SPORT: WUNDEN FÜRS LEBEN – DER SCHULSPORT

Aus zahlreichen Kommentaren zu meinen Sportpostings konnte ich entnehmen, dass die Gruppe der „Schulsportgeschädigten“ nicht gerade klein zu sein scheint. Schon immer gab und gibt es junge Menschen, die mit unserem Schulsystem nicht zurecht kommen, eben weil sie „anders“ sind. Aber gerade der Sportunterricht in der Schule birgt oftmals das Potenzial für spätere jahrelange Psychotherapiesitzungen und eine lebenslange Sportabneigung. Zeit für eine kleine Aufarbeitung…

Unser marodes Schulsystem

Das Schulsystem in unserem Land ist marode und bräuchte dringend eine Modernisierung, wenn nicht sogar ein totales Überdenken aller Strukturen. Ich halte es in gewisser Weise für schlichtweg kaputt, und die Politik lenkt geschickt sämtliche Gelder in alle anderen Richtungen, nur nicht in die Lehranstalten (Dieses Wort!!). Schulen und Unis fallen auseinander, Lehrmaterialien sind alt oder fehlen, und die Ausstattung mit technischen Geräten ist geradezu lächerlich.

Eliteuniversitäten und Eliteschulen boomen, die Zweiklassengesellschaft beginnt ja heute bereits im Kindergarten. Vom Tellerwäscher zum Millionär? Laut gelacht, das ist so gut wie unmöglich geworden. Du bleibst was du bist (und meist auch was deine Eltern waren).

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Schulsport, eine persönliche Hölle

Einen besonderen Platz hat in meiner Erinnerung der Schulsport. War die Schule teilweise schon miefig, alt und ungerecht, so war der Sportunterricht in meinen Augen eine einzige Qual. Eine Tortur höllischen Ausmaßes, der man nicht entrinnen konnte, wenn man nicht ständig absichtlich seinen „Turnbeutel“ vergessen wollte, oder öfter mal eine Blinddarmentzündung vorspielte.

Der Teufel in meiner persönlichen Hölle hieß „Herr Hoffmann“ und war ein Sportlehrer der schlimmsten Sorte. Ein Vereinsmeier, der Fußball und Basketball vergötterte, und sich mit seinen Lieblingsschülern bestens verstand. Natürlich allesamt Sportjocks, die wohl schon seit dem 2. Lebensjahr im Fußballtrikot durch die Welt dribbelten.

Herr Hoffmann kannte augenscheinlich das Wort „Lehrplan“ nicht. Den gab es auch schon in den 70er und 80er Jahren, aber er war wohl gerade im Sport eher so eine Art „Vorschlag“. Ähnlich wie Ampeln in Italien.

Turnen? Volleyball? Leichtathletik? Wozu? Ball in die Mitte geworfen, und Mannschaften bilden, los!

Das kleine Konsumkaiserchen war aber dereinst ein dickliches und verweichlichtes Kind, welches sich (typisch Großstadtkind) gerne in geschlossenen Räumen aufhielt, und auf weiten offenen Sportplätzen schlagartig zum Agoraphobiker wurde. Dementsprechend ungeschickt  war ich damals in sportlicher Hinsicht, und die Chance gleich in eine Gruppe gewählt zu werden ging gegen NULL!

 

Was habe ich gelernt? Ich bin ein Stück Dreck…

Wie fühlt man sich, wenn man als letzter in eine Gruppe geschubst wird, die einen als Strafe betrachtet und ihre Gewinnchancen schwinden sieht? Wie ein Stück Dreck, nicht mehr und nicht weniger. Und das wiederholte sich immer und immer wieder. Ständig bekommt man mehr oder minder klar gesagt: „Du taugst nichts!“ Oder: „Du bist nicht wie wir, du gehörst nicht zu uns!“ Ja, zur Hölle, wohin gehöre ich denn? Auf den Mars? Auf den Müll?

Ein guter Pädagoge erkennt diese Situationen schon lange vorher und lässt sie möglichst nicht aufkommen (oder steuert dagegen). Herr Hoffman hat sie genossen!

Einmal wurde die Situation der Aussenseiter, die nun mal eben schlecht im Sport waren, in der Klasse besprochen: „Ich möchte heute mit euch über Mitschüler sprechen, die gehandicapt sind. Ihr kennt doch dieses Wort, oder?“ Ein weiterer Sportversager und ich guckten uns an. Was? Wir sind gehandicapt? Ist das nicht sowas wie behindert??

