechter als eine 2 waren, Taschengeldentzug…. Und die Musik der 80er war damals schon grausam, heute ist sie unerträglich. Mit Ausnahme von Rockmusik, da war dieses Jahrzehnt das Non-plus-Ultra!

    Alles Gute für deine Mama! Ich habe nichts verfügt, ich hab keine Kinder. Hat nicht sein sollen!

    LG Andrea

  7. Schwierig und sehr emotionales Thema. Ich hoffe, für Deine Mutter und für Dich fügt sich alles so, dass ihr gut damit zurecht kommt.

    Wenn erst die Kinder zur Verantwortung gezogen werden, in welcher Art auch immer, ist es sicher schon zu spät. Wir hatten sehr vorsichtig das Thema mal zum 78. bzw. 79. Geburtstag der Eltern angesprochen. Zu dem Zeitpunkt entstand ganz neu ein „Seniorendorf“ bei uns ganz in der Nähe. Mit kleinen Bungalows und auch Wohnungen, das Ganze mit möglichem Anschluss an die Caritas als unmittelbaren Nachbar. Wir bekamen dann fast entrüstet gesagt, da würde man sich doch jetzt noch keinen Kopf drum machen.

  8. Lieber KK,

    alles Gute für deine Vorhaben und hoffentlich lebt deine Mutter sich schnell ein. Einen schönen Platz in der guten Senioreneinrichtung zu bekommen, ist schon mal ein echter Glücksfall, beliebte Häuser haben nicht selten lange Wartezeiten.

    Ansonsten kann ich deine motivierenden Worte nur unterstreichen! Ich habe mein Berufsleben (beratend) im Seniorenbereich verbracht und so oft erschrockene Angehörige erlebt, die plötzlich und ohne Vorbereitung und Kenntnisse vor schweren Entscheidungen standen, dass ich mein Umfeld seitdem immer wieder damit nerve, rechtzeitig vorzusorgen. Vollmachten (evtl. auch für Bank und Digitales), Patientenverfügung und Testament sind eine gute Grundlage. Und das in jedem Alter.

    Wenn ich darüber hinaus festhalte, wie ich mir mein Leben im Alter vorstelle oder sogar schon geregelt habe, ist das eine große Hilfe für alle, die einmal handeln müssen. Man muss sich nur einmal überwinden, es anzugehen, dann ist es gar nicht so schlimm und kann eine große Beruhigung sein.

    Liebe Grüße

    Isa

  9. Falls du noch ein Umzugsunternehmen benötigst in E. hätte ich aus eigener Erfahrung eine dicke Empfehlung. Kannst mich gerne anschreiben.

    Ein schönes Wochenende allen

  10. Da hast Du einiges hinter Dir, und auch noch vor Dir. Es liest sich so, dass nun, nach viel Arbeit, alles einigermaßen kalkulierbar erscheint, und das zumindest ist die halbe Miete und darf beruhigen, und Deine Mutter scheint wohl mitzuspielen.

    Bei meiner Mutter schwanken die Ansätze etwas – mal gibt es den Willen, alles vollumfänglich zu regeln, mal will sie nichts davon wissen, weil das alles so fern sei (sie ist 80). Immerhin ist sie gesund, aber das kann sich natürlich schnell ändern.

    Vor Corona war sie drauf und dran, auch in ein betreutes Wohnen zu ziehen, hatte sogar schon einen Platz in Aussicht und Überschüssiges aussortiert. Aber nachdem in den lokalen Residenzen mehrfach die Krankheitswellen mit einigen Leuten, die das nicht lebend überstanden haben und die sie gut kannte, durchgelaufen sind (Personal ohne Schutzmaßnahmen unterwegs usw., das Übliche eben), will sie da nicht mehr hin.

    Zudem soll sich die Tochter nicht in ihre Angelegenheiten mischen – sie aber ganz schnell und am besten gestern lösen, wenn es ihr zu viel wird; weil schwierige Dinge verschleppt werden, wird oft noch ein eiligst zu lösendes Drama daraus, das man organisatorisch und emotional wieder einfangen muss. Interessant und ziemlich beunruhigend ist der zunehmende Grad der Überforderung bei ihr, so dass man nach und nach die Verwaltung an sich ziehen muss, was nicht leicht ist, wenn sich jemand dagegen sträubt, solange die Dinge gut laufen, und während des Chaos kann man nicht darüber reden.

    Alles, was ich von ihrer Seite in die Finger bekomme, sammle ich in Ordnern, dazu Kontaktdaten örtlicher Ansprechpartner – denn ich lebe auch nicht gerade um die Ecke. Und es steht zu befürchten, dass dann mal wieder alles ganz furchtbar schnell gehen muss, aber natürlich (eigentlich verständlich, aber nicht immer möglich:) mit optimalster Lösung im besten Zimmer usw.

    Ganz viel Glück und Kraft wünsche ich Dir 🍀!

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