KK INTERN: LIKES UND HERZCHEN VON DER STEUERFAHNDUNG (INFLUENCER-MARKETING TEIL 3)

Das Leben der reichweitenstarken Influencer scheint himmlisch zu sein: Ständig die neuesten Klamotten tragen, permanent an reinweißen Stränden herumlungern, unzählige Gläschen Champagner auf wichtigtuerischen Partys trinken, und dafür auch noch Geld bekommen. Doch es wird auch etwas geboten: Schauspielkunst! Authentizität mimen und dabei geschickt eine Werbebotschaft nach der nächsten zu platzieren, das ist (fast schon) harte Arbeit. Doch es scheint, die Zeiten werden rauer. Nicht nur Abmahnungen wegen Schleichwerbung fliegen den glamourösen Werbeexperten ins Haus, nun müssen sie sich auch noch mit dem Finanzamt herumschlagen. Ist doch gemein, oder…?

 

„Was möchtest Du später einmal werden?“  „Influencer!“

Neben dem YouTuber „Flying Uwe“, der momentan gegen eine 10.000 Euro Abmahnung anstrampelt, und ein paar anderen Gesellen, hält sich hartnäckig das Gerücht, dass es Deutschlands Vorzeige-Influencerin Caro Daur auch nicht so ernst mit der Werbe-Kennzeichnungspflicht genommen hat, und sie sich nun mit Abmahnungen und Steuerprüfungen herumärgert. „Kein Kommentar“, wenn man Frau Daur direkt fragt. In ihren neuesten Blogposts prangt nun übrigens plötzlich das Wort „Advertisement“ prominent in der Artikelüberschrift – na sowas.

Auch von anderen Bloggern/YouTubern/Influencern hört man zu diesem Thema nicht viel, denn da kann man sich eigentlich nur in die Brenneseln setzen, so scheint es. Und mit der Steuerfahndung ist man auch nicht gerne auf Tuchfühlung.

Das Geschäftsmodell lohnt sich für die Top-Influencer

Dass da etwas losgetreten wird, war aber auch nur eine Frage der Zeit, denn was die deutschen Top-Influencer so verdienen ist nicht von schlechten Eltern. So können die windigen Werbebeutel geschätzt pro 10.000 Follower ungefähr 100 Euro verlangen. Top-Influencer kommen so auf ca. Tausend Euro (und deutlich mehr) pro Bild auf Instagram.

Dabei muss man wissen, dass der Aufwand auf Instagram nicht wahnsinnig hoch ist: Sicher, man muss Geld für den Fotografen ausgeben, denn die influencenden Schöngeister knipsen nicht selbst, das können die ja nicht so gut es soll ja professionell aussehen (soviel dann zur Authentizität).

Für einen längeren Blogpost muss man sich dagegen ein paar interessante Geschichten ausdenken, also viele Sinn machende Worte und Sätze aneinanderfügen. Auf Instagram reicht meist ein: „Hallooo ihr Süüüßen!!! Heute auf dem Bahnhof habe ich total süüüße Tauben gesehen!! Da musste ich gleich an meine neue Mascara von #Frèrejaquesdeparis denken, die macht Wimpern, als wären es Flügel. #flügelmascara #supitoll #niemehrohne #undmorgendienächstesaudurchsdorftreiben“

Mal so nebenbei: Wer auf diese Insta Werbebotschaften hereinfällt, sollte eigentlich den ganzen Tag über mit dem gesamten Kopf in Mascara getunkt werden!

Finanzämter wittern Morgenluft

Jedenfalls kann man verstehen, wenn die Finanzämter langsam juckig werden, sich überwinden und auch zu regelmäßigen Bloglesern werden (gibt es dafür eigentlich einen Gefahrenbonus?). Die Steuergesetze gelten eben für alle, die Einnahmen erzielen – und im Fall von zB. Caro Daur ist es geschätzt eine Million Jahreseinkommen.

Aber auch bei den kleineren Vertretern der Branche wird mittlerweile genau hingeschaut. Da geht es dann eher um so banale Dinge, wie oft die Umsatzsteuervoranmeldung gemacht werden muss, oder ob eine Gewerbesteuer fällig wird. Alles Dinge, die sich für Influencer anhören wie das Wort „Knoblauch“ für Graf Dracula. „Umsatzsteuja…watt?“

Doch hey, die meisten von denen sind doch bei Agenturen unter Vertrag! Haha, natürlich machen die gar nix mehr selbst, es wird optimiert und feingetuned wo es nur geht (Ich wiederhole mich: so viel zur Authentizität). Und dann „vergessen“ die Mitarbeiter im Designer-Loftbüro in Berlin Mitte, dass ihre Schützlinge Steuern zahlen sollten, und „Werbung“…äh…“Ad“ über ihre Ergüsse schreiben müssen? Straftäter wird man in Steuerdingen übrigens schnell, Unwissenheit schützt vor Strafe nicht!