„Typen mit Handicap haben es nicht leicht und wir sollten auf sie Rücksicht nehmen, Jungs!“ ich traute meinen Ohren nicht. Und sofort danach, die Sportstunde war gerade drei Minuten alt: „Bildet zwei Mannschaften, wir spielen Fußball!“ Na klar!

Solche und ähnliche Situationen dürften viele von uns erlebt haben. Besonders Mädchen in gemischten Sportklassen (das war in den 70er und 80er Jahren total cool) hatten es ebenfalls nicht leicht.

Wenn sie Glück hatten, wurden zwei Gruppen gebildet und die Mädels „durften“ Gymnastik/Tanz mehr oder minder grazil üben. Was den Sportunterricht der Jungs ausfallen ließ, weil eben diese johlend und grölend zu nichts anderem mehr fähig waren als auf die hupfende Mädelsschar zu achten.

Mussten aber alle zusammen bleiben, gab es natürlich Fußball mit überambitionierten Jungs und Mädels mit blauen Flecken und verheulten Gesichtern.

Höhepunkt des Schulsportjahres waren aber die „Bundesjugendspiele“, wo man gleich in mehreren verzwickten Disziplinen zeigen konnte wie unfähig, behindert oder zumindest zurückgeblieben man war! Ich sage nur Schlagballweitwurf.  Ratet mal, wer in der Unter- und Mittelstufe nie-nie-niemals eine Urkunde bekam?

(In der Oberstufe änderte sich das dramatisch. Da reichte es mehrfach für die Ehrenurkunde. Ätsch!)

 

Was ist Schulsport eigentlich wirklich?

Eigentlich ist die Idee des Schulsports nur zu begrüßen. Auch wenn der alte Sack von Turnvater Jahn in Wirklichkeit ein Fanatiker war, der den Nachwuchs des preußischen Bürgertums zum Kampf gegen die verhassten Franzosen ausbilden wollte, denn diese brachten eine neue Art der Zivilisation. Seine Mittel waren Uniformen (einheitliche Turnkleidung), Wettkämpfe (also Kämpfe) und Siegerehrungen. Spricht doch für sich, oder?

  • Trotzdem finde ich auch heute noch Sport in der Schule gut und richtig. Allein schon dem natürlichen Bewegungsdrang in Kindern und Jugendlichen MUSS Rechnung getragen werden. Die jungen Menschen können nicht stundenlang an Stühle gefesselt sein und dabei gehirnakrobatische Höchstleistungen vollbringen. Das geht gegen die Natur!

 

  • Ausserdem ist es wichtig bereits im frühen Alter ein Bewusstsein und eine Begeisterung für körperliche Bewegung zu entwickeln. Bewegungsarmut ist ein gravierender Risikofaktor für zunehmende Zivilisationskrankheiten.

 

  • Über 50% der Kinder und Jugendlichen sind in ihrer körperlichen Entwicklung, in ihrem Haltungsaufbau, in ihrer Organleistung, in ihrer Kraftentwicklung und Koordinationsfähigkeit auffällig, geschwächt oder gar geschädigt. Kein Wunder bei 1,5 Wochenstunden Sport in der Schule und fehlendem Engagement im Elternhaus.

 

  • Im Menschen ist eine Gefühlswelt angelegt. Selbsterfahrung, Emotionalität und Erlebnisfähigkeit sind mit der Sprachentwicklung, der Ausprägung der Intelligenz und der Entwicklung der Lebensgrundhaltung untrennbar verknüpft. Bewegungserfahrung, sich selbst erleben und einschätzen lernen, die Auseinandersetzung mit sich selbst und der Natur ist unverzichtbar für eine ganzheitliche und gesunde Entwicklung. Erlebnisse und Abenteuer aus zweiter Hand über Medien sind dazu kaum geeignet.

 

  • Der Mensch ist auf Interaktion mit Mitmenschen ausgerichtet. Der Schulsport ist ein hervorragendes Feld für soziales Lernen. Im Spiel oder im Wettbewerb ergeben sich im Sport als Gemeinschaftsfach, durch die intensiven Wechselbeziehungen der Schüler/innen untereinander und gegenüber der Lehrkraft, Möglichkeiten des sozialen Miteinanders. Fairness und Gemeinschaftssinn sollten besonders hervorgehoben werden.

Zugang zum Sport: Manchen bleibt er für immer verwehrt

So schön sich das alles anhört, so ungut ist doch meist die Umsetzung. Stunden fallen aus, es herrscht Lehrermangel, oder es werden pädagogisch schlecht qualifizierte Übungsleiter als billiger Sportlehrerersatz eingestellt. Sport sollte auch nicht benotet werden, denn durch die so unterschiedlichen Grundvoraussetzungen sind sportliche Leistungen in einer Kinder- und Jugendgruppe nicht akkurat zu messen und irrelevant.

