In Spanien gelandet, habe ich gerade wieder mal meine „französische Phase“, zumindest was Musik angeht. Und wer stilvoll-moderne Musik zu schätzen weiß, die einem nicht den letzten Nerv raubt, sondern sich elegant an das Rolf Benz Sofa schmiegt, wird mit dem neuen Album von Etienne Daho glücklich werden.
Ausgerechnet in Spanien entdecke ich meine Liebe zur französischen Kultur neu, auch interessant. Das mag auch daran liegen, dass mein Spanisch zwar poco a poco besser wird, ich aber derzeit die größeren Fortschritte mit meinem eingerosteten Französisch mache. Da auf der Arbeit wirklich niemand Französisch spricht, wir aber doch eine Menge französischer Kunden haben (und frankophone Belgier natürlich auch), frischt sich mein Französisch ganz automatisch wieder wie von Zauberhand auf.
Einmal erste Hemmungen überwunden, plappert…äh…parliert es sich erstaunlich flüssig, und es fallen mir Worte und Wendungen ein, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie noch drauf habe. Was ich aber ganz toll finde: Wenn man bereits eine kritische Menge an Grundwortschatz abgespeichert hat, sodass man sich durch verbales „Herumeiern“ trotzdem ausdrücken kann.
In manchen Situationen fehlt mir das im Spanischen doch noch arg, da muss ich dann manchmal ziemlich einseitig antworten oder Fragen stellen, sodass ich immer Angst habe, für einen dummen deutschen Quadratschädel gehalten zu werden. „Cabezas cuadradas“, so werden (nervige) Deutsche hier öfter mal genannt, und ich weiß teilweise auch warum…

Da passt es ganz wunderbar, dass ich letztens bemerkte, dass es bereits seit einiger Zeit ein neues Album des französischen Popstars Etienne Daho gibt. Etienne hat eine wunderbar unaufgeregte Stimme, sowas kann ich immer hören, ohne dass es mich irgendwann mal nervt.
Die Single „Virus X“ zeigt dann auch wohin die Reise geht: Ziemlich elektronisch, aber auch hypermodern. Das zeigt sich besonders, wenn man die erst einmal harmlos klingenden Songs über einen guten Kopfhörer hört. Also „hypermodern“ im Sinne von weg von den plakativen Schmeißmichandiewand-Sounds, die gut zum gehypten TikTok und K-Pop passen, hin zu extrem unerwarteten Harmonieänderungen, bis zur Disharmonie, jedoch immer smooth zusammengefügt.
Warnung: Übers Küchenradio klingt es eher wie Fahrstuhlmusik, erst über eine gute Anlage (oder den bereits erwähnten Kopfhörer) hört man die nötigen Einzelheiten, die dieses Album für mich aussergewöhnlich spannend machen. Da gibt es zum Beispiel einen Zahnarztbohrer-Sound, der immer mal ein Lied untermalt, den man sonst gar nicht hört, über Kopfhörer aber wie das Salz in der Suppe wirkt. Das hat mich wirklich erstaunt, und veranlasst heute diesen kleinen Musiktipp zu hinterlassen.
Wer also elegante Hochglanzmusik aus Frankreich mag, die sich anhört wie Nouvelle Vague trifft Electrobeats, und sich auch über Gastsängerinnen wie Vanessa Paradis und Jane Birkin freut, sollte in das Album „Tirer la nuit sur les étoiles – Only For You“ unbedingt ausgiebig reinhören.
Eher konventionell-elektronisch:
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Hymnisch und elegant (und wer hört die Whiter shade of pale Orgel heraus?):
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(Foto: Screenshot, Album selbst gekauft, keinerlei Sponsoring.)
Danke für den Tipp, Etienne Daho mag ich schon seit Anfang der Neunzigerjahre. Er hat eine beruhigende Stimme. Tool wird sofort runtergeladen.
Na, das ist genau mein Geschmack. Danke fürs erinnern. Beim Suchen in Deez** gefunden, dass ich schon einiges von ihm in meiner „Frankreich „Playlist habe. Sehr schön: Dann darf ich den Grippe- Tag heute mit seinen neueren Alben verbringen.
Gute Besserung! 👍☀️