Sicher ist: Im Falle eines Rechtsstreits besteht bei Influencern eher keine Fluchtgefahr. Selbst wenn sie sich in der Ferne befinden, können sie ja nicht anders und posten Fotos ihres Aufenthaltsorts…

Let´s make some money

Trotzdem nimmt das Ausschlachten von Beiträgen auf Blogs, Instagram und den anderen Social Media Plattformen nochmals Fahrt auf. Die Kleinen wollen jetzt auch mitmachen. Blogs, die noch vor kurzer Zeit stets mit einem Heiligenschein statt dem Wort Werbung versehen waren, schreiben urplötzlich „Sponsored Posts“, machen abenteuerliche Kooperationen und betteln um Spenden („Schenk´mir einen Kaffee“) per Paypal. Übrigens: Zuwendungen per Paypal („Spenden“) sind ebenfalls steuerpflichtig.

 

In diesem ganzen Wust, weiß man allerdings nur eine Sache ganz genau: Man weiß, das man (fast) nichts weiß. Die Gesetzeslage ist noch in weiten Teilen ungeklärt, und es hagelt Empfehlungen, aber so richtig sicher ist sich niemand.

Der kleine Wald- und Wiesenblog Konsumkaiser hält das ab sofort so:

Selbst bezahlte Produktbesprechungen kennzeichne ich NICHT mit „Werbung“, auch wenn das Produkt von mir gelobt wird.

Bei zugeschickten Pressemustern werde ich das Wort „Werbung“ über den Blogpost schreiben, wenn ich auch eine direkte Verlinkung zur Bezugsquelle einfüge (kein Affiliate Link!). Bei Einladungen zu Bloggerevents mit Kostenübernahme, werde ich Berichte darüber als Werbung kennzeichnen. Das gilt auch für Gewinnspiele auf dem Blog mit gesponserten Produkten.

Dazu muss ich euch erzählen, wie vielen Kooperationen ich in letzter Zeit ein Abfuhr erteilen musste. Schlicht, weil ich noch so viele selbstgekaufte Produkte in der Warteschleife habe, die alle noch besprochen werden möchten. Da kann ich doch nicht noch mehr Produkte stapeln. Selbst gekaufte Sachen haben bei mir Vorrang. Deshalb wird das Wort „Werbung“ hier auch nicht oft zu sehen sein!

„Sponsored Posts“ (also Geld für einen Schreibauftrag bekommen) wird es hier ebenfalls nicht geben. „Affiliate Links“ ebenfalls nicht. Und gebettelt per Paypal wird schon mal gar nicht. Das bedeutet, das Finanzamt Essen kann gerne Follower beim KK Blog werden, aber zu holen ist hier nix! Meine Steuern bezahle ich irgendwie lieber für meinen Knochenjob.

Liebe Grüße!

 

 

 

 

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(Grafik: FreestockPixx    Keinerlei Sponsoring)

 

 


19 Gedanken zu “KK INTERN: LIKES UND HERZCHEN VON DER STEUERFAHNDUNG (INFLUENCER-MARKETING TEIL 3)

  1. Das macht dich noch sympathischer. Seit ich vor Kurzem deinen Blog entdeckt habe, lese ich mit großem Interesse. Dankeschön!

  2. Guten Morgen, ich danke Dir, dass es so handhabst bzw. Du Dich nicht kaufen lässt. Man kann es wirklich schwer ertragen und man hat schon gar keine Lust mehr Blogs zu lesen bzw. Instagram zu öffnen. So eine verkehrte Welt. Eigentlich sollte ich Instagram löschen.
    Am Anfang hab ich mir dort gern Fotos angesehen, aber jetzt ist es Dauerwerbung. Und anscheinend funktioniert es ja. Das schlimme ist, dass Leute sich nicht mal mehr Mühe geben. Und dann dieses offensichtliche betteln an die Firmen. Da wird im Video ein Wunsch und die dazugehörige Firma verlinkt und oh Wunder ein paar Wochen später das Produkt vorgestellt. Ich meide inzwischen die Firmen, die das so extrem auf Instagram machen und kaufe absichtlich nichts mehr.
    Viele Grüße Dani

  3. Lieber Jörg, du warst mir schon immer lieb und sympathisch, aber dieser Kommi bestätigt es noch !
    alles liebe aus Berlin !