Alles Gründe dafür, wenn man später keinen Zugang mehr zum Sport findet, und ihn als unnütz abkanzelt. Dass einem dabei eine ganze Erfahrungswelt abhanden kommt, kann man Menschen nicht klar machen, die mit Sport Erniedrigung und Verletzung verbinden.

Ich persönlich konnte mich aus diesem Teufelskreis in letzter Sekunde befreien, als ich eine Sportart für mich entdeckte, die mich wirklich begeisterte: Roll- und Eiskunstlauf. Tja, damit kann man heute auch keinen Blumentopf gewinnen, und entlockt der geneigten Verwandtschaft auch kein „Ahh“ oder „Ohh“, eher ein „wie kommt der denn darauf?“

Damals aber konnte mich die Kombination aus eleganter Bewegung zu Musik und athletischer Kraftanstrengung wirklich davon überzeugen, wie toll und befriedigend sportliche Betätigung sein kann. Leistung verbessern und Abliefern, das habe ich geliebt und hat mich gelehrt nicht so schnell aufzugeben. Die Pubertät (und die damit einhergehende Eitelkeit) hat dann den pummeligen KK endgültig abgeschossen. 😉

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Meinen Sportlehrern habe ich es gezeigt, als Sportwissenschaftler bin ich heute auf der anderen Seite und kann nur verächtlich auf den Schlag Sportlehrer schauen, die uns damals gezeigt haben, was die Kinderhölle sein kann. Trotzdem bekomme ich beim typischen Turnhallengeruch und dem Anblick von alten, dicken blauen Matten Beklemmungen. Die Wunden sitzen tief.

 

 

 

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(Fotos: Konsumkaiser, Pixabay   Keinerlei Sponsoring)


19 Gedanken zu “SPORT: WUNDEN FÜRS LEBEN – DER SCHULSPORT

  1. Danke für den guten Beitrag. Ich kann mir gut vorstellen, dass es auch heute noch Schulen gibt, wo Sport nicht wichtig genommen wird und der Unterricht langweilig gestaltet wird.
    Auf der anderen Seite möchte ich die ehrgeizigen Sportlehrer erwähnen, die den Kindern Sport beibringen und zeigen möchten. Meine Tochter, 10 Jahre alt, ist in der 5. Klasse eines Gymnasiums. Dort wird, dank des Schulleiters, der selbst immer sportbegeistert war und ist, Unterricht “ nach Plan “ durchgeführt . Die Kinder lernen verschiedene Sportarten , auch mit Theorie , und sitzen später mit Bleistift in der Sporthalle und müssen einen Test schreiben. Natürlich ist das manchmal langweilig, aber spätestens , wenn meine Tochter mich fragt, ob ich wusste , “ was diese Regel heißt “ oder mich nach Muskelgruppen fragt, die bei bestimmten Sportarten besonders beansprucht werden, weiß ich , dass ihr Lehrer Spaß am Unterricht hat. Es gibt in der Schule auch eine „Sporttalentfördergruppe“, wo Kinder, die etwas mehr Sport machen möchten, an 2 Zusatzstunden Sport teilnehmen können und verschiedene Sportarten etwas intensiver kennenlernen können .
    Für mich war die Sportbegeisterung dieser Schule das ausschlaggebende Kriterium für die Wahl der weiterführenden Schule und ich hoffe, dass es noch mehr solche Schulen gibt, wo die Kinder im Sportunterricht etwas lernen und gefördert werden.

  2. KK, super geschrieben! Ich fühlte mich sofort in meine persönliche Hölle zurückversetzt!! Sogar der Geruch ist wieder da! Ich war das, was man als unsportlich bezeichnet, sah aber aus wie ne Sportskanone. Herrlich 😡😡😡😡😡
    Ich war so geprägt von diesem Horror, dass ich meinen Sohn vom Sport befreite, bevor er Ähnliches durchmachen müsste… Das hab ich aber nach einem Gespräch mit dem Super-Sportlehrer geändert!mein Sportle .hiess übrigens auch Herr Hoffmann

  3. Super, dass Du die Kurve gekriegt hast und sogar beruflich mit Sport beschäftigt bist! Krass!
    Ich bin bis heute ne Sportverweigerin😊😞,aber ich arbeite dran..

  4. Na aber hallo, die Wunden sitzen nicht nur bei dir tief. Schulsport war die wöchentliche Hölle für mich, und rate mal wer beim Völkerball (auch so ein Un-Wort; und vom sportlichen Aspekt ungefähr so wertvoll wie eine Steinigung) grundsätzlich als letzter rein „gewählt“ wurde…wobei, mit meinen 40 Kilo Lebendgewicht war ich eigentlich prädestiniert, denn ich war superdürr und entsprechend schwer zu treffen.

    Übertroffen wurde das alles nur noch durch durch die jährlichen Erniedrigungs-Festspiele, damals auch als „Bundesjugendspiele“ bekannt. Meine ebenso dürre und ebenso unsportliche Freundin Mareike und ich kannten alle Tricks! Wir wussten genau, welcher Lehrer an welcher Station mit welchem Stift die Bögen ausfüllt – Konrad Kujau hätte seine wahre Freude gehabt! Es gab auch zum Schummeln keine Alternative, denn die Ankreuz-Kästchen beim Weitwurf begannen erst bei 10 Meter… 😉

    Wie das immer so ist, über all diese Demütigungen der Jugend kann man später beherzt lachen – aber ein Beigeschmack bleibt. Unser Schulsystem (und damit eben auch der Schulsport) ist nicht erst seit gestern marode. Das war es eben auch schon vor 30 Jahren…

  5. Ach ja, der Sportunterricht…. Mich hat er früher tierisch gelangweilt, aber man macht halt mit. Was mich bei unserem Sohn schon immer geärgert hat: Bis zur achten Klasse Klasse hatten die Schüler in einer Woche nur zwei Stunden Sportunterricht, der auch nicht gerade der Beste war, dafür aber vier Stunden Religion? ( Bayern halt ). Jetzt ist er auf der Hauptschule ( die pubertäre „Null-Bock-Phase hat zugeschlagen ) und was soll ich sagen? Sport macht auf einmal wieder Spaß, sind jetzt vier Stunden in der Woche, davon zwei ein Tanzkurs für Standardtänze in einer Tanzschule, da es lt. Meinung des Direktors zur Allgemeinbildung zählt. Die Eltern finden es gut und die Schüler nach anfänglicher großer Skepsis und Belustigung auch. Die ganze Klasse hat Spaß daran. Tja, so kann es also auch gehen.

  6. Lieber KK,
    dein Bericht und vor allem das BILD!!! hat längst Verdrängtes wieder ans Tageslicht befördert. Ich hatte als Kind unglaublich Angst vor dem Bockspringen, traute mich nicht Anlauf zu nehmen und bin dann natürlich wie ein nasser Sack auf dem Teil gehängt. Ich konnte bereits Nächte vor der nächsten Turnstunde nicht schlafen.

    Das Schlimme an diesen ganzen Turnunterrichtsstunden meiner Generationen war, dass man sich als Kind damit abfindet, da einem ja jegliche Erfahrung oder der Ansatz einer Idee fehlt, wie man das auch anders angehen könnte. In meiner Gymnasiumszeit hatten wir dann eine Sportlehrerin, die es mit Musik und Aerobic versucht hat. Das war eine Offenbarung, aber wenn du das ganze Jahr jeden Montag dieselbe Musik auf einer bereits leiernden Kassette hörst und dieselben Übungen dazu machen musst, vergeht auch da die Lust.
    Ich musste über 40 Jahre alt werden bis ich mich in eines dieser Fitness-Studios vorgewagt habe. Inzwischen habe ich das für mich optimale Studio gefunden: es liegt auf dem Weg zur Arbeit, ich kann aber auch mit dem Fahrrad binnen 7 Min. dort sein. Es bietet alles was das Herz begehrt, es sind kompetente, auskunftsfähige und freundliche MitarbeiterInnen dort und es ist direkt mit einer Physio-Praxis verbunden.

    Nun gehe ich FREIWILLIG!!! ca. 5 x pro Woche für ca. 40 Min. dorthin, oft am Morgen noch vor der Arbeit. Da fängt der Tag doch gleich anders an.

    Übrigens scheinen sämtliche Sportlehrer anzunehmen, dass alle Jungs automatisch heiß auf Fußball sind. Mein Sohn war und ist bis heute nicht fußballbegeistert. Er war bis zum Studium in einem Ruderverein und es war für ihn jedes Mal eine Tortour, wenn zum Fußball aufgerufen wurde. Wollte der Lehrer den Jungs einen Gefallen tun oder war es schlichtweg Bequemlichkeit? Eine der Fragen, die wohl offen bleiben.