  4. Dem gibt es nichts hinzuzufügen!
    Obwohl ich bei Dir doch schon das ein und andere Vokabular im Sinne von:“ hey Ihr süßen , ich habe heute voll die Mega supi dupi wirkungsvolle Spitzencreme für meine süße, samti Haut entdeckt…“ 😆
    Mach bitte genauso weiter wie bisher!
    Lass Dich nicht verbiegen. Genau deswegen lese ich so gerne Deine Beiträge! 💐

  5. Lieber KK,
    Danke für Deine Aufklärung, bei Deinem Blog weiss ich immer genau woran ich bin und dass ich mich auf echte Reviews verlassen kann.
    Ich lese auch einige Blogs, die mehr Werbung machen, ggf. auch manchmal Sponsored Content, und lasse mich da von meinem Gefühl leiten, ob es mir gefällt und ich weiter dabei bleibe. Von mir aus kann man mit einem Blog, Instagram etc. auch Geld verdienen, aber ich muss als Leser auch etwas davon haben und keinen langweiligen Standardtext vorgesetzt bekommen. Kaufempfehlungen akzeptiere ich sowieso nur nach einem ausgiebigen Selbsttest mit Fotos der Blogger und Co, so wie Du das machst, einfaches Unboxing a la „die Verpackung ist sooo toll“ animiert mich gar nicht.

  6. …. genau deshalb ist dies auch mein liebster Blog. Vielen Dank an der Stelle für die viele Arbeit, die Du Dir hier machst ☺
    LG, Silke

  7. Klasse, super geschrieben, toller Humor. Trotzdem ist es ein ernstes Thema.
    Ich mag auch nicht mehr auf Inst gucken, zu viel Werbung. Bei Facebook auch. Und manche Bloggerinnen werden plötzlich geldgeil, unzuverlässig oder posten penetrant Fotos ihrer Kinder. Kann man die da nicht raushalten?
    Irgendwie finde ich in dieser Sparte kaum noch Blogs, die Spaß machen. Entweder Kommerz oder missionarisch (inci Blogs).
    Bitte weiter so!

  8. Ich finde das so toll, wie ehrlich du bist und das dachte ich mir schon, daß du das so machst.
    Lese dein Blog jetzt schon über ein Jahr und bin so froh daß ich es entdeckt habe, weil ich soviel wertvolles gelernt habe über Hautpflege und super tolle Produkte (wie Highdroxy)
    Ich schätze dein Blog sehr und freue mich jeden Tag auf Deine Themen,
    Liebe Grüße

  9. Ich denke immer, nicht umsonst ist bei den Worten Influencer und Influenza bei vielen kein Unterschied in der Aussprache spürbar. Ist ja auch beides eine Seuche. 😋

    Du wirkst echt, hast Ecken und Kanten. Deshalb wirkt es auch glaubhaft, wenn Du Mal den Jubelkaiser gibst. Wenn ich ein neues Produkt mit Verdacht auf HG entdecke bin ich auch leidenschaftlich am Schwärmen. Das darf man, das ist Lebensfreude.

    Du bist und bleibst mein einziger täglicher Beautyblog. Allerdings würde ich Fiddy Snails auch täglich lesen, so sie denn täglich Posten würde 😎

    Und liebe Grüße an Bruder Jakob mit seiner Flügelmascara 😂

  10. Das mit der vielen unmarkierten Werbung ist schlimm, noch schlimmer ist es aber, wenn man ständig betont, dass es keine Kooperationen gibt und man trotzdem ständig *ups* natürlich völlig ungewollt Produkte geschickt bekommt, die man dann auch sofort präsentiert. Sehe ich in letzter Zeit bei Instagram auch oft. Und dann wird auch zum Blackfriday mal eben die Beyer&Söhne Sonnencreme empfohlen, die man Wochen zuvor eigentlich noch ziemlich doof fand. Das gute ist, diejenigen liefern selbst die besten Gründe, ihnen einfach sofort nicht mehr zu folgen.

    Ich wünsche ein schönes Wochenende!

  11. Lieber KK,

    ich schätze Deinen „kleinen Wald- und Wiesenblog“ wirklich sehr, eben aufgrund deiner offenen und ehrlichen Besprechungen sowie deinen langen Testphasen zu den jeweiligen Produkten. Ich kann mich meinen VorrednerInnen daher nur anschließen: Mit diesem Posting bist du mir nur noch symphatischer geworden!

    Liebe Grüße an dich und ein tolles Wochenende.

  12. ALSo ich bin ja so aus den ganzen Verteilern geflogen und es ist gut so – die haben ja nix bezahlt und fürs Fame kann ich nix zu essen kaufen. Die üblichen verdächtigen verdienen mit ihren Scheiss aber auch nicht wirklich viel, da muss der Mann/Job reinbuttern.
    Isso.
    Ich bin übrigens schon ganz lange beim FA angemeldet und die weinen jedes Jahr wenn sie meine Erklärung sehen. Aber-ich mache das.

    Mit Ehrlichkeit und Arbeit ist keiner im Internet reich geworden.

    Aber ohne uns, mein Lieber, gäbe es das Internet nicht!

    Machen wir weiter 🤗

    …wir müssten uns echt zusammentun…

    LG

  13. das thema ist ja für mich besonders unterhaltsam. ich bin hobbymässig blogger – und verdiene mein geld dafür in der steuerprüfung… 😉

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