    LG

    Ingrid

  7. Hallo Herr Kollege 😊

    Ich weiß von was Du sprichst & bin voll bei Dir!
    Im Sport-Internat als Saupreuße im tiefsten Jodelland an einem ganz normalen öffentlichen Gymnasium hatte ich zusätzlich nichts zu lachen – Fussball habe ich gehasst (auch heute noch!), weil so öööde & inflationär im Angebot des Unterrichts, inkl. Im Sommer „T-Shirt“ ausziehen *grrrr… wurde man zusätzlich unter all den Bauernburschen gemieden… als Internatler der Eliteschule des Sports wurde man gern unwissend als Millionärssöhnchen abgestempelt (Eiskunstlauf = Klischeedenken), dem nun wirklich nicht so war (ganz durchschnittliches Einkommen der Eltern) und automatisch ausgegrenzt.

    Heute werden wirklich in der Tat Trainer, Übungsleiter vertretungsweise in Schulen eingesetzt… unglaublich!
    Zur Beschäftigungstherapie, bzw Alibi-Funktion?!? Hauptsache man hat was gemacht… (gleiches Übel Kunstunterricht!).
    Es gibt abertausende Dipl. Sport-Menschen, die händeringend auf Jobsuche sind… wie kann sowas sein?!?

    Ein ganz anderes Problem sehe ich heute in der Einseitigkeit des Schulsport-Unterrichts… Früher mussten wir auch Boden-, Geräteturnen, Leichtatlethik inkl. Hochsprung etc., hardcore Schwimmen, dass mir nachher die Arme zitterten …
    HEUTE höre ich ständig, wenn ich mich erkundige, dass fast ausschließlich Ball- & Rennspiele bis in Oberstufe abgehalten werden
    (((KATASTROPHE!)))!!!
    WEIL man Angst & Furcht vor „Eltern-Attacken“ hat… weil wenn was passiert heute die Eltern gleich auflaufen & sogar mit Rechtsanwalt drohen oder sich zumindest gleich Beschweren bis zur höchsten Instanz.
    Oder anders herum die Kinder mehr über ihre Rechte als Pflichten bescheid wissen & von ihren Eltern darin noch bestärkt werden:
    „Du musst das nicht mitmachen!“.

    Wie Du richtig schreibst, dass Elternhaus heute vergisst zu begeistern & zu „begaben“ – Heute gehen Eltern gerne ihren eigenen Interessen nach oder meiden zusätzliches stressiges Organisationsmangagement – WOBEI, Kinder könnten auch eigenständig wunderbar mit Bus & Bahn zum „Nachmittagssport“ fahren, aber heute macht man sich als Eltern gern andersherum unentbehrlich & deklariert sich ungefragt selbst zur Chauffeuse bzw Chauffeur!!!
    Krankhaftes überbetreuen & beglucken!
    Wenn nicht gefahren werden kann, dann bleibt Kind lieber brav zu hause vorm IPad sitzen.
    ANDERS:
    Die Ausländer Kinder!!! Speziell Osteuropäer – hier findest Du noch die gute alte Schule des Sports – den Sportgedanken!!! Eltern die versucht sind Kinder „zu begaben“ & zu begeistern!

    Wenn man heute Kinder auffordert auf etwas hochzuklettern oder über einen Zaun zu springen kommt gerne:
    „Wie macht man das?!?“ 😯
    Solche einfachen Bewegungsaufgaben sollte jeder Menschen irgendwann in seinem Leben ausgelebt haben… aber da nun mittlerweile in der Lehrerschaft Konfliktscheue herrscht, weil Eltern urplötzlich zu Furien mutieren können, sehe ich hier auf Dauer noch mehr schwarz als gegenwärtig.

    Schlimm für meinen Arbeitsbereich Leistungssport – mittlerweile wirds echt stressig, weil die Kinder im Schnitt sooo wenig Bewegungserfahrung mitbringen, dass man viel zu viel erklären muss!
    Ständig Rücksicht nehmen muss, statt spontan loszulegen!
    Hirnleistung bzgl. Kombinationsfähigkeit & Transferleistung & abspeichern von Bewegungsmustern immer seltener Kinder & Jugendliche anzutreffen sind, die dies können!
    Sehr bedenklich!!!

    GRUSS
    der hydro

    1. „Solche einfachen Bewegungsaufgaben sollte jeder Menschen irgendwann in seinem Leben ausgelebt haben… “
      Sollte man das? Vielleicht. Aber ich hatte da nie den Drang danach. Warum da hoch, da drüber? Hier ists auch schön. Mir wirds auf der 3. Stufe der Trittleiter schon schummrig.
      VG

  8. Auch für mich war Sportunterricht die Hölle, obwohl ich Sport und Bewegung an sich sehr mochte. Nur die Art des Unterrichts und die dort ausgeübten Sportarten waren mir zuwider. Die dazugehörigen Lehrer haben es auch nicht besser gemacht. Es sollte Wahlmöglichkeiten geben, so dass alle die Möglichkeit haben, eine für sich geeignete Sportart auszuüben. Ich kann mich erinnern, als Anfang der 80er Jahre die Aerobic Welle nach Deutschland überschwappte, viele aus unsere Klasse, auch einige Jungs, große Lust auf Bewegung zu flotter moderner Musik hatten. Aber Aerobic stand wohl nicht auf dem Lehrplan :-(.

    Man könnte mit wenig Auffwand vielen Kindern Lust an Bewegung machen. Gerade für übergewichtige Kinder ist der Sportunterricht oft die Hölle, warum nicht gelenkschonendes Radfahren anbieten. Beim Radfahren sind auch viel schneller Erfolgserlebnisse zu erzielen als beim lustlosen Kastenspringen oder beim vorsichtigen Bewegen am Spielfeldrand, wo man so tut, als würde man mitspielen, aber in Wirklichkeit nur versucht, den Spielern nicht im Weg zu stehen, um nicht auch noch deren Missmut auf sich zu ziehen.

  9. Ganz so schlimm fand ich es nicht…. 🙂
    Aber. Die im Schulsport unterrichteten Disziplinen fand ich auch meist eher befremdlich.
    Ich konnte vor der Schule schon Skifahren (rot/schwarz), Schlittschuhlaufen und ordentlich Brustschwimmen. Federball spielen und Radfahren.
    So schlimm konnte das doch gar nicht sein. Habe ich mich doch immer gern bewegt und draußen gespielt.
    Klettern habe ich allerdings gehasst.
    Anstatt die Kinder in Bewegung zu halten und vor allem für den Rest des Lebens zu vermitteln, das Sport und Bewegung was schönes ist. Und vor allem Wichtig für die Gesundheit… genau. Hat man auch mir beigebracht. Sport ist scheiße.
    Handstand. OK. Handstand abrollen. Auch. Überschlag. Nur unter Protest. Aber das dann auf dem Schwebebalken oder am Stufenbarren. Ja hallo gehts noch? Ich bin doch kein 13 jährige, 1,48m große, 28 kg schwere Ostblockturnerin. Sondern eine 14 jährige, 1,83m große, 70 kg schwere Jugendliche.
    In Hochsprung war ich natürlich der Crack. Gabs bei Mädels ab 1,15m schon ne eins. Da bin ich aus dem Stand drüber gekommen. Kugelstoß. Auch OK. Ich war einige der wenigen, die mit der 4 oder 5 kg Kugel locker über den Rand der Betonbegrenzung stieß. Laufen. Ja. Langstrecke. Gut. Aber sehr, sehr ungern. Extrem. laaaangweilig…..
    Und ja. Bei mir hat es sich auch erst geändert, als ich in der Oberstufe war. Meine einzigen beiden einser. Reli *haha* und Sport (Volleyball und Gymnastik und Tanz).
    Aber so gehts. Ich bin wahrscheinlich eine der wenigen in meinem Bekanntenkreis, seit dem Studium immer und regelmäßig mäßig Sport treibt. Und das gern. Auch mal nicht so gern. Aber ich kann nicht ohne. Wer nicht körperlich arbeitet, muss das wohl tun.
    Und: ich bin wirklich überrascht. Ich dachte nämlich Du wärst schon in der Schule der Super-Duper-Übersportler gewesen.
    LG Sunny

  10. Sportunterricht ist ja auch eins meiner „Lieblingsthemen“, denn bis zur Oberstufe habe ich ihn gehasst. Ich war immer eher das dicke Kind, wurde natürlich als letzter in Teams gewählt und mochte keinen Fußball. Zugegeben für Leichtathletik und Turnen war ich einfach völlig unbegabt, aber an sich war ich nicht unfit oder unbeweglich. Die Lehrer haben allerdings auch in meinem Fall ihre Lieblinge gehabt und es wurde alles daran gesetzt, dass die ihre guten Noten bekommen, der Rest war egal und die Dicken hatten ihre Minderleistung halt sicher.

    Zum Glück hat sich das in der Oberstufe dann wirklich geändert. In der 11. konnte man wählen und ich habe mich für Schwimmen und Basketball entschieden. Ersteres war damals mein Ding und Basketball ging auch so. In der 12 wurde es dann Rudern und das sah so aus, dass man zum örtlichen Ruderclub fuhr, deren Gym nutzte und danach noch ein paar Minuten auf dem Ruderergometer verbrachte. Da hatte ich zum ersten Mal wirklich Spaß am Sportunterricht, lag aber auch daran, dass wir alle auf einem ähnlichen Niveau waren. Es gab also keine Jocks mehr in der Gruppe. 😀
    In der 13 blieben wir dann so zusammen, nur der Lehrer wechselte. Und nach anfänglicher Euphorie hat er bemerkt, dass wir alle „Bewegungslegastheniker“ waren und Volleyball nicht das richtige ist. Danach haben wir dann ständig was anderes gemacht. Mal sind wir nur ins Freie und gelaufen, dann hat er uns gezeigt, wie man sich richtig dehnt, dann wurde Flag Football gespielt und manchmal musste man einfach nur eine Stunde lang kuriose Sachen machen, wie sich im Sitzen ein Springseil unter dem Allerwertesten durchschleudern. Ich glaube fast, der hat ernsthaft versucht uns allen zu zeigen, dass Sport gar nicht so ätzend sein muss. Und in dem Jahr hatte ich dann auch meine beste Sportnote aller Zeiten. 😀 Insofern hat meine schulische Sportlaufbahn glimpflich geendet. Nur danach habe ich nie zum Sport zurückgefunden und das hat vermutlich mit den Erfahrungen aus den vielen Jahren davor zu tun.

    Was die Lehrerausbildung betrifft, die ist gar nicht so übel. Und zu meiner Zeit vor 5-6 Jahren gab es auch wirklich genug Sportstudenten. Ich frage mich, wo die abgeblieben sind, wenn an vielen Schulen nur Ersatzpersonal zum Einsatz kommt. Aber selbst denen könnten mit wenig Aufwand kleine Kniffe aufgezeigt werden, wie man doofe Momente umschiffen kann. Fängt schon damit an, dass man das von uns allen verhasste Mannschaftswählen einfach dem Zufall überlässt und lost. Und generell finde ich, dass die Zeit in den miefigen Turnhallen mehr dazu genutzt werden sollte, dass die Schüler sich ausprobieren können. Einfach mal von allem was aufbauen und jeder macht, worauf er Lust hat. Bedeutet vielleicht zeitlichen Mehraufwand, aber da kann man die Schüler ja noch mit einbeziehen. Funktioniert sicher auch als Teambuilding Maßnahme und sie lernen organisieren und die Zeit im Auge zu behalten. Vielleicht würde dann der eine oder die andere eine Anregung aus dem Unterricht heraustragen und sich auch in der Freizeit mit einer Sportart näher befassen.

  11. Herrlich, es wurde hier schon alles gesagt, was zu sagen ist. Die Bilder sind richtig geil 😂 Beim ersten Lauf aus einem Startblock habe ich mich damals voll auf die Fresse gelegt, weil ich mit dem Oberkörper nicht hochgekommen bin 😂 Das mit dem zuletzt in die Gruppe gewählt werden, fand ich auch am allerschlimmsten. Im 5. und 6. Schuljahr gab es sogar ein Einheitsoutfit für alle. Blaue Büx und rotes Oberteil aus fiesem Material und natürlich knalle eng 😞 Schön, dass ich nicht alleine leiden musste 😉 (Das mit dem Handicap ist ja wohl der Oberhammer!!)

  12. Das sind heute ja wirklich lange Kommentare!
    Wir hatten einige Schuljahre lang Herrn Singer als Sportlehrer, der immer so komische 80′ – Jahre- Trainingsanzüge anhatte, die damals schon unmodern waren ( so aus Polyester, wohl noch aus den 70′ ern) und meist haben wir Mädels ihm übel mitgespielt. Der Sportunterricht war langweilig und er konnte sich nicht durchsetzen, wir haben ihm dann 3x im Monat die gelben Zettel gezeigt (gibt es die heute eigentlich noch? Da konnte man sich entschuldigen, wenn man einmal im Monat Bauchweh hatte…)
    Er traute sich dann nie, mal nachzufragen.
    Ich erinnere mich hauptsächlich an chaotische Sportstunden in viel zu engen, dreigeteilten Hallen und an schwierige Bodenturnübungen. Ballspiele aller Art fand ich aber immer gut.
    Nur Schwimmen war der absolute Horror, obwohl ich es heute gerne mache.

  13. Danke. Triffst es wunderbar auf den Punkt. Und beim Lesen der Kommentare fühle ich mich ein bisschen so wie in einer Selbsthilfegruppe für Schulsportgeschädigte. Balsam für die Seele! 😛

    Turnhallentrauma hatte ich – logischerweise auch. Aber dank dem Sohn, der ja seit der 2.Klasse in allen Turnhallen dieser Stadt „abhängt“, habe ich meinen Frieden mit ihnen geschlossen. Wat willste auch machen? Jedes Mal Baldrian schlucken ist ja auch keine Alternative. 😉

    LG Anna

  14. Meiner hieß Herr Groborsch. Der hat mich vom Drei-Meter-Brett geschubst, damit ich meinen „Fahrtenschwimmschein“ abschließen konnte. Ich sage nur Bundesjugendspiele. Wie habe ich die gehasst. Ballspiele mochte ich auch nicht. Turnen gern.

    Liebe Grüße Sabine

  15. Mein Trauma hieß Frau Paul und ich könnte sie jetzt noch verdammen, weil sie mir die ursprünglich vorhandene Freude an der Bewegung ausgetrieben hat. Und genau in der beginnenden Pubertät muss man so sensibel sein. Einschneidendes Erlebnis in der 9. Klasse: Wir – Jungs und Mädels – gingen zum Schwimmunterricht. Ich war neu an der Schule und bildete mir ein, schwimmen zu können – jedenfalls war es kein Problem für mich, den mittelgroßen Baggerteich bei uns hin und zurück zu überqueren. Schwimmunterricht hatte ich nie – mein Vater hatte es mir irgendwie beigebracht. Ich hatte mich echt auf den Schwimmunterricht gefreut, ging schon ins Becken und schwamm los. Plötzlich krakeelt die Paula vom Beckenrand: „Was ist das denn für ein Hundepaddeln???!!! Ab ins Nichtschwimmerbecken!!!“ Hinterher flogen solche Schaumstoffdinger zum Festhalten und unter dem Gelächter der lieben Mitschüler durfte ich den Unterricht dort verbringen. Ohne Anleitung übrigens. Klar, dass ich dann immer „meine Tage“ hatte, wenn es wieder zum Schwimmen ging. Vom Schwebebalken und Stufenbarren könnte ich auch erzählen …

    Diese innere Verkrampfung aus dieser Zeit bin ich auch nach mehr als 30 Jahren noch nicht losgeworden. Ich bin gern in der Natur, mag lange Wanderungen und gerne im Gebirge auch schwierigere Wege. Nur habe ich nichts für den Alltag und das ist ja das, was Du lieber KK, uns so ans Herz legst.

    1. Puh, wirklich verständlich, wenn man da eine Aversion gegen Sport hat. Ich kann nur immer wieder Kurse in privat geführten Fitnessstudios empfehlen! Ich leite zB. eine Gruppe, die ist total durchmischt (von 18 bis 85, Männer und Frauen), und trotz des Zusammengehörigkeitsgefühls, welches sich mittlerweile entwickelt hat, sind neue Teilnehmer immer gerne gesehen und werden herzlich aufgenommen. Und in einer so harmonischen Gruppe steht der Sport gar nicht mehr so drohend im Vordergrund. Trotzdem schwitzen wir alle ordentlich (wirklich!!).
      So etwas finde ich für Menschen mit einem „Sportproblem“ immer sehr passend. Schau dich doch mal um. Auch Vereine bieten ja Kurse an.
      Viele Grüße, KK

      1. Lieber KK – das ist sicher eine gute Lösung. Ich hatte das schon probiert, nur steht mir das Zeitproblem im Wege. Ich bin Fernpendlerin – verlasse gegen 9 Uhr das Haus und komme gegen 21 Uhr nach Hause. Danach – keine Chance, dass ich den A. hoch bekomme. Es besteht die Chance, dass meine Firma gegen Ende des nächsten Jahres die Möglichkeit von Homeoffice bietet (sind öffentliche Verwaltung und etwas später dran …) und dann kann ich das eher sinnvoll angehen. Ich war mal in einem Pilates-Kurs, der mir wirklich gut getan hat, aber um 19:30 Uhr anfing. Da musste ich in der stressigsten Stauzeit fahren und das hat mich so unter Druck gesetzt, dass ich es nicht durchgehalten habe. Aber ich bleibe dran und will wirklich etwas ändern! Hab auch schon überlegt, in Büro-Nähe etwas zu suchen, aber ich will abends irgendwie nur weg und nach Hause …